Langweilig war es uns waehrend unseres
4-monatigen Aufenthalts zuhause in der Schweiz wahrlich
nicht geworden und fast zu schnell hiess es erneut,
unsere Buendel zu schnueren. Am Dienstag, 8. Februar
2005, starten wir um 6.00h in Affoltern um
rechtzeitig zum Einchecken zu Flug OS 568/07.55h nach
Wien zu sein. Mit in Betracht gezogen beim Packen haben
wir eine vielleicht etwas intolerantere
Gepaeck-Abfertigung im Flughafen Zuerich-Kloten
als im vergangenen Oktober in Delhi. Michi und Katja
hueten unser Handgepaeck, das wir nicht unbedingt auch
noch am Schalter zeigen wollen, denn bei unserer ersten
Reisetasche pendelt sich die Waage bei 29,7 kg ein. Das
dadurch verursachte Stirnrunzeln bei der Schalterdame
verschwindet dann aber gnaedigst wieder, als die zweite
nur noch gute 20 kg schwer ist.
Noch ein gemeinsames Fruehstueck mit Katja und Michi in
der Abfertigungshalle, die vorlaeufig letzten Umarmungen
und Abschiedskuesse alle haben wir feuchte Augen -
dann passieren wir die Passkontrolle. Es ist hoechste
Zeit - wir suchen unsern Weg zum bereits leeren Gate B24,
wo wir schon sehnlichst erwartet werden. Man hatte uns
ausgerufen (hatten Michi und Katja also doch richtig
gehoert) und im Beisein von Fredy wird die schwere
Reisetasche mit den beiden Heizungen, dem Autoradio und
diversen Ersatzteilen geoeffnet und Details ueber deren
ungewoehnlichen Inhalt in einem schwarzen Buch
festgehalten. Dann muss Fredy das gute Stueck, zu schwer
für die abfertigende Beamtin, noch vor den
Abfertigungsraum hinaus zu einem kleinen Transporter
tragen, damit es noch mit an Bord kommt. Niemand stoert
sich zum Glueck weder an der Anzahl unserer 6 Stueck
Handgepaeck noch an deren Gewicht von insgesamt 38 kg
(erlaubt sind 2 à je 8 kg!). Wir sind unter den letzten
vier Passagieren, die mit einem Extra-Bus zum Airbus 321A
der Austrian Airlines hinaus gefuehrt werden muessen.
Hinter uns schlagen die Tuerenzu und wenige Minuten
spaeter setzt sich das Flugzeug in Bewegung. Nach Kaffee
und Zeitungslektuere an Bord landen wir um 9.30h in Wien.
Der Flughafen ist nur klein, so muessen wir mit unserer
Baggage keine grossen Spruenge machen. Im halbleeren
Airbus 340/Flug OS 033 verlassen wir Wien um
12.10h. Relativ rasch wird ein Mittagessen serviert. Da
ostwaerts, fliegen wir in die Nacht hinein, oefters von
Sturmboeen durchgeschuettelt. Nach einem kalten Imbiss
folgt das obligate heisse Tueechli, bevor wir um 23.50h
in Delhi von Bord gehen. Wir schieben unser
Gepaeck durch den green channel es
interessiert sich keine Seele dafuer, was wir da mit uns
schleppen. Das erste indische Feilschen um den Transport
in die Stadt hinein: Das Angebot beginnt bei 1'200.-
Rupees. Bei 600.- R. verlieren dann die meisten
Taxidriver ihr Interesse an uns als Kunden und versuchen
andere Dumme zu finden, aber einer der vielen
inoffiziellen Chauffeure springt in die Bresche und
bringt uns schliesslich für 350.- R. zum YWCA. |
Und was alle gewundert hat der
Camper steht unversehrt (von einer total flachen Batterie
abgesehen) hinter dem kleinen Hotel und war in unserer
Abwesenheit sogar monatlich gewaschen worden. Die beiden
in der Schweiz reparierten Heizsysteme hat der
Bordmechaniker inzwischen wieder eingebaut und an deren
Funktion seine helle Freude. Am 10. Februar rollen wir im
stroemenden Regen unter der schuetzenden Passerelle
hindurch und fliegen das erste Mal wieder aus. Beim
Auftanken, keine 2 km vom YWCA entfernt, haben wir schon
eine unangenehme Situation. Fredy setzt nach dem
Tankfuellen zurueck, um noch den Luftdruck der Pneus zu
erhoehen, als ein Lieferwagen das uebersieht und voll auf
uns auffaehrt. Das resultiert natuerlich in einem grossem
Lamento, sofort scharen sich unzaehlige Zuschauer und
Spezialisten um die beiden betroffenen Vehikel. Die
Reparatur der vielen Beulen an der Front, zum Teil schon
verrostet, sollen natuerlich wir als Touristen bezahlen.
Ein Polizist ist auch bald zur Stelle, setzt eilfertig
einen Rapport auf - ein freundlicher Passant uebersetzt
für uns ins Englische. Es geht lautstark zu, viel
Palaver, oder besser, viel Laerm um nichts. Schliesslich
verlaeuft alles im Sande - die ganze Angelegenheit kostet
Fredy einfach Einiges an Nerven und eine Tafel Schweizer
Schokolade. |
Delhi liegt vielfach unter einer Smog-Decke
und alles erscheint diesig. Temperaturmaessig haben wir
angenehme Konditionen, nachts gut 18o C,
tagesüber bis zu 27o C - Sonne wechselt sich
immer wieder mit Nieselregen ab. Wir widmen uns den
Sehenswuerdigkeiten der Stadt. Erst besuchen wir den 1938
von Mahatma Gandhi eingeweihten Lakshmi Narayan-Tempel,
besser bekannt unter den Namen des Spenders als Birla
Mandir. |
|
Leider ist er komplett
eingeruestet und das vermutlich nicht erst seit gestern,
so dass man seine ungewoehnliche Form mehr erahnen muss.
Unweit des Roten Forts parken wir spaeter in der Netaji
Subashi Marg den Camper. Wir lassen uns von einem
Rishka-Fahrer animieren und fuer 30 R. eine Stunde lang
durch die engsten Gassen des Chandni Chowks voller
Laeden für Stoffe und Schmuck pedalen.
|
|
Absetzen lassen wir uns dann vor der Jama
Masjid, die wir noch vor dem mittaeglichen Gebet
besuchen wollen. Die 1650 eingeweihte Moschee, imposant
mit ihren 40 m hohen Minaretten auf einem Huegel gelegen,
hat einen 90x90m grossen Innenhof, der 20'000 Glaeubige
fassen soll. Sehr schoen ist vor allem die Gebetshalle
mit ihren Kuppeln aus weissen und schwarzen Marmor - ein
guter Kontrast zu den sonst verwendeten roten
Sandsteinbloecken |
Das 1648 fertig gestellte Rote
Fort/Lal Qila, eine riesige Festungsanlage aus rotem
Sandstein am Ostufer des Yamuha-Fluss, enttaeuscht uns
eher - kein Vergleich zum roten Fort von Agra. Aus diesem
Fort hier wurde bei den vielen Beutezuegen nach dem Tod
des letzten Grossmoguls alles irgendwie Brauchbare
mitgenommen, und nur ein paar wenige, schlecht erhaltene
Gebaeude kann man für 100.- R. pro Person besuchen.
Am Sonntag lassen wir uns im Regierungsviertel vom Rashtrapati
Bhawan, dem Sitz des ehemaligen Vizekoenigs, heute
des Staatspraesidenten, beeindrucken, und bestaunen das Parliament
House. Wir schlendern den Raj Path hinunter, in
dessen Mitte wir schliesslich das All India War Memorial
(zu Ehren der Kriegsopfer aus dem 1. Weltkrieg),
bekannter unter dem Namen Gate of India, umrunden.
Es ist ein strahlend schoener Tag mit blauem Himmel.
Viele Leute versammeln sich oder picknicken in Gruppen
auf den Wiesen entlang dieser Paradestrasse. |
Als letzte Station fahren wir beim Denkmal zu Ehren
Mahatma Gandhi's vorbei, der ihn an der Spitze des
sogenannten Salt March zeigt. Unter seiner Fuehrung wurde
J. Nehru der erste Premierminister nach Indiens
Unabhaengigkeit von England vom 15. August 1947.
|
Bis wir jeweils unsern abendlichen
Standplatz beziehen koennen, muessen wir uns erst etwas
in Geduld ueben. Wir wohnen neuerdings am Rajiv Chowk am
Ende von Janpath Marg direkt am Connaught Circle. Erst
nach 19.ooh pflegt der Verkehr in der City etwas
abzunehmen und vor allem die Parkplaetze sich zu lichten,
auf denen tagsueber in zwei oder drei Reihen, einfach mit
nicht eingelegtem Gang und ohne Handbrems-Anziehen
parkiert wird, damit die Bewacher bei Bedarf die Wagen
umherschieben und umstellen koennen. |
|
Hier haben wir auch Kati und Jochen aus
Muenchen kennengelernt, mit denen wir uns an zwei Abenden
zum gemeinsamen vegetarischen Nachtessen suedindischer
Kueche im "Saravan Bhawan" treffen. Wir haben
uns viel zu erzaehlen und da die Beiden ebenfalls
Kaffee-Fans sind, beschliessen wir die Abende im
CoffeeDay bei herrlichstem Cappuccino.
Mittags verpflegen wir uns meist von der Strasse mit den
mit Curry-Gemuese gefuellten Teigtaschen, dazu 2
Getraenke-Flaeschli - Kostenpunkt ganze 47.- R./Fr. 1.40
fuer eine Mahlzeit. |
Mehr Geld lassen wir dafuer bei A.J.
Kishore liegen. Da gefallen uns zwei fast meterhohe
Statuen, ein Mann mit Topf und Kampfhahn, die Frau mit
einem Kind auf dem Arm, gefertigt aus Lehm und mit
Messing uebergossen, so gut, dass wir uns zum Kauf dieser
Bastar Tribal Stuecke aus Orissa entschliessen.
Hoffentlich truegt uns unser gutes Gefuehl in Bezug auf
die Verkaeufer nicht. Sonst neigen wir eigentlich nicht
dazu, fuer etwas bar im voraus zu bezahlen und dann
abzuwarten, ob die Ware auch wirklich mal in der Schweiz
eintreffen wird!! |
Einen Lebensmittel-Supermarkt gibt es
nicht hier in Delhi. So lassen wir uns mit einem Tuktuk
zum Khan Market fahren und decken uns da mit
Frischwaren wie Kaese, Wurst, Butter, Milch und Eier,
aber auch mit Fisch und Fleisch, Kaffee und etwas Gemuese
und Fruechten in den kleinen, aber sauberen Laeden ein.
Viel Personal zum Bedienen und Einpacken steht zur
Verfuegung. Der Besitzer sitzt wie eine Spinne beim
Eingang am Pult und erledigt das Inkasso. Zu unserer
Ueberraschung koennen wir sogar mit Kreditkarte bezahlen.
Das war die leichte Seite der Einkaufstour. Schwieriger
ist es dann, unsern tagsueber an einem andern Ort
abgestellten Camper wiederzufinden, da wir zu Fuss noch
durch verschiedene Gassen und den Palika Bazar
spaziert waren und nicht damit gerechnet hatten,
"motorisiert" zurueckzukommen. Der
Tuktuk-Fahrer stoehnt schon ob der dummen Auslaender und
fuerchtet um seinen Verdienst. Er beruhigt sich aber
wieder, als wir ihm versichern, dass wir einen Aufpreis
auf die vereinbarten 40.- R. zahlen wuerden, wenn er sich
bemuehe und wir nur erst einmal den Wagen gefunden
haetten. Nach zweimaligen Umkreisen der Gegend beim
Connaught zwischen Sansad und Janpath kommen uns dann die
von der Baba Kharak Singh Marg abzweigenden Gassen zu
unserer Erleichterung bekannt vor, und bald darauf
erblicken wir in einer Querstrasse das alle uebrigen
Autos ueberragende Schweizer Kreuz an der Front unseres
Campers.
Es ist schon später Nachmittag, als wir am 13. Februar
den Weg am Internat. Flughafen vorbei unter die Raeder
nehmen. Das etwa 30 km suedlich von Delhi gelegene Gurgaon
ist relativ modern und strotzt nur so von Hochhaeusern.
Hier finden wir sogar Shopping Malls, so dass wir
beschliessen, trotz des schon fortgeschrittenen Tages da
noch einen Zwischenhalt einzulegen. Allzuweit kommen wir
danach trotz guter Hauptstrasse Nr. 8 nicht mehr und kurz
vor Bheror stoppen wir fuer die Nacht an einer
wenig befahrenen Seiten-Landstrasse. Nur einmal erkundigt
sich jemand, ob wir Hilfe brauchten, ansonsten bleiben
wir ungestoert und schlafen, in etwas ruhigerer Umgebung
als in den Vornaechten in der Hauptstadt, tief. |
Es ist regnerisch, als wir am Morgen um
9.30h unsern Standplatz verlassen. Abseits der grossen
Routen findet Indien statt links und rechts der
Strasse ein Chaos. Die Transportmittel sind vielfaeltig,
angefangen von den verbeulten Bussen,Velo-Rishkas,
Moto-Tuktuk, die zum Bersten gefuellt sind, private Autos
bis zu den für Rajastan typischen Karren, hier anstelle
von Eseln oder Ochsen von Kamelen gezogen. Die Leute
leben einfachst entlang der Strasse. Alwar liegt ennet
den Avarelli Bergen. Die niedrigen Berghaenge
entlang der Strasse sind mit ganzen Scharen von Affen
bevoelkert. Sie klettern auf seltsam aussehenden Baeumen
herum, die praktisch nur aus Stamm und wenigen dicken
Aesten bestehen, da die neu ausschlagenden Zweige von der
Bevoelkerung immer wieder abgeholzt und entweder zum
Feuern oder zum Flechten von Gebrauchsgegenstaenden
verwendet werden.
Alwar hat etwa 270'000 Einwohner und einen aus
Ende des 18. Jht. stammenden Palast. Beeindruckend gross,
wird er heute von den Behoerden genutzt. In seinem
grossen Innenhof sitzen im Schatten riesiger Baeume an
Tischen mit uralten Schreibmaschinen und Stapeln von
Formularen Rechtsanwaelte, die für die verschiedenen
Anliegen und Gerichtsverfahren die noetigen Dokumente
ausstellen. In den unzaehligen Bueros im Palast selbst
landen diese Schreiben dann in deren staubigen Gestellen
oder als wahrscheinlich jahrelange Pendenzen in
zusammengebundenen Mappen aufgeschichtet auf alten
Holztischen.
Ueber eine Balustrade aussen am Palast herum gelangen wir
um das Gebaeude herum zum ehemaligen Palastteich. Die
ganze Anlage muss einmal praechtig gewesen sein. Jetzt
ist nur noch gerade der marmorne Chattri auf dem roten
Sandstein-Sockel, die Gedenkstaette an einen frueheren
Herrscher Alwars, Raja Bakhtawar Singh, von 1781-1815 in
gutem Zustand. |
In der Umgebung des Sariska Tiger
Park sehen wir am Strassenrand einige herrliche Pfaue,
die Nationalvoegel Indiens. Ich muss ich mich erst wieder
an die indische Art zu fahren und, wichtiger noch, zu
hupen, gewoehnen. Bei Shanpura kommen wir wieder auf die
Hauptroute Nr. 8 zurueck. Fast uebersehen wir die
mickrige Abzweigung nach Amber. Da findet dann
Tourismus pur statt! 6 Jht. lang war Amber die Hauptstadt
der Kachwalas, bevor Jai Singh II. 1727 nach Jaipur
umzog. Für 450.- R. kann man sich von Elefanten den
steilen Anstieg hinauftragen lassen. Wir benutzen den
Kopfsteinplaster-Weg durch das Suraj Pol fuer etwas
Fitness und geniessen einen schoenen Rundblick auf die
Mogul-Gaerten Dil-e-Aram. 100.- R. Eintritt/Kopf sind ein
im Vergleich zu Agra geradezu bescheidener Eintritt.
Natuerlich haben wir offizeill keine Kamera dabei, denn
diese wuerde wie ueberall noch extra kosten - und nach
der Torpassage kontrolliert das sowieso keiner mehr. Der
Palast wird noch ueberragt vom am Grat des
dahinterliegenden Berges 1727 errichteten Jaigarh Fort. |
|
Jaipur ist uns bekanntes
Pflaster.Wir haben hier Einiges zu Erledigen. Den Besuch
bei Oriental Insurance haetten wir uns sparen koennen.
Der Versicherungs-Angestellte ist mit unserem Fall
ueberfordert. Nach dem Ausfuellen der Application, der
Vorweisung von Fahrzeugausweis, Pass und
CH-Versicherungsausweis moechte er dann auch noch eine
temporaere indische Registration, so dass wir nach einer
Tasse Tee wieder zusammenpacken. Weltgewandter zeigt man
sich bei United India Insurance Co. Ltd., wo uns R. 799.-
nicht nur fuer die verlangten 4 Monate sondern
theoretisch gleich fuer ein ganzes Jahr davon erloesen,
weiterhin ohne Third-Party-Insurance
(Haftpflicht-Versicherung) herumzukutschieren. |
Eine Firma für den Ersatz der hinteren
Blattfedern zu finden, ist dann noch um einiges
schwieriger. Am Nagar Transportation, hierzulande
bezeichnet man damit nicht eine Firma, wie wir erst
annehmen, sondern den Ort, wo allgemein an der Peripherie
der Staedte schwere Vehikel geflickt werden. Allerdings
wollen all die Handwerker unsere noch von Tibet her
defekten Blattfedern, die für hiesige Verhaeltnisse ja
immer noch mehr als gut sind, nur richten, schweissen und
reparieren. Mit etwa Glueck finden wir ein kleines
Geschaeft mit Ersatz-Nirman-Federblaettern. Innerhalb
eines Tages - Arbeitszeit ist hier 10.30-19.00h, wird
unter Fredy's Ueberwachung auf blossem Dreckboden in der
Gasse "geliefert und gelafert". Wir koennen
nicht unterscheiden, wer alles fuer die Erledigung dieses
Jobs angestellt und wer nur Gaffer ist. Obwohl es
unmoeglich war, Kontrolle ueber unser Werkzeug zu
behalten, ist am Feierabend noch alles vorhanden, und die
Reparatur durchaus bezahlbar: 2 neue Federn-Pakete
(allerdings ohne die fuer den hier nicht hergestellten
Iveco Hauptblaetter) zusammen 2500.-/Entschaedigung fuer
alle Arbeiter den ganzen Tag lang zusaetzlich 1100.- R. -
total Fr. 106.-. |
Wir uebernachten auf einem Parkplatz an
der Mirza Ismail (M.I.) Road beim Ram-Niwas-Park und
bezahlen 100.- R. Standgebuehr. Darin enthalten ist auch
mal ein halbherziger Versuch des Aufsehers, die wenigen
bettelnden Passanten zu vertreiben. Keinen Einfluss hat
er allerdings auf die vielen nachts unablaessig
klaeffenden streunenden Hunde, die den vorbeibrausenden
Verkehrs bei weitem uebertoenen. Da die Kueche bei uns
geschlossen ist, merken wir bald, dass das Handi
Restaurant von seiner Erwaehnung im Know-how Reisefuehrer
profitiert, dadurch gut besucht und eher teuer ist, wir
aber im nahen Surya Mahal oder im Bombay Mishthan Bhandar
Restaurant viel zuvorkommender und guenstiger bedient
werden.
Vom Palast der Winde begnuegen wir uns mit Fotos
von einer gegenueberliegenden Terrasse. Dieser Hawa
Mahal, eigentlich kaum mehr als eine fuenfstoeckige
mit 953 Nischen und Fenstern versehene Fassade, hinter
der sich nur ein Treppenaufgang verbirgt, wurde 1799 von
Maharaja Pratap Singh II einzig fuer den Zweck errichtet,
den Haremsdamen Ausblick auf pompoese Festumzuege zu
ermoeglichen.
Das Freilicht-Observatorium aus dem 18. Jht., Jantar
Mantar, beeindruckt uns mit seinen verstreut
liegenden kubischen Konstruktionen und einer 30 m hohen
Sonnenuhr. Die Funktionsweisen der aus Sandstein und
Marmor errichteten einzelnen Instrumente sind zwar
beispielhaft auf Info-Tafeln erklaert, uebersteigen aber
ehrlich gesagt unseren Horizont. |
|
Zu Fuss steigen wir vom Surajpol Gate zum
unscheinbaren, dem Sonnengott gewidmeten Tempel auf dem Galta
Huegel hinauf - vorbei an Gauklern wie aus dem Bilderbuch
mit verschiedenen kleinen Schlangen in Bastkoerben sowie
zwei grossen Kobras, die sich traege im Takt der
schrillen Floete wiegen. Gelohnt hat sich dieser
Kurzausflug wegen der Aussicht über die Stadt Jaipur,
auch "pink city" genannt wegen der vielen roten
Sandstein-Bauten und rot gestrichenen Gebaeudefassaden,
die speziell im Abendlicht ganz rosa erscheinen. |
Im etwa 16 km suedlich gelegenen Saganer
erblicken wir erst nach einigem Hin- und Her-Kreuzen
entlang eines kleinen Fluesschen die Faerberbetriebe, die
im Freien die langen Baumwoll-Stoffbahnen in grossen
Becken kochen, einfaerben und nachher in hohen Gestellen
zum Trocknen aufhaengen. In einem speziellen Quartier
sind Handwerker daran, muehsam aus Baumstamm-Scheiben
gemaess aufkopierten Zeichnungen feine Muster
auszustechen. Diese dienen dann Stempel fuer das
Handbedrucken der Stoffe mit den verschiedensten Mustern.
In einer eher dunklen Halle duerfen wir zusehen, wie
rationeller mit Schablonen bedruckt wird. Der Inhaber
erwaermt sich fuer uns, fuehrt uns stolz durch seinen
Betrieb, laesst Tee bringen und zeigt uns auch die die
Methode der Einfaerbung seiner Spezialstoffe. Wie fuer
den Schablonendruck werden die Stoffe aus mit Wachs
ueberzogene lange schraege Tische gelegt, diesmal jedoch
nicht zur Bearbeitung gespannt sondern von Hand in
Ruempfe drapiert. Je nach beabsichtigter Intensitaet wird
mehr oder weniger von jeder einzelnen Farbe daraufgeleert
oder bei heiklen Abgrenzungen aufgetupft, was in einem
unregelmaessigen Crinkle-Mustern resultiert. |
Wir koennen froh sein, dass heute am 20.
Februar Sonntag ist. Was da an Lastwagen von Norden her
auf der Ausfahrtstrasse uns entgegenrollt, duerfte nur
ein kleiner Teil sein, was normalerweise an Werktagen
unterwegs ist. Die Strasse ist gut, immer mit einem
relativ flachen breiten Seitenstreifen, den man wahlweise
zum Ausweichen oder auch mal links ueberholen brauchen
kann. Bis Sikar geht es flott auf der Nr. 11 -
zweimal wird Strassenzoll faellig, einmal allerdings nur,
weil wir im ersten Anlauf die richtige Abzweigung nicht
gefunden haben und deshalb parallel der Hauptstrasse
zurueckkrebsen muessen. Die westlicher gelegene Gegend
erinnert uns immer mehr an die Sahel-Zone. Auf den ersten
50 km ist die Strasse von Baeumen gesaeumt. Links und
rechts davon wechseln sich trockene braune und, wo
bewaessert, kitschig gruene Felder ab. Die Behausungen
werden je weiter entfernt von der Stadt desto mehr bio,
d.h. vielfach wohnen die Leute bereits in Rundhuetten,
aus Rutengeflecht und Stroh erstellt weshalb die Baeume,
abgesehen von den Akazien, als praedestinierte
Rohmaterial-Lieferanten alle wie gestutzte Platanen
aussehen und nur aus Staemmen und dicken Aeste mit
Verknorpelungen an deren Enden bestehen. |
Reklameschilder und Wegweise sind alle nur noch in
Hindi angeschrieben. Ueber Chaparh und Bidasar
verbindet nur noch eine Striproad. Kreuzen ist wieder ein
Machtspiel - das staerkere Fahrzeug bleibt auf dem
Teerbelag, das schwaechere weicht wohl oder uebel aus.
Etwa 50 km nach Jasrasar etwas abseits der
Durchgangsstrasse uebernachten wir. Den Schatten der
wenigen Baeumen brauchen wir nicht. Es ist nur gut 20o
C warm, weshalb wir fuer einmal dankbar sind fuer die
Sonnenwaerme. |
|
Weitere gut 50 km auf
Striproad bringen wir am folgenden Tag hinter uns. Die
Landschaft und das Leben in den kleinen Oertchen entlang
der Piste gefaellt uns ausserordentlich gut. Bei Mukam
hockt die ganze Maedchenschule vor dem Gebaeude. Die
Lehrer/innen versuchen Transport zu organisieren und
wollen uns auch noch ein Dutzend Schuelerinnen mitgeben.
Wir winken ab, denn das heutige Strassenstueck ist viel
schlechter als gestern, manchmal mehr Flicken als
Originalteer, und wir sind nicht erpicht auf
Extragewicht.
|
In Nokha erhalten wir vom Militaer
Order und muessen wir erst mal ausstellen, um die vielen
LKW mit aufgeladenen Panzern passieren lassen. Die
Hauptverbindung Nr. 89 ist von bester Qualitaet, die
Tankstelle, wo wir auffuellen brandneu. Der Inhaber
bedankt sicher persoenlichen fuer den grossen Bezug,
parliert in gebrochenem Englisch und serviert uns sogar
Tee.
Eingangs Deshnok stockt dann der Verkehr wieder.
Diesmal nur wegen dem Bahnuebergang respektive der
geschlossenen Barriere, bei welcher dann nach indischer
Logik auf beiden Seiten auf allen Spuren samt
Gegenfahrbahn aufgeschlossen wird, so dass - als endlich
ein Lokalzug mit Diesellok mit schwaerzestem Rauch
vorbeigerollt ist, erst mal gar nichts mehr geht. Vom
oertlichen Karni-Mata-Tempel, einer Inkarnation der
Goettin Durga geweiht, sind wir enttaeuscht obwohl
Anzeigen davor verkuenden, dass es sich hierbei um das 8.
Weltwunder handle. Wie immer muessen wir die Schlappen
ausziehen und barfuss auf den glitschigen schmutzigen
Steinplatten durch das silberbeschlagene Tor gehen.
Aufgrund der Beschreibungen hatten wir uns vorgestellt,
dass man kaum einen Fuss vor den andern setzen koenne,
ohne auf eine Ratte zu treten. Zwar rennt eine ganze
Anzahl davon herum und verkoestigt sich an den
aufgestellten Becken mit Milch und den fuer sie
ausgestreuten Koernern - ihre Menge haelt sich aber in
Grenzen. Die Mehrheit von ihnen hat raeudiges Fell und
sieht gar nicht so wohlgenaehrt aus, wie man es in
Anbetracht des vielen Futters erwarten koennte. Dafuer
sind die Innenhoefe einfach noch um eine Nuance dreckiger
als an andern Orten. Am Shrine mit dem 75cm grossen Bild
der Karni Mata herrscht ein ohrenbetaeubender Laerm, es
wird getrommelt und mit allen verfuegbaren Glocken
gelaeutet, waehrend dessen in einem Becken ein kleines
Feuer entfacht wird. Die Glaeubigen verbeugen sich,
drehen die Haende ueber dem Rauch und betupfen ihre
Stirn. Verschiedene Stellen im Tempel, vielfach die alles
andere als hygienischen Tuerschwellen, werden verehrend
beruehrt, und danach die Haende gekuesst. Wir Unglaeubige
dagegen koennen darauf verzichten und sind nur froh, im
nahen Camper uns den Rattenkot von den Fuessen waschen zu
koennen. |
In Bikaner finden wir relativ
rasch zum regionalen Tourist Office. Da erhalten wir zwar
einen Stadtplan, der dann aber wie so oft ueberhaupt
nicht mehr stimmt, so dass ich den Weg zur Kamelzucht
mehr errate als darauf ersehe. Das National Research
Centre on Camels traegt einen grossartigen Namen, besteht
aber nur in diversen offenen Stallungen und ein paar
Weiden mit Futter- und Wassertroegen, wo getrennt
voneinander die Zuchthengste, die Weibchen oder
Muttertiere mit Jungen gehalten werden. Wir muessen uns
beim Eingang in ein Visitorbuch eintragen, folgen dann
einer organisierten Gruppe von "Frenchies", so
dass niemand uns bittet, Eintritt zu bezahlen. Die paar
wenigen Erklaerungen ihrer Guides genuegen uns, denn
eigentlich gefallen uns die majestaetisch
dahinschreitenden Tiere eingespannt an Karren im
Strassenverkehr viel besser als die hier meist
angebundenen Tiere. Unterschieden wird in Bikaner-Kamele,
welche als Lasttiere Verwendung finden, oder aber in
Jaisalmer-Kamele, welche vor allem auch in der Armee als
Reitkamele von hoher Geschwindigkeit und grosser Ausdauer
gehalten werden. Wenigstens sehe ich hier einmal von
Nahem die Imponier-Geste der maennlichen Tiere. Sie
wuergen einen dunkelroten Sack, der aussieht wie ein
Magen, aus dem Mund und geben ein unueberhoerbares
Geraeusch von sich, dass wie ein gurgelnder Wasserablauf
toent.
Wir wagen uns gegen Abend nochmals ins Stadtgewuehl. In
der Naehe des Kote Tores stellen wir unsern Camper ab.
Die so herrlichen Haveli (Kaufmannshaeuser) muessen sich
aber anderswo in der Altstadt befinden. Die vielen
Seitengassen erweisen sich eine um die andere als Wohn-
und somit Sackgassen. Viele Laeden sind um 16.30h bereits
zu. Zudem verfolgt uns staendig eine Horde Buben, so dass
wir die Stadtbesichtigung nach kurzem entnervt abbrechen.
Anschliessend mit dem Wagen zurueck auf eine Hauptstrasse
zu finden, ist gar nicht so einfach und fordert in den
verstopften und wegen Baustellen noch engeren Gassen
Fredy's ganze Manoevrier-Faehigkeit. Ueber all dem erhebt
sich majestaetisch in der abendlichen Sonne das Jungarh
Fort, das aber ebenfalls bereits geschlossen ist. Wir
werfen noch ein Auge auf den herrlichen Laxmi Niwas
Palace, den Sitz des Maharadjas, wovon ein Teil in ein
Heritage Hotel umgewandelt wurde, bevor wir uns in der
einbrechenden Daemmerung stadtauswaerts fluechten. |
|
Route Nr. 15 fuehrt uns auf mehr oder
weniger bester Strasse westwaerts. Bis gegen 10.00h haben
wir ueberhaupt keinen anderen Verkehr. Was uns dann
begegnet sind meist entweder Touristen-Fahrzeuge oder
aber Militaer-LKWs, die sehr diszipliniert sich auf ihre
Strassenseite beschraenken, so dass Kreuzen auch bei
hohem Tempo kein Problem ist. Zudem werden die Orte wie Pokaran
und Chandan umfahren, so dass wir nur 4 Std. Fahrt
bis zum Erreichen von Jaisalmer brauchen. Die
Militaerpraesenz hier in gut 80 km Entfernung von der
pakistanischen Grenze ist markant. Vor Ortseinfahrt reiht
sich ein Militaer-Camp ans andere.
Mit Apfelkuchzen und Kaffee staerken wir uns in der
German Bakery am Fuss des imposanten Forts. |
1156 sah sich der Rajutenfuerst Jaisal
vom Geschlecht der Bhati genoetigt, wegen der zunehmenden
muslimischen Bedrohung hierher umzuziehen. Die ganze
Altstadt ist von einer hohen Mauer umzogen und hockt wie
ein Adlerhorst auf einem Huegel von weither sichtbar. Der
Stadtpalast ist sehr gut restauriert, zeigt viele
Wohnräume mit Moeblierung und noch erhaltenen
Wandverzierungen aus Kacheln, eingelegten Spiegeln und
Malereien. Der Ausblick vom Dach ist irre und alleine
schon die 70.- R Eintritt wert. Man ueberblickt die ganze
ca. 50'000-Einwohner-Stadt rund um einen herum und hat
Einblick in die vielen verwinkelten Gassen mit ihren
teilweise reich verzierten Wohn- und/oder
Geschaeftshaeuser frueher wohlhabender und
einflussreicher Haendler, Havelis genannt. Im
Patwon-ki-Haveli kann man fuer 2 Rupees pro Person alle
drei Stockwerke besichtigen, in denen noch einiges an
Stuck, Holztueren, Decken-Dekoration und Malereien
erhalten ist und bis auf die Dachzinnen fuer einen etwas
anderen Stadtueberblick, diesmal mit dem imposanten Fort
im Hintergrund, steigen. |
Rajasthan, der nach der
Unabhaengigkeit aus ueber 20 selbstaendigen
Fuerstentuemern neu gegruendeten Bundesstaat mit 44 Mio.
Einwohnern, gilt als eine der rueckstaendigsten Regionen
Indien. 57 % seiner Gesamtflaeche nimmt zudem die
landwirtschaftlich nur begrenzt nutzbare Wueste Thar ein,
wo in den letzten fuenf Jahren der Monsun ausgeblieben
ist und sich 50 % der Bewohner mit Viehzucht ihren kargen
Unterhalt verdienen muessen. Trotzdem ist Rajasthan der
wohl am meisten besuchte indische Bundesstaat und grosse
Anstrengungen zur Foerderung des Tourismus werden
gemacht. Wir sind gerade rechtzeitig hier eingetroffen,
denn das Desert Festival hier findet dieses Jahr
vom 21.-23. Februar statt. |
Am spaeten Nachmittag versammeln wir uns
mit vielen anderen Touristen und Horden von
heranstroemenden Einheimischen im Poonam Stadium. Unweit
des Eingangs koennen wir die geschmueckten Kamele des BSF
Contingents der Armee mit ihren stolzen Reitern aus der
Naehe ansehen und einige Fotos schiessen. Nur gut so,
denn die Absperrung fuer auslaendische Zuschauer und auch
die reservierten Tribune-Sitzplaetze sind "weit vom
Schuss", d.h. man sieht hoechtens gut die Buehne,
auf der nur mal kurz ein Militaer-Orchester improvisiert
auf Kanistern und Toepfen spielt. |
|
Die Vorfuehrungen der Kamelreiter aber
kann man mehr erahnen als sehen von unserem Platz aus.
Das aber tut der Begeisterung der umstehenden
Einheimischen keinen Abbruch - waehrend die
auslaendischen Touristen eher lange Gesichter machen. Wir
verziehen uns anschliessend, um uns zur Feier des Tages
im vielgelobten Artist-Restaurant ein gutes Nachtessen zu
leisten. Das aber ist unseres Erachtens vor allem fuer
hiesige Verhaeltnisse teuer und nicht entsprechend fein
ist, dafuer aber schliesst die Mahlzeit einen herrlichen
Ausblick von der Dachterrasse aus auf das Fort von
Jaisalmer mit ein. Wir uebernachten gerade unterhalb
dieses vor allem von Trampern besuchten Hotels und
schlafen schon halb, als das auf 22.ooh angesetzte
Feuerwerk gegen 23.30h beginnt. |
Unerwartet muessen wir unsere
Aufmerksamkeit erst dem hinter dem Topf gebrochenen
Auspuff schenken und ihn am naechsten Morgen nahe dem
Hanuman Circle schweissen lassen, bevor wir auf guter
Strasse wir im Laufe des Nachmittags dann in gut 40 km
Entfernung die Sand Duenen von Sam, wo am spaeten
Nachmittag das jaehrliche Kamelrennen stattfinden soll,
erreichen. Wir fahren dank 4x4 direkt auf die Sandhuegel,
auf denen Soldaten wie Ameisen umherschwaermen und daran
sind, die Tribuenen mit Sitzplaetzen fuer die VIP zu
versehen. Wir verbringen die Zeit im Auto mit Lesen im
Schatten, bis so gegen 16.00h sich recht viel Volk
eingefunden hat. Wir mischen uns unters die Leute, wobei
kaum einer weiss, wo eigentlich das Rennen stattfinden
soll - ganz sicher wieder nicht vor den besten Plaetze
bei den Tribuenen. Vielmehr versammeln sich gut zwei
Dutzend Reiter und Kamele ennet einer Senke und warten
auf die Startfreigabe. Am Ziel, wo auch wir stehen, sorgt
Militaer fuer die gefahrfreie Platzierung der Zuschauer,
und je nach Ansicht jeden einzelnen Uniformierten wird
man mal dahin, mal dorthin gewiesen. Das Rennen selbst
ist unspektakulaer und rasch vorbei. Die das Ziel
erreichenden Reiter sind sofort von Zuschauern umringt,
so dass uns Deppen nicht mal klar wird, wer ueberhaupt
gewonnen hat.
In Gesellschaft des deutsch-australischen
Rucksackreisenden Till und der Franzoesin Solange warten
wir dann auf die abendlichen Darbietungen. Das
angekuendigte Landen von Fallschirmspringern verzoegert
sich allerdings, da der Camper von Baumanns zu nahe am
Zielbereich steht und es einige Zeit und Ausrufe lang
braucht, bis wir die Sprecherin verstehen, welche die
Besitzer eben dieses Vehikels aufruft, das Fahrzeug zu
verstellen. Nach der Hitze des Tages geniessen wir erst
die Kuehle des abendlichen Windes, brauchen aber bald
nach Sonnenuntergang unsere Faserpelze. Das Publikum
nimmt regen Anteil am anschliessenden Folklore-Programm,
und wir harren bis nach 21.ooh aus, als sich nach unseren
Empfindungen die Darbietungen und Musik langsam zu
wiederholen beginnen. Wir suchen uns unsern Weg zurueck
zum Camper und geben uns Muehe, in dem unsern Camper
umgebenden Freilicht-Toiletten-Gelaende im Dunklen in
nichts Schluepfriges zu treten. |
Khuri ist ein kleines Kaff in ca.
45 km Entfernung, das nur davon lebt, dass gegen Abend
Touristen hergefahren werden, die einen Kamelritt ueber
die Duenen (die keinen Vergleich mit denen der Sahara
standhalten) absolvieren und anschliessend in einem der
vielen Guesthouse uebernachten. Zusammen mit Daniela und
Jakob, sie Lehrerin, er Elektriker/seit 5 Monaten aus
Oesterreich in einem ex-PTT Mercedes 320D mit Hund Tejo
unterwegs, geniessen wir da einen erst einsamen
Standplatz und schwatzen noch unter klarem Sternenhimmel
mit Volllmond. Eigentlich hatten wir am naechsten Tag
weiterfahren wollen, bleiben da aber noch einen weitern
Tag haengen. Fredy findet dank Jakob's Hilfe das Problem
an der nicht funktionierenden Primus-Heizung, montiert
die neu erworbenen Kompressor-Hoerner, mit denen wir im
chaotischen indischen Verkehr mehr Eindruck machen
wollen, und erledigt einige andere Reparaturen. Ich
verdraenge den Gedanken an ungeschriebenes Tagebuch und
Homepage und sitze geruhsam im Gespraech mit Daniela in
der Sonne. Am Nachmittag muessen wir bei gut 30o
C gar die Storen rauslassen und uns in den Schatten
fluechten.
Unsere Anwesenheit zieht im Laufe des Tages immer mehr
Zuschauer an. So koennen wir einen 1-stuendigen Ausritt
ueber die Sandduenen gleich hier vor Ort bei den
Einheimischen buchen. 4 Kamele samt Fuehrern ruecken um
18.ooh an und wir besteigen die Doppelsattel der nur so
lammfromm scheinenden, aber recht eigenwilligen Tiere.
Mit viel Geschnalze und sonderbaren Lauten werden sie auf
die Duene hinauf dirigiert und eine Zeitlang traben wir
sogar auf den schwankenden Hochsitzen. Auf dem Duenenkamm
sind wir beileibe nicht allein. Ganze Heerscharen
Touristen haben sich, von unserem Standplatz aus
unbemerkt, ebenfalls aus dem nahen Dorf zu
Sonnenuntergang eingefunden. Wir finden uns noch eine
einsame Kuppe für die letzten Minuten roten Abendlichts,
bevor wir zu Nachtlager und Nachtessen zurueckkehren. |
|
Samstag, 26. Februar: Wir telefonieren
mit Katja, um ihr zum heutigen 25. Geburtstag zu
gratulieren und viel Glueck zu wuenschen.
Unser Tag ist weniger geglueckt - unsere erste Fahrphase
dauert nur gerade 5 Minuten. Ein unheilversprechendes
Geraeusch toent aus dem Motorraum - ab Stirnradkette, wie
Fredy und Jakob uebereinstimmend meinen. Also wieder ab
der Strasse und Werkzeug ausgepackt. Jakob und Fredy
muehen sich ab, das Uebel zu beheben, ohne einen
eigentlichen Defekt zu finden. Ein Telefon mit der Iveco
bringt nicht viel, der Werkstattchef will sich ueber
Ursachen oder Abhilfe nicht festlegen.
Um 13.ooh dann rollen wir weiter, und oh Wunder!, das
Geraeusch ist verschwunden - vielleicht war nur die
Oelzufuhr zum Kettenspanner verstopft. |
Wir bleiben entgegen der Warnungen der
Einheimischen ungeschoren, denn es gibt keine einzige
militaerische Kontrolle auf der ganzen Strecke bis nach Myaljar.
Dafuer sehen wir viel eintoeniges Land, unindisch wenig
bewohnt, ab und zu sogar schoenere Duenen als in Khuri
und Sam propagiert. Ueber Bandera und Girab
fahren wir auf der Striproad mit kaum Verkehr
suedoestlich. Auch Harsani ist nur ein Nest. Wir
haben Karten von Radjasthan-Tourismus, KnowHow,
Freytag&Berndt, MapSource im GPS sowie den indischen
Road Atlas, aber keine zeigt die gleichen Ortschaften
oder Distanzen oder dieselbe Strassenqualitaet an. Einzig
Verlaessliches sind die Kilometer-Steine entlang der
Strasse, hier auf der linken Seite mit Kilometer-,
rechterhand noch mit alten Meilen-Angaben. Die Kilometer
reduzieren sich von genannten Zahlen jeweils bis auf 0,
wo man dann aber oft auf ueberhaupt kein Haus, wenn gut
geht, hoechstens mal auf eine Abzweigung trifft. Wir
stoppen irgendwo unterwegs fuer einen spaeten Mittagshalt
und kommen dann nur noch bis kurz vor Shiv, auf
der Hauptverbindung Nr. 15 von Jaisalmer nach Gujarat
gelegen. Da campen wir ungestoert, schwatzen und spielen
Karten, bis es kuehl wird und uns langsam die Augen
zufallen. |
Obwohl viel besser eingezeichnet, bleibt
uns Striproad, mal von bessrer, mal von schlechterer Art,
weitherin erhalten. Phalsund laesst sich ausmachen
- eine Kreuzung umgeben von den ueblichen kleinen Buden
und Laeden, wo die Einheimischen umsteigen, ein paar
kleinste Werkstaetten und viele Maenner auf Betten und
Baenken beim Tee in kleinen Restauraentchen. Die Frauen
derweil haben da nichts zu suchen. Sie sind entlang der
Strasse beschaeftigt. Gruppenweise befreien sie die
Strasse oder deren Seitenstreifen vom immer sich
bewegenden Sand und tragen grazioes auf Metallbecken auf
dem Kopf kleine Quentchen davon beiseite - eine Art
perpetum mobile! In Shergarh stoppen wir und
trinken etwas halbwegs Kuehles. Wir stoebern etwas im
Oertchen herum, immer einen Rattenschwanz von Neugierigen
im Schlepptau. Inzwischen haben wir sommerige
Verhaeltnisse, tagsueber um die 35o C. Wir
haben laengst unsere Tenues umgestellt. Die Inder
hingegen tragen noch oft langaermlige Pullover und einer
der Kartenspieler hier im Ort steckt im bis oben
zugeknoepften, dicken filzigen gruenen Joppen der
Schweizer Armee und zeigt keine einzige Schweissperle auf
der Stirn. Ab Baleasar, wo in Steinbruechen die
roten Steinplatten, die man ueberall in der Region im
Hausbau verwendet sieht, abgebaut werden, bessert sich
die Strasse. Endlich erfreuen uns mal wieder zwei und
erst noch relativ neue geteerte Spuren, so dass wir um
16.ooh schon in Jodhpur einfahren. Die Festung
sieht man von Weitem, aber man kaempft sich erst noch
durch das Verkehrschaos, und - da heute Sonntag - eher
noch bescheiden, der Altstadt entlang durchs Gewuehl.
Zwar enthaelt unser Reisefuehrer einen Stadtplan, aber
man findet meist erst zu spaet raus, dass man sich nun
wirklich schon im Innenbezirk und auf dem Plan befindet.
Deshalb spricht Jakob einen Motorradfahrer an, und dieser
faehrt uns freundlicherweise voraus und geleitet uns so
auf kuerzestem Wege zum RTCD Hotel Ghoomar, dem
(bundes-)staatlichen Hotel mit Tourist Reception
(gleichbedeutend mit properem Stadtplan und Info) daneben
sowie angrenzender Bank mit ATM-Schalter (Automat für
24h-Bezug von Bargeld mit Kreditkarte) in der High Court
Road. Hier laesst sich auch der faellige Waschtag
abhalten - die ganze Kollektion an Schmutzwaesche super
bequem mit dem Hotel-Laundry-Service fuer 420.- R. |
Tage in einer Stadt sind immer
abwechslungsreich. Wir haben an der Reception die
offizielle Stadtbesichtigung gebucht, aber Daniela und
Jakob moechten lieber auf eigene Faust sich auf die Piste
machen. Zum Glueck taucht noch eine deutsche
Kurztouristin, Christa, auf. So kann die Fahrt mit einem
weissen Ambassador, wie man sie hier zu Tausenden sieht,
doch noch um 9.ooh stattfinden. Erstes Ziel ist das Meherangarh
Fort. 1459 sah sich Rao Jodha aus einem der
bedeutensten Fuerstengeschlechter Radjasthans wegen der
zunehmenden islamischen Bedrohung gezwungen, die
Hauptstadt der Mewaren anstelle von Mandore nach Jodhpur
zu verlegen und errichtete auf dem 120 m hohen Felsen das
Meherangarh Fort mit 7 Festungstoren, an denen man Spuren
der vielen Kaempfe und Belagerungen ersehen kann. Ganz
andere, makabere Spuren findet man am Eingang Loha Pol.
Es sind die 32 Handabdruecke von Prinzessinnen als letzte
Erinnerungen an die Gemahlinnen verschiedenster
Maharadjas, bevor sie im Zeichen des damals ueblichen
Sati-Kults ihren verstorbenen Ehemaennern auf die
Scheiterhaufen folgten und sich mit verbrennen liessen.
Die grosse Sandsteinanlage ist mit vielen ueberhaengenden
Erkern und Balkonen mit filigransten Steinmetzarbeiten
geschmueckt. 250.- Rupees kostet der Eintritt in das sehr
gepflegte Fort. Dafuer erhaelt man einen Kopfhoerer und
ein kleines Tonbandgeraet in der Sprache seiner Wahl
ausgehaendigt, kann sein eigenes Besichtigungstempo
bestimmen und bei jedem bezeichneten Punkt perfekt
gesprochene, interessante Erlaeuterungen abrufen. In den
einzelnen Raeumen dieses Museum stehen unzaehlige
Sammlungen an Elefanten-Reitsitzen, Saenften, Waffen,
Textilien, Schmuck, Dekorationen, Miniatur-Malereien und
Gebrauchsgegenstaenden, so dass man fast seine Zeit
vergisst. Ueberall steht Aufsichtspersonal in der
traditionellen Kleidung der Rajuten und kaemfen mit
unzaehligen Wischern und Wedeln gegen den immer
gegenwaertigen Staub. Zwischendurch kann man in einer
kuehlen Lounge mit sauberen Toiletten Pause machen. Wir
haben im Rahmen der Tour 1 ½ Stunden zur Verfuegung, die
wir aber ungewollt um einiges ueberziehen. Von den
oberen, luftigen Raeumen ueberblickt man ein 360o
Panorama. Ist Jaipur die "pink city", so wird
Jodhpur "Stadt des Lichts" oder wegen der
vielen blaugestrichenen Brahmanen-Haeuser auch die
"blue city" genannt. Diese blaue Farbe soll
nicht nur als Hitzeschutz dienen sondern vor allem auch
sehr wirksam gegen Ungeziefer und Insekten sein.
Nicht weit entfernt, ebenfalls ueber der Stadt erhoben,
steht das weisse Marmor-Grabmals des 1895 verstorbenen
Maharajas Jaswant Singh II und aller weiteren nach ihm
verstorbenen Herrscher, Jaswant Thada genannt.
Auch hier sind Gaerten und Pavillon gut unterhalten.
Dafuer ist allerdings inzwischen der Ausblick wegen eines
graeulichen Smogs über der ganzen Stadt diesig geworden.
Komplett vernachlaessigt sind hingegen die Gaerten des 8
km entfernten Mandore. Nur die Heldenhalle mit 16
aus dem Felsen gehauenen historischen Skulpturen und
diversen Gottheiten ist halbwegs intakt. Die
Brunnenanlagen sind statt mit Wasser gefuellt voller
Abfaelle. Der Shiva-Tempel und die umliegenden Tempel
sind verdreckt, scheinen zum Teil als Staelle zu dienen.
Die ehemaligen Beleuchtungsanlagen sind zerschlagen und
verrostet und alles scheint dem Verfall preisgegebenen.
Am meisten erfreuen die bluehenden Bougainvillea-Buesche
das Auge.
Ebenfalls schenken koennen haetten wir uns den 103 x 195
m grossen Umaid Bhawan Palast mit 348 Zimmern
schenken koennen. In den 20iger Jahren des 20. Jht. gab
der Maharadja Umaid den Auftrag zum Bau dieses nach einem
englischen Architekten entworfenen Sandstein-Monstrums
auf einem Huegel dem alten Fort gegenueberliegend.
Einerseits war eine neuzeitlichere Palastanlage
erwuenscht, andererseits diente der Neubau waehrend 15
Jahren fuer ueber 3'000 Arbeiter als
Arbeitsbeschaffungsmassnahme. Heute begnuegt sich der
amtierende Maharadja mit gut 80 Zimmern, waehrend der
andere Teil des Palasts in eines der luxerioesesten
Hotels von Rajasthan umgewandelt wurde. Einige wenige,
eher duester wirkende Raeume beherbergen ein der
Oeffentlichkeit zugaengiges Museum ueber den Ablauf der
Errichtung mit einer zusaetzlichen Uhren- und
Porzellan-Sammlung. Ueberall wird man an Tueren oder an
den vergitterten Fenstern Richtung Gartenanlage wieder
zurueckgepfiffen, da man eine private Zone betrete. Unter
strenger Aufsicht darf man als Gewoehnlich-Sterbender nur
gerade einen kurzen Blick in die Hotelhalle unter einer
der beiden hohen Kuppeln werfen. |
Um die Altstadt zu erkunden, lassen wir
uns am folgenden Tag zum Fateh Pol bringen. Von da her
spazieren wir erst sued- dann ostwaerts Richtung Clock
Tower. Im Anfang sind es vor allem Wohngassen, wirklich
eng und schmutzig. Jeden Schritt muss man bewusst tun, um
nicht in Unrat, Kuhfladen, Menschendreck, nach Urin
stinkenden Staubhaufen oder aus offener Kanalisation
ueberfliessendes Abwasser zu treten. Jetzt am Morgen
haben wir wenigstens noch angenehme Temperaturen zwischen
den zum Teil wirklich knuetschblau gestrichenen Haeusern.
So um 9.3oh beginnen sich dann naeher zum Sardar Markt zu
die vielen Laeden zu oeffnen. Man wischt den Dreck aus
den eigenen Lokalitaeten, die man immer ohne Schuhe
betritt, einfach auf die Strasse hinaus und schlaegt mit
Tuechern oder Wedeln um sich, um alles zu saeubern. Viel
Gewerbe versteckt sich in den kleinen Laeden. Jeder
bekommt alles mit beim Herstellen von Bangles (bunter
Armreifen), Buechern und Heften, dem Handbedrucken von
Textilien, beim Coiffeur, Silberschmied, dem Schneider
oder Schuhmacher, ja auch bei den vielen medizinischen
Hilfsstaetten, wo mehr oder weniger oeffentlich, was
immer gerade anfaellt, ambulant behandelt wird. Das
Angebot in den Laeden bei den unzaehlige Haendlern
repetiert sich immer wieder - jeder macht jedem
Konkurrenz und trotzdem koennen anscheinend alle (mehr
oder weniger schlecht) davon leben. Auf dem Sardar Markt
kaufen wir frisches Obst und Gemuese, staerken uns mit
einem frisch gepressten Fruchtsaft von einem der vielen
kleinen Saft-Buden und beantworten in einem
Internet-Café Mails. Die Internet Cafes hier sind eher
bescheidener Art, viele langsam. Die pdf kann ich mangels
Programm und die von zuhause eingetroffenen Fotos mangels
Kapazitaet nicht oeffnen, aber immerhin auf den USB-Stick
speichern.
Am ersten Abend entscheiden wir uns für den Besuch eines
etwas besseres Lokal, dem Fort View Restaurants, wo wir
auf dem Dach für einmal wieder ein non-vegetarian
Nachtessen sowie den naechtlichen Ausblick ueber die nahe
Umgebung und aufs beleuchtete Meherangarth Fort
geniessen. Im Ausgleich dazu schlagen wir in uns das
naechste Mal im bescheideren Restaurant im ersten Stock
vom Pokar Sweet Shop an der Ecke MG/Nai Sarak mit full
Thali (soviel, dass wir nicht alles mögen) und frischem
Lime Juice mit Soda die Baeuche voll. Eine Motor-Rishka
zu viert zurueck zum meist schon dunklen Hotel, wo wir
die lauen Naechte - erstmals brauchen wir keine Pullover
und Jacken mehr - geniessen kostet ganze 15.- R. |
Am Mittwoch, 2. Maerz, machen wir uns
wieder allein auf die Raeder und rollen nach dem
Auftanken ostwaerts aus Jodhpur heraus. Kurz vor Bilara
sehen wir eine einsame Kaempferin am Strassenrand -
Solange strampelt mit dem Fahrrad gegen den Wind und
akzeptiert nur zu gerne unsere Einladung in den Schatten
des kuehleren Campers zu kaltem Getraenk und Fruechten.
Insgesamt 2 ½ Jahre will sie unterwegs sein - hat
bereits Nordafrika inkl. Sudan, die arabischen Staaten
wie Jemen, Iran und Pakistan hinter sich. Da kommen wir
uns wie weiche Biber vor, wenn die vermutlich etwa 60-
Jaehrige drahtig und durchtrainiert vor uns steht.
Entlang der Querverbindung in der Gegend von Bar
scheinen die Leute nicht mehr so arm zu sein. Wohl sieht
man immer wieder die duerftigen Camps der Nomaden oder
Zigeuner Rajasthans, aber die Landbevoelkerung bestellt
wo immer moeglich Aecker und scheint ein Auskommen zu
finden. Ihre und Felder sind fein saeuberlich mit
Steinmaeuerchen abgetrennt. Bei Beawar muenden wir
in den National Highway Nr. 8 und geniessen
richtungsgetrennte doppelte Fahrspuren. Nicht, dass man
da fein raus waere. Man muss alles gewaertigen auf
indischen Autobahnen. Abgesehen von Viechern kommen einem
staendig auch Karren entgegen. Da viel an dieser
Verbindung gearbeitet wird, sind immer wieder Teilstuecke
gesperrt und der Verkehr wird auf die Gegenseite
umgeleitet. Dazu braucht man hierzulande keine grossen
Anzeigen oder Absperrungen. Man merkt das frueh genug
wenn das verzierte Heck sich als geschmueckte Front eines
entgegenkommenden Lasters entpuppt. Niemand regt sich
deswegen auf und wie fuer das Passieren so auch fuers
Ueberholen gibt es keine festen Regeln - gefahren wird,
wo die Luecke am erfolgversprechendsten ist. Bei einer
Industrieanlage koennen wir unsern Camper mal waegen und
muessen uns jetzt noch vom Schock des Ergebnisses
erholen: Totalgewicht inkl. 2 Personen aber mit nur einem
vollen Dieseltank = 4'550 kg / Belastung auf der
Vorderachse sage und schreibe 1'980 kg!
Bei Bhim finden wir ein einsames Plaetzchen - zwar
rollen noch bis in die tiefe Nacht hinein die Laster auf
der Durchgangsstrasse vorbei, aber bis auf einen nahen
Anwohner, der uns fragt, ob wir nicht in bei seinem Haus
uebernachten wollen und sich nach unserer abschlaegigen
Antwort bald wieder verzieht, bleiben wir ungestoert
neben den vielen Kaktussen stehen.
Wir durchfahren die Gegend der vielen Steinbrueche, die
sich jedoch abseits der Hauptroute verbergen muessen. Wir
hatten uns schon laenger ueber die vielen weissen
Pulverhaufen und Brocken entlang der Strasse gewundert,
die die ganze Vegetation zu ersticken drohen - alles
Abfaelle der vielen Betriebe, die die rohen Blocks
bearbeiten und mit riesigen Diamant-Saegen die meist
weissen, seltener gruenen Bloecke in Marmorplatten
zerschneiden. Einer der stolzen Betreiber laesst uns auf
dem Gelaende herumspazieren und zeigt uns stolz seine
Investitionen. |
Wir lassen uns die heiligen Jain-Tempel
von Ranakpur entgehen und fahren auch an den 12 km langen
Festungsanlagen von Kumbhalgarh sowie den Tempeln von
Eklinji vorbei. Seit 5 Jahren ist kein Monsunregen mehr
in dieser Gegend verzeichnet worden, deshalb erleben wir
kein so postkarten-artiges Udaipur wie in allen
Touristenprospekten versprochen wird. Der Fateh- wie auch
der Pitola-See sind praktisch eingetrocknet, weshalb wir
uns erst gar nicht orientieren koennen, aber bald zum
guenstig gelegenen RTCD Hotel Kajri finden. Zu Fuss
machen wir uns nach dem Mittagshalt zur Erkundigung des
Zentrums auf, wo sich mit dem Mandi Market ein von
Touristen kaum besuchter farbenfroher Markt mit einem
reichhaltigen Angebot von Fruechten, Gemuesen und
Korbwaren praesentiert. Unweit davon steht der schoenste
Tempel Udaipurs, der von Maharanja Singh I. in 1651
erstellte Jagdish Mandir, ein dem Gott Vishnu geweihter
Tempel mit schoenen Reliefs von Elefanten und
Alligatoren.
Der Weg zum Stadtpalast ist nicht zu verfehlen, da von
unzaehligen Stoff- und Souvenir-Laeden gesaeumt. Immer
wieder versucht man, uns hineinzulocken oder uns etwas
anzudrehen. Um 16.30h schliesst das Museum resp. das
Gebaeude bereits, so dass wir mit der beeindruckenden
Aussen-Ansicht des Palaste vorlieb nehmen. 1559 wurde von
Udai Singhi der Grundstein dazu gelegt, da der Palast der
vorherigen Hauptstadt von Chittor in 110 km Entfernung
nur schwer gegen die wiederholten Angriffe der
muslimischen Mogule zu verteidigen war. Die nachfolgenden
22 Maharadjas ergaenzten dann die Baute bis auf seine
heute noch erhaltene Groesse von 30,4 m Hoehe und 244 m
Laenge.
Noch am selben Abend sollten wir dahin zurueckkehren,
nachdem Fredy im Hof des kolonialen Rang Niwas Hotels
einen ihm bekannten Nissan Patrol und bald darauf Daniela
und Laurent erblickte. Zusammen mit ihnen machen wir uns
zu einem Sunset-Drink auf der ueber dem Pichola-See
gelegenen Terrassen-Restaurant auf. Eintrittskarten fuer
die 1-stuendige "Light and Sound Show" im Hof
des Stadtpalast sind noch erhaeltlich - kein Wunder, die
meisten der vielen Stuehlen bleiben leer und nur etwa 25
Personen verfolgen mit uns die theatralisch verkuendete
Geschichte - und kehren anschliessend zu einem feinen
Nachtessen und gemuetlichen Plauschen auf die Terrasse
zurueck. Es ist praktisch Leermond und nur das Lake
Palace Hotel, dieses Jahr wegen Regenmangels nur inmitten
eines kuemmerlichen Tempels statt eines malerischen Sees
sowie im Hintergrund das Oberoi Hotel sind auf Augenhoehe
erleuchtet. Romantischer erhebt sich der Monsoon-Palace
auf einer nahen Anhoehe. |
Bevor wir uns von Udaipur verabschieden,
besuchen wir zu unserer Bildung und Information
Shilpgram, eine Art Freilicht-Museum mit typischen
Behausungen von Rajasthan, Gujarat, Maharastra und Goa.
50.- R. fuer Eintritt und die gleiche Summe fuer einen
Fuehrer, der sich uns anbietet. Erst recht mitteilsam und
in den ersten Huetten aus dieser Region recht
sachverstaendig, kuehlt sein Eifer merklich ab, als bei
einer Musik- und Tanzgruppe unser Trinkgeld nicht allzu
reichlich ausfaellt und wir keine Anstalten machen, die
involvierten Kuenstler wie von ihm vorgeschlagen sinnvoll
direkt mit einem Kauf an den Staenden mit Textilien,
Bildern oder Schmuck zu unterstuetzen.
Auf belebter Strasse fahren wir nachher weiter generell
Richtung Sueden. Nach Himnatagar, inzwischen
bereits im Bundesstaat Gujarat, uebernachten wir auf
einer vertrockneten Wiese und wollen die letzten
Sonnenstrahlen geniessen. Aber Fredy muss noch an die
Arbeit - nicht wegen schraegem Gelaende sondern wegen
eines Plattfusses vorne rechts laesst sich der Camper
nicht wagrecht stellen. Die Landschaft und Agrikultur
wird immer gruener, ab und zu sieht man bereits Palmen. Ahmedabad
mit fast 4 Mio. Einwohnern schenken wir uns. Nur schon
auf der Hauptzufahrt verdichtet sich der Verkehr dahin
unheimlich. Obwohl grosse, bislang in diesem Ausmasse
noch nie gesehene Fahrrad-Parkflaechen sich links und
rechts der Einfallstrasse ausbreiten, sind die Strassen
dicht verstopft und in den blauen Abgas-Dunst der vielen
2-Takter-Tuktuks gehuellt. Welche Ueberraschung, als eine
Umfahrung uns auf einen kaum befahrenen vierspurigen
Highway mit gepflegtem Gruenstreifen voller Bougainvillea
und Oleander in der Mitte kommen. Ein inzwischen fast
vergessenes Fahrgefuehl tut sich auf. Ein Sikh an der
Gebuehren-Schranke erlaesst uns Touristen als Welcome
grosszuegig sogar die Tollgebuehr. Wir umfahren Vadodara
und bald darauf findet unser Strassenglueck wieder ein
Ende. Wir reisen erneut durch den indischen Alltag einer
ueberregionalen Verbindung, diesmal Highway Nr. 8 in
verschiedenen Stadien von Ausbau und Unterhalt,
ausserorts mit fluessigem, in Ortschaften wie Ankleshwar
mit verdichtetem Verkehr. So bringt es keine grosse
Aenderung, als wir bei Kathor ostwaerts drehen und
Mandvi ansteuern. Abseits vom grossen LKW-Verkehr
geniessen wir eine ruhigere Fahrt durch die laendlichere
Gegend ohne Ballungszentren oder die davor immer wieder
anzutreffenden, desolaten Camps der Landfluechtlinge und
Saisonarbeiter. Das einsetzende goldene Abendlicht laesst
alles in friedlicher Stimmung erscheinen. Die noch
letzten Aufgaben des Tages werden wahrgenommen und
Unmengen von Wasserbueffel-Gruppen werden zu und in die
vielen Kanaelen und Tuempel zu ihrem taeglichen Bad
getrieben. Wir unsererseits suchen uns ebenfalls einen
Wasserlauf aus, den Tapti-River. Ihm entlang
folgen wir ein Stueck weit dem Damm, bis wir einen breit
genugen Platz zum Abstellen entdecken und ebenfalls in
Genuss eines abendlichen Bades und Schwimmen in
erfrischendem Wasser kommen. Dies der Vorteil dieses
Standplatzes, der Nachteil ist naheliegend: Heerscharen
von Muecken aller Art und Groessen, fliegenden Ameisen
und Nachtfaltern, von denen eine stattliche Anzahl sich
nicht von unsern Fensternetzen aufhalten laesst. Wir
verzichten auf Licht im Auto, haengen unsere Neonroehre
ausserhalb auf, um die Viecher mit allerdings kleinem
Erfolg in die Irre zu fuehren und schlafen schliesslich
resigniert ein erstes Mal in unserem grossen Mosikonetz. |
Wir sind dem Kanal entlang oberhalb Mandvi
vorbeigefahren und muessen daher erst nochmals durch
den Ort fahren und nach der richtigen Abzweigung
durchfragen. Knapp 2 km westlich des Ortes fahren wir
ueber eine Bruecke neueren Datums. Die alte Steinbruecke,
der die Mittelsegmente fehlen, sehen wir von da aus. Die
beiden Kuehltuerme, die wir schon gestern ueber den
Baumgipfeln gesehen haben, gehoeren zum nahen
Atomkraftwerk Kharakpur. Bei Vyara stossen wir
wieder auf die groessere Ost-Westverbindung - N.H. Nr. 6.
Wir durchrollen eine Gegend, die ihre vielen Felder der
Bewaesserung aus den vielen Kanaelen verdankt.
Wir verlassen vor Navapur den Bundesstaat Gujarat
und befinden uns nun in Maharashtra. Die Ueberlandstrasse
ist mal vor kurzem neu geteert worden, dann wieder
holpern wir ueber schlechte Teilstuecke, die den ganzen
Camper schlottern lassen. Wir sind in vielfacher
Gesellschaft von unzaehligen Lastwagen. Immer wieder,
wenn man meint, man habe diese Plage hinter sich, tauchen
neue Gruppen dieser klapprigen stinkenden Vehikel vor
einem auf und muessen, will man ueberhaupt je am Ziel
ankommen, muehsam zwischen dem undisziplinierten
Gegenverkehr ueberholt werden. Bei Sakri finden
wir parallel zur Hauptstrasse wieder Schatten unter
grossen Baeumen und stoppen für den Mittagshalt. Obwohl
ich waehrend meiner Etappe wie Fredy meint, (zu)
aggressiv gefahren bin (er natuerlich nicht!) kommen wir
weniger weit als wir dachten. In Duhle verlassen
wir die belebte Hauptroute und rollen auf der Nr. 211
suedoestlich, bunkern in Chalisgaon Diesel und
auch Wasser. Viele kleine Staende und Laeden sind in der
Dorfmitte, obwohl Sonntag, geoeffnet und wir besorgen
noch einige Fruechte. Bananen werden pro Stueck 1.- R.
verkauft, kleine aber herrlich suesse weisse Trauben zu
20.-, blaue zu 30.- R. das Kilo, Wassermelone das Kilo
fuer 10.- R. Teuer hingegen sind Aepfel - R. 50.- /kg. |
Fredy macht am Morgen erst noch den nach
10'000 km faelligen Oelwechsel, bevor wir den Aufstieg
ueber 727 m hinter uns bringen. Eine schoene Rundsicht
bietet sich uns, aber auch der Blick auf wieder mal einen
Unfall. Gottergeben hocken die Chauffeure von insgesamt 3
beschaedigten LKWs auf der Fracht und studieren
seelenruhig eine Indienkarte, als ob sie naechstens
aufbrechen wuerden. Da sich unsere beiden Reisefuehrer
nicht ueber die Ruhetage einig sind (Ellora ganz sicher
Di, ev. Mo, Adjanta auf jeden Fall Mo), peilen wir erst Ellora
an und sind positiv ueberrascht von der schoen gelegenen
Anlage. Insgesamt 34 Hoehlen: 12 buddhistische aus
600-800/ 17 hinduistische aus 600-900, jeweils von oben
in das Massiv hinein ausgehoehlt) sowie 5 Jain aus
800-1000 n.Chr. Viharas (offene Raeume mit einer
Buddha-Figur im Hintergrund) wurden von Moenchen über
eine Distanz von 2 km verteilt an den Abhaengen in den
Fels gegraben. Wir finden neben nur wenigen anderen Autos
und zu der Tageszeit noch ohne grosse Touristenbusse
muehelos einen schattigen Parkplatz unter Baeumen. Nur
vereinzelt sind Touristen verschiedener Provenienz
unterwegs. Wir haben auf die im Reisefuehrer vermerkte
Taschenlampe verzichtet, tragen aber 1 ½ Liter Wasser
mit uns, das wir muehelos konsumieren waehrend der
Besichtigung. Nur zu gerne geht man in die Hoehlen
hinein, die kuehlen Stufen in die mehrstoeckigen hinauf,
um sich da im Schatten von der Tageshitze zu erholen.
Hoehle Nr. 16, zentral dem Eingang gegenueber gelegen,
ist das Prachtsstueck in Ellora. 760 erstellt, ragt der
sogenannte Kailasa Temple, ein Abbild von Mount Kailash,
Shiva's Heimat im Himalaya, aus dem 81 m langen, 47 m
breiten und am hintern Ende 33 m hohen Hof heraus. Obwohl
noch 1 ½ mal so hoch wie der Parthenon in Athen,
verlangte das eine Gestaltung nur mit Hammer und Meissel
und eine damit verbundene Entfernung von 200'000 t
Gestein. Nur gerade um diesen Tempel, umgeben von
Galerien und von zwei grossen Stein-Elephanten an der
Front bewacht, mit seinen feinen Bildhauerwerken und
Skulpturen zu besichtigen, muss man als Fremder 10.- $
Eintritt bezahlen. Die zu empfehlende Uebersicht darauf
sowie die Rundsicht auf die Umgebung sowie der Besuch der
restlichen Hoehlen ist erstaunlicherweise kostenlos. Wir
muehen uns in der Hitze ab, kapitulieren aber
schliesslich, ohne die 1 km noerdlich im Abseits
gelegenen Jain-Tempel auch noch erkundet zu haben. Noch
am spaeten Nachmittag fahren wir weiter,
gluecklicherweise auf einer Abkuerzung weit an Aurangabad
vorbei direkt via Phulambri -Shillod nach Adjanta. |
Das Umfeld der Ajanta Caves nahe Fardapurh
wurde touristisch neu sprich ertragsreicher gestaltet.
Schon zum Zugang zum Parkfeld will man R. 35.- wie fuer
grosse Busse von uns statt der angeschlagenen 15.- R., so
dass wir demonstrativ ausserhalb des Gelaendes am
Strassenrand parken, dann aber als Fussgaenger doch noch
5.- R. pro Kopf fuer die Amenities bezahlen muessen. Für
diesen finanziellen Tribut wird man durch eine Zone
voller Souvenir-Laeden und - Haendler gelotst - der
einzige Zugang zu relativ neuen, knallgruenen Shuttle
Bussen (10.- R. A/C oder 6.- no A/C pro Kopf und Weg).
Dafuer hat man dann dafuer bei der Kassa (am alten
Eingang) bis auf eine Handvoll Kristall- und
Postkarten-Haendler fast seine Ruhe. Fuer 450.- R. kann
man sich mit einer Saenfte die steilen Treppen
hinauftragen und an die 29 buddhisitschen Caves, die
aeltestens in deren Mitte, entlang tragen lassen. Diese
sind in Hufeisen-Form entlang dem Waghoro-River
angeordnet. Sie stammen aus der Periode von 200 v.Chr.
bis 650 n. Chr. Waehrend sich Ellora seinerzeit
entwickelte, verzeichnete der Buddhismus generell einen
Rueckgang. Die Adjanta Caves wurden verlassen und
gerieten schliesslich gar in Vergessenheit. Erst 1819
wurden sie von einer britischen Jagdgesellschaft wieder
entdeckt. Heute figurierern sie ebenfalls auf der Liste
der World Heritage Sites of Unesco (Weltkulturerbe). |
Von nun an heisst es staendig Schlapfen an und ab. Es
ist grausam feucht in den gut ausgeleuchteten Hoehlen.
Ueberall wird mit das Innere mehr oder meist weniger
Erfolg klimatisiert, entfeuchtet und mit chemischen
Methoden Waende, Reliefs und Statuen behandelt, um dem
Verfall vorzubeugen. 5 der Hoehlen sind Chaityas
(Versammlungs-Hallen) mit Dagobas (mit domfoermigen
Buddha-Schreinen) am Ende, um die man die Kora machen
kann und 24 Viharas (Wohnzellen - ebenfalls mit dem
obligaten Buddha im Hintergrund in einem separaten
kleinen Raum). Bis auf wenige sind die Caves sehr gut
erhalten und die gemalten Szenen gut erkennbar, die
Pfeiler je nach Fertigstellungsgrad mit Ornamenten
geschmueckt. |
|
Im letzten zugaenglichen Raum stossen wir
auf einen sich liegend erholenden Buddha, und auch wir
sind frei fuer eine Pause. Wir ersparen uns den Anstieg
zum Aussichtspunkt ennet des Flusses und sitzen dafuer
eine Zeit lang an einer guenstigen Stelle auf den
Treppenstufen, wo ein herrliches Windchen etwas
Abkuehlung bringt, und betrachten die Mitglieder der
schweizerischen, japanischen und franzoesischen
Reisegruppen, wie sie von ihren jeweiligens Guides oft
bis ins kleinste Detail der Entstehung eingeweiht werden. |
Wir beschliessen, an diesem Tage nur noch
bis Aurangabad zu fahren, was in Anbetracht der
Stadtgroesse und den quirligen Vororten sowieso laenger
dauert als gehofft. Wir suchen Unterschlupf an der
Station East Road beim MTCD Holiday Centre und
entschliessen uns, die etwas hoehere Standgebuehr als
gerechnet, die Kosten fuer zwei Dormitory Betten von
total 327.- R. zu akzeptieren, um dafuer vom weiteren
Suchen nach einem geeigneten Platz entbunden zu sein.
Dafuer stossen wir in der Naehe auf ein recht rassiges
Internet-Café mit Broadband-Anschluss und finden uns zum
Schluss im "Food Lover" zu einem schmackhaftes
Abendessen, derweil draussen ein Gewitter niedergeht und
starker Regen einsetzt. |
Durch eine laendliche Gegend rollen wir
weiter suedwestlich. Die Baumwollfelder liegen hinter
uns, nun pflanzt man vielfach Gemuese und Zuckerrohr,
Mais und anderes Getreide an. Heute zeigt sich wieder die
Sonne, aber im Laufe unserer Fahrt wird die Gegend eher
trockener. Wichtig ist hier vor allem der Besitz einer
Wasserpumpe, womit aus den Bachlaeufen das kostbare Nass
gepumpt wird, das dann die Felder zum Ergruenen und in
der Folge kuenftiges Einkommen bringt. Nicht in Ahmadnagar
sondern erst in Shirut schaffen wir es nicht, die
richtige Abzweigung zu erfragen. Ganze Heerscharen von
Fussgaengern und Tuktuks verstopfen da diese Strasse.
Unzaehlige kleine Verkaufskarren und Glacé-Waegeli
werden muehsam auf dem holprigen Trassee vor sich her
gestossen. Zwischen kleinen Huegeln haben sich Tausende,
fast ausschliesslich Maenner, versammelt. Die offenen
Transporter werden von ihrer Fracht befreit: Zebu-Bullen
von meist stattlicher Groesse stehen zwischen
diskutierenden Gruppen angebunden. Nach und nach werden
sie paarweise fortgefuehrt oder wenn bockig, an Traktoren
gebunden und so mitgezogen und vor kleine niedrige
Karren, die mit Bildern der Goettin Durga und
Pfauenfedern-Buescheln geschmueckt sind, gespannt.
Wir wollen uns diese Ochsen-Rennen nicht entgehen lassen
und streben dem groessten Auflauf, dem Start zu. Durch
eine enge Gasse starten die Gefaehrte mit 2 Paaren Ochsen
und werden wie wild von den Zuschauern angefeuert. Um den
Segen der Goettin zu erhalten, werden sie mit der oranger
Farbe ueberpudert. Meist reitet einer der Betreuer oder
der Besitzer auf einem Pferd voran durch die enge
Menschengasse huegelan. Erst kurz vor dem Erreichen
oeffnet sich das Ziel und die Menschen stieben
auseinander. Immer wieder lassen sich die
temperamentvollen Bullen danach nicht bremsen und rennen
weiter, scheuchen ganze Gruppen Leute auf oder sind noch
ausserhalb des Gelaendes noch im vollen Karacho zu sehen.
Von einem Turm wird mit Lautsprecher dieser Anlass
lautstark kommentiert, die Teilnehmer vorgestellt und die
erreichten Resultate verkuendigt. Als wir uns naehern
hoeren wir schon eine Verkuendung, die von
"americansi" spricht und schon werden wir
hoeflichst aufgefordert, einem etwas englisch Sprechenden
zu Folgen. Als grosse Ehre duerfen wir auf einer
Bambusleiter eine Betonplattform erklimmen und von da aus
zusammen mit den Zeitnehmern und Kommentatoren den Anlass
ueberblicken. Das Mikrophon wird uns in die Haende
gedrueckt. Erst dankt Fredy auf Englisch für die Ehre
und den freundlichen Empfang und betonen, wie sehr wir
unsere Reise in Indien und natuerlich diesen Zwischenhalt
unter freundlichen Leuten geniessen. Ich wiederhole der
Einfachheit halber dasselbe in schweizerdeutsch und ernte
ebenfalls grossen Applaus, auch wenn niemand was
versteht. Wir erhalten die besten Plaetze und werden mit
Suessem, Bonbons und schliesslich mit Glacés versorgt
und koennen unmoeglich ablehnen. Als wir dann
schliesslich vom Podest steigen (es sollen immer noch gut
220 laufen und erst an die 30 haben das Publikum
erfreut), muessen wir noch dem Besitzer des vorlaeufig
ersten Gespanns die Ehre erweisen und seine Bullen
fotographieren. Kein Wunder, dass es heute 15.ooh wird,
bis wir einige Kilometer spaeter endlich für den
Mittagsimbiss halten.
Die Strassen werden an diesem Tage immer mickriger und
loechriger. Wir haben Muehe, die richtige ueberhaupt zu
finden, da hier nur noch alles in Hindi angeschrieben
ist. Wir nehmen einen aelteren Mann mit, der aber weniger
den richtigen Weg als den, den er fuer sich braucht, uns
zeigt.
Bei Kalamb fahren wir ein kurzes Stueck auf der
Route 50 nordwaerts, dann zweigen wir wiederum westlich
ab und gelangen nach Junnar. Hier wiederholt sich
das altbekannte Prozedere. Jeder Zweite hat ausser dem
Namen des Ortes, in dem er wohnt, noch keinen anderen
gehoert, so dass wir kein allzu gutes Gefuehl haben auf
der Weiterfahrt. Doch, doch, die Strasse fuehre nach
Mumbai, bestaetigt uns wenig spaeter ein halbwegs
Schlauer. Da stimmt zwar, aber wie wir bald herausfinden,
nicht auf direktem Weg. Vielmehr kommen wir auf 899 m
Hoehe, koennen einerseits auf die bereits zurueckgelegte
Strecke und andererseits auf einen vor uns liegenden,
nirgends in unseren Karten verzeichneten und deshalb
vermutlich neuen oder saisonalen Stausse heruntersehen.
Bald passieren wir die kleine, unattraktive Malshej Hill
Station und folgen dem einzigen Weg, der uns bleibt.
Wenig spaeter praesentieren sich uns kahle Bergruecken
und Feldsnadeln der West-Ghats in herrlicher
Abendstimmung und wir muessen uns sputen, vor dem
endgueltigen Einnachten einen Uebernachtungsplatz entlang
Strasse Nr. 200 zu finden. |
Nach unserem ungewollten Abstecher immer
noch 153 km vor uns. Langsam aber sicher kommen wir von
einem praktisch seit Junnar unbewohnten Gebiet wieder in
gewohnte Verhaeltnisse zurueck. Happig an Verkehr ist
dann die Gegend von Kalyan - das unvermeidliche
Chaos schon im Einzugsgebiet von Mumbai, umsomehr als wir
nicht von einer der Hauptzufahrts-Achsen aus uns den Weg
suchen. Schliesslich bei Thane kommen wir in den
Genuss des Eastern Express Highways mit den vielen
Fly-overs, welche einem den Kampf um den Vortritt bei
Kreuzungen und Kreiseln ersparen.
16 Mio. Einwohner hat Mumbai, die Hauptstadt des
Bundesstaates Maharashtra, und alle, so scheint es uns,
haben heute etwas in der City zu erledigen! Zwischendurch
verliere ich immer mal wieder die genaue Uebersicht im
Strassengewirr, und wir bewegen uns mit dem Strom weiter.
Die geordneten Verhaeltnisse des Vororts-Highways sind
laengst hinter uns zurueckgeblieben - kein Wunder, dass
wir die aeussere Tourist-Information an der
Einfahrtsstrasse (trotz Stadtplan) nicht sichten.
Irgendwann finden wir uns dann an der in jeder Stadt
exisitierenden, meistens markanten MG (Matathma Ghandi)
Road wieder, koennen uns in der Fort-Region wieder
orientieren und mit etwas Geschick vorbei an den vielen
Kolonialstil-Bauten vergangener Pracht zum Gateway of
India durchschleusen. Waehrend wir lange Haelse nach
einem fuer uns genuegend grossen Parkplatz machen, klopft
jemand kraeftig an unserm Wagen-Hinterteil und bald
taucht eine dunkle "Daechli-Kappe" am Fenster
der Fahrerkabine auf: sie gehoert Erik, dem
hollaendischen Ingenieur, letztmals getroffenen in Ali
und bei Darchen in Tibet. Immer noch arbeitet er auf
einem iranischen Schiff, das Pipelines auf dem
Meeresboden verlegt und derzeit vor Mumbai liegt. Heute
hat er ausnahmsweise kurzen Landgang und glaubte seinen
Augen nicht zu trauen, als er unsern Camper erblickte und
uns dank des Verkehrsgewimmels zu Fuss einzuholen
vermochte. Da verfliegt die Zeit bei kalten Drinks und
Club-Sandwich im Leopold Cafe in der Colaba Causeway
rasch, bis sich unsere Wege wieder trennen.
Das YWCA hier in der Madame Cama Road ist hoechstens
vielleicht preiswert, aber wegen der beengten
Platzverhaeltnisse und des derzeitigen Umbaus kein
Geheimtip fuer Camper. Waehrend man uns am offiziellen
Parkplatz beim Memorial nicht will und in den
schattigeren Seitenstrasse sofort ein amtlich- oder
selbst-ernannter Parkwaechter mit gedruckten
Gebuehrenzetteln zu 100.- R. pro Stunde auftaucht,
bleiben wir direkt am Wasser unweit des alt-ehrwuerdigen
Taj Mahal Hotels von ihnen wie auch von den Passanten
komplett unbehelligt. Von hier aus erkunden wir die
Gegend um den Oval Maidan und den Wellington Circle,
welche uns noch halbwegs bekannt vorkommen. Als wir
endlich die Verkaufsstelle für die Lonely
Planet-Reisefuehrer am Nariman Point gefunden haben, ist
es mehr als 17.ooh, alle Angestellten bereits in
Aufbruchstimmung zum Feierabend und wir sowieso an der
falschen Adresse. "Meet the Fockers" spielt man
im Regal Cinema, und da man keine Tickets fuer die
Nachtvorstellung im Vorverkauf erwerben und deshalb fuer
22.ooh dann anstehen muss, entscheiden wir uns kurz
entschlossen fuer die Abendvorstellung um 19.3oh. Danach
knurrt uns der Magen, und der Einfachheit halber suchen
wir nochmals das Leopold auf, wo sich eine bunte
Gaesteschar aus Travellern, Hoteltouristen und
Einheimischen trifft und zu vernuenftigen Preisen und
recht rassigem Service den Magen mit continental,
chinesischen oder indischen Speisen fuellen kann. Ein
CoffeeDay haben wir noch nicht erblickt, dafuer aber die
Konkurrenz Barista entdeckt, wo ebenso guter Capuccino
serviert wird. Die Bettschwere spueren wir schon, als wir
uns auf den Rueckweg an die Waterfront machen. Ein
herrlicher Wind durchlueftet unsern Camper. Es kuehlt auf
angenehme 20o C ab - unserm verdienten Schlaf
steht nichts im Wege. |
An die J. Shankar Sheth Road schaffen wir
es irgendwann im Verlauf des Morgens - Das
Geschaeftsleben erwacht in Indien sowieso erst um 10.00h.
Ich hatte mir wegen des hochtrabendenden Namens New
Majestic Shopping Centers schon leise Hoffnungen auf
"kultiviertes" bequemes Einkaufen, ja
vielleicht eines reichhaltigen Supermarktes, gemacht.
Ohne Hinweise von Einheimischen haetten wir das Gebaeude
nicht mal beachtet, so vergammelt ist es. Immerhin bietet
sich in im in Basement 2, zu gut Deutsch im 2.
Untergeschoss untergebracht vollgestopften Buchlager des
India Book Distributor Ltd. eine gut dotierte Auswahl an
Lonely Planet Reisefuehrern in jeweils den neusten
Ausgaben an. Da kommt uns nachher unser zweites Ziel, der
Crawford Markt beim L. Tilak Marg gerade recht. Hier gibt
bei unzaehligen kleinen Haendlern eine grosse Auswahl an
Lebensmitteln, sogar Fleisch und vor allem Huhn und
natuerlich Fruechten und Gemuesen. Nur ist es kein
erholsames bequemes Einkaufen - staendig muss man um
jeden einzelnen Posten feilschen, will man auch nur
einigermassen gerechte, wenn auch immer noch auf
Touristen angepasste sprich erhoehte Preise bezahlen.
Wir setzen das Sightseeing fort und fahren nach einigen
Verirrungen dem Marine Drive entlang, um uns die
gross-staedtische Ansicht von Mumbai nicht entgehen zu
lassen. Die Stadt-Beach Chowpatty entpuppt sich als
unerwartet sauberer, jetzt in der Tageshitze kaum
besuchter Sandstrand. |
Wir kommen zum Schluss, dass wir bei der
schon eindruckvollen Hitze nichts mehr hier verloren
haben und bewegen uns der westlichen Seite der Landzunge
von Mumbai entlang stadtauswaerts. Wir passieren die Haji
Ali Moshee auf einer kleinen Insel, die der Kueste ca.
200m vorgelagert und zu Fuss nur bei Ebbe zu erreichen
ist. Am oberen Ende der Mahim Bay stoppen wir in einer
der kleinen Sackgassen, die direkt ans Wasser fuehren, um
etwas zu essen. Obwohl einige Jugendliche da sich im Meer
vergnuegen, koennen wir trotz der feuchten Hitze leicht
dem Baden entsagen. Das Wasser ist truebe und erlahmt
einmal für kurze Augenblicke der Meerwind, bekommt man
eine Nase voll von noch umliegenden oder halb-verbrannten
Abfall-Ueberresten.
Auf dem Strassenplan erscheint die Fahrt aus der Stadt
ein Kinderspiel zu sein. Effektiv dann sind die
Abzweigungen nicht oder nur in Hindi markiert, die gross
eingezeichnenten Kreuzungen entsprechen nicht dem wahren
Masstab oder sind von Haendlern, Taxis und gar Kuehen
verstellt, so dass man sie zu spaet wahrnimmt. So
wursteln wir uns denn alles anderes als auf der
Direttissima durch. Suedlich entlang des Internationalen
Airports Chhatrapati Shivaji durchqueren wir ein
Quartier, das an Verschmutzung alles bisher gesehene in
den Schatten stellt. In engsten Buden und Verschlaegen
hat ein auf Entsorgung spezialisiertes Gewerbe da seinen
Gelaende gefunden. Alle moeglichen Apparate und jegliche
vorstellbarer Maschinen oder Fahrzeuge werden hier
praktisch auf der Strasse und in den schmalen Gassen in
Einzelteile zerlegt. Dass ein relativ breiter Arm des
Mahim Rivers sich ebenda durchzieht, ist als weiter
Standort-Vorteil zu betrachten. In ihm kann man alle sich
ergebenden Fluessigkeiten verschwinden lassen - schwarz
vor Dreck ist er sowieso schon! Der Moloch Verkehr windet
sich durch diese inzwischen laengst zu kleine Strassen,
um zig Ecken und erschwerend hier auch noch um die vielen
neu erstellten Pfeiler und Pfosten der sich im Bau
befindlichen, nur teilweise schon halbseitig befahrbaren
Hochstrassen. Auf jedem freien Flecken ist ein Geschaeft
oder Verkaufsstand platziert, Fahrzeuge parkiert oder aus
aermlichsten Occasions-Materialien traurigste
Behausungen, Huetten und Zelte erstellt. Dazwischen
spielen Kinder und mittendrin suchen sich in aller
Seelenruhe noch heilige Kuehe im immer praesenten Unrat
ihr Futter zusammen.
Wir atmen auf, als wir den Y. Chavan Marg erreicht haben
und auf einer Art Autobahn ueber den sumpfgesaeumten
Thane Creak die Grosstadt verlassen. Solange wir auf dem
je 3-spurigen Pune-Toll-Highway bleiben, kommen wir recht
flott voran. Nicht fertiggestellt sind jedoch die
Abfahrten davon. Schon bald kurven wir deshalb durch den
rotbraunen Dreck der Baustellen und fragen uns bei Panvel
nach dem Anschluss an unsere geplante Route HW 17 durch.
Nach dem Tanken und Wasserfuellen verpassen wir die
erstem Gelegenheiten, in relativ trockenem Gebiet uns auf
einen der Huegel entlang der Strasse zur Uebernachtung zu
verziehen. Als dann 18.ooh naeherrueckt, befinden wir uns
in einem Gebiet, wo Feld an Feld stoesst und diese Aecker
nur durch erhoehte Fusspfade oder aber
Bewaesserungsgraeben von einander getrennt werden. Die
letzten Sonnenstrahlen zeigen uns endlich wieder einen
fahrbaren Pfad ab der Hauptstrasse. Uns bleibt kaum Zeit,
das letzte Tageslicht, das Abendrot und einige letzte,
noch den wenigen Muecken nachschwirrenden Voegeln zu
beobachten, bis die schmale Mondsichel (gestern war
Neumond) sich am Sternenhimmel zeigt. Nur ein Bauer
schaut kurz vorbei, verzieht sich aber bald wieder. Als
das Nachtessen lind ist, sind wir schon nicht mehr
allein. Zwei Vertreter der oertlichen Polizei fahren vor
und teilen uns via einen Uebersetzer mit, dass wir es
unterlassen haetten, die Obrigkeiten hier von unserer
Anwesenheit zu informieren. Sie lassen sich aber
gluecklicherweise von Fredy mit seine Entschuldigung und
dem Hinweis, wir haetten den Bauern vorher um Erlaubnis
gefragt, beschwichtigen und ersparen uns so an diesem
Abend einen Platzverweis. Die kurvige Strasse zieht sich
endlos durch die Gegend. Ein steter Begleiter, mal links
mal rechts der Strasse, ist auch die Eisenbahnlinie. |
Wir gelangen bald nach Start am Samstag
in hoehere Regionen. Das sind hier schon gut 400 m, da
wir praktisch auf Meereshoehe uebernachtet haben. Die
ganze Flaeche wird hier landwirtschaftlich genutzt und
immer wieder durchziehen noch wasserfuehrende Flusslaeufe
und kleine Seelein das Land. Auf den zur Zeit
abgeernteten Feldern werden die letzten Strohhalme
abgebrannt, um mit der Asche die Felder zu duengen.
Deshalb fahren wir fast den ganzen Morgen durch diesige
respektive durch den Rauch truebe Gegend, die wegen der
viele, typisch bis auf Stamm und dicke Aeste gekroepfte
Baeume fast bizarr wirkt. Route 17 befindet sich im
Ausbau, ist aber vielerorts bereits von komfortablem
Standard. Bei Chiplun umfahren wir einmal mehr
einen entweder grossen Flusslauf und/oder einen
Auslaeufer vom Meer. Fuer den Mittagshalt finden wir in
der baumreichen Gegend ein Stueck alte Strasse mit
unversehrten, schattenspendenden Baeumen. Als wir um
14.30h starten, hat sich der bis anhin lockere Verkehr
aufgeloest. Ausser uns schaukeln nur wenige durch die
heisse Landschaft. Die Laster stehen praktisch alle bei
kleinen Stationen, die Chauffeure schlafend im Schatten. |
|
An zwei Kontrollstellen mit geoeffneten
Schlagbaeumen lassen uns die Unifomierten mit einem
pruefenden Blick auf unser Schweizer Wappen, unsicher ob
"rotes Kreuz", ohne Halt passieren. Beim
dritten Checkpoint durch einen Slalom mit mobilen Gittern
kann sich der Beamte lange nicht entscheiden, ob wir für
eine Kontrolle und ein eventuelles Weggeld gut sind, und
als er schliesslich zur Pfeiffe greift, sind wir schon
winkend durchgerollt und "hoeren" ihn nicht
mehr. So erreichen wir ohne Komplikationen den kleinsten
indischen Bundesstaat Goa. Die dschungelartig
bewachsenen Haenge der West-Ghats sind eine natuerliche
Grenze für die vielen Reisfelder und Palmenhaine, welche
die Strandregion bedecken. 1961 wurde die 451-jaehrige
portugiesische Kolonialzeit mit dem Einmarsch indischer
Truppen beendet, aber natuerlich ist die meditarrane
Atmosphaere noch immer praesent. In den 60iger-Jahren
wurde diese Kueste von den Hipppies "entdeckt".
Wenn es im Herbst in Kathmandu zu kalt wurde, rutschten
sie runter an die damals idyllischen Straende. Auch heute
noch haengen hier viele Aussteiger herum und angeblich
hat jede Strandgegend ihr eigenes Publikum. Die einstigen
Hippies sollen sich ganz im Norden bei Arambo aufhalten.
Anjuna mit seinem weitaus bekannten Mittwoch-Flohmarkt,
Vagato und Chapora sollen die Hochburgen der Techno-Szene
sein, Pauschaltouristen finden ihr Glueck um Calangute
und Baga waehrend die Individual-Reisenden eher die
Straende um Benaulim und Palolem aufsuchen.
Wir drehen bei Mapusa, wegen eines
Navigationsfehlers meinerseits erst im zweiten Anlauf,
Richtung Kueste und es ist schon dunkel, als wir Vagator
erreichen und salzige Meeresluft einatmen. Ausgeruestet
mit den Koordinaten anderer Traveller und dank Hinweisen
der Einheimischen finden wir dann innerhalb des Ortes
auch nach Little oder Small Vatagor. Aber nur auf
einen deutschen Iveco, dem Namen der aufgepinselten
Homepage nach nicht unbedingt ein Gesinnungs-Genosse von
uns, und einen slowenischen LKW mit aufgesetztem
Wohnwagen, anscheinend ein Langzeit-Tourist, stossen wir.
Dafuer kann man unbeachtet auf den Klippen oberhalb des
kleinen Ortstrandes parken und zu Fuss in den nahen
Restaurants sich verpflegen. Wir waehlen das TJCove und
verzehren mit gutem Appetit eine leckere Fischmahlzeit.
Sogar ein Internet-Café ist noch offen, aber leider
finden wir kein Mail von sabana.ch vor, die wir in Goa zu
treffen hoffen. Wir legen hier einen ersten Ruhetag ein
obwohl die Umgebung bei Tage weniger romantisch als
vielmehr auch von Schmutz und vielen Touristen
beeintraechtigt ist. |
Wir fahren auf den kleinen
Zubringerstraesschen parallel zum Meer, umfahren Mapusa
und sehen uns so auf dem Wege noch die verschiedenen
Moeglichkeiten, an den Strand zu kommen, an. Dies ist
jedoch sehr zeitraubend. Anjuna Beach ist wenig
beeindruckend Runter zur Baga und Calungate Beach
durchfaehrt man all die kleinen Privathaeuser, die
Unterkunft und/oder Mahlzeiten anbieten. In der Naehe des
Strands dann reiht sich ein Kleinhotel ans andere,
hoechstens unterbrochen von Bars und Restaurants oder
Souvenir-Laeden. Fuer uns ist diese Art Ortschaft wenig
geeignet und wir beschliessen, zuegig auf den heuztigen
Hauptort von Goa mit knapp 100'000 Einwohnern, Panaji,
zuzuhalten.
Ueber die Mandovi Bruecke erscheint die Stadt
beeindruckender, als sie dann im Erkunden zu Fuss ist. Im
Ort selbst finden wir im Markt alle notwenigen Vorraete.
Wir spazieren etwas den Strassen entlang, allerdings ohne
grossen Enthusisasmus. Es ist inzwischen 13.30h geworden
und die meisten Geschaefte haben ihre Rolladen
geschlossen. So fluechten wir uns in ein CoffeeDay zu
Sandwiches und Cappuccino, fahren dann die noch etwas
attraktivere Hauptstrasse 18th June, parallel zur MG Road
hinunter, wo man etwas bessere, aber immer noch kleine
Laeden zwischen einigen der typischen Kolonialbauten aus
der portugiesischen Periode findet. Einzelne Parks
dazwischen werden relativ sorgsam gewaessert und
verschoenern das Bild des kleinen, recht friedlichen
Staedtchens.
Dem Mandovi River entlang fahren wir dann in der Hitze
zur ehemaligen Hauptstadt Old Goa, welche schon
vor Ankunft der Portugiesen ein floriender Ort war. In
der Bluetezeit wohnten fast 300'000 Menschen in der heute
fast unbewohnten Stadt. Sie wurde Sitz des Vizekoenigs
und katholisches Erzbistums. Es zog auch die religioesen
Order wie die Franziskaner und die Jesuiten hierher. Die
derzeit glanzvolle Metropole wurde in einem Atemzug mit
Rom genannt und das beruehmte Zitat stellte richtig:
"Wer Goa gesehen hat, braucht nicht nach Lissabon zu
fahren". In 1543 wurde die Bevoelkerung durch eine
Seuchen fast komplett ausradiert und 1635 machten weitere
Pest- und Cholera-Epidemien die inzwischen eingetretene
Erholund und Entwicklung wieder fast zunichte.
Niederlagen in Konflikten gegen die Marathen und spaeter
gegen die Englaender besiegelten den Untergang der Stadt.
Ende des 17. Jht. zaehlte sie nur noch 20'000 Einwohner
und als 1759 als Panaji zur Hauptstadt ernannt wurde, gar
nur noch 2'000. Die verarmten Patrizierfamilien
verkauften ihre Villen als Baumaterial, weshalb aus der
grossartigen Zeit fast nur noch beeindruckende kirchliche
Bauten uebrig geblieben sind. Auf relativ kleiner Distanz
besuchen wir den Konvent und die Kirche von St. Francis
of Assisi und die Se Cathedrale sowie die St.
Cajetan-Kathedrale, weiss leuchtende Gebaeude, alle etwa
in der Mitte des 17. Jht. erstellt. Sie stehen dem
interessierten Besuch kostenlos offen und praesentieren
schoene Altare, vergoldetes Schnitzwerk, Stuckwerk an den
Decken und Boeden aus alten Grabsteinen. Die Basilica Bom
Jesus, im Gegensatz zu den andern in dunkelrotem Stein
ohne Verputz, gilt als die bedeutendste Kirche Goa. Das
1605 fertiggestellte Gotteshaus birgt die sterblichen
Ueberreste des heiligen Franziskus Xavier, der 1542 Goa
erreicht und innert kuerzester Zeit Tausende von Menschen
bekehrt hatte und spaeter seine Missionarstaetigkeit bis
nach Japan und das heutige Malaysia ausdehnte. Alle 10
Jahre werden seine Gebeine den Glaeubigen gezeigt,
letztmals 2004, zu welchem Anlass jeweils bis zu einer
halben Million Menschen hierher reisen.
Gegen Abend umfahren Panaji auf Nebenstrassen durch
kleine Doerfer mit ihren saftigen gruenen Reisfeldern,
vielen Mangobaeumen und Palmen. Bei Pilar kommen
wir zurueck auf die Ueberlandstrasse Nr. 17, von wo aus
wir uns langsam nach einem Nachtplatz umsehen muessen.
Bevorzugt waere eine schoene Loge am Meer, wozu wir einen
Abstecher an die etwa 6-10 km entfernte Kueste machen
muessen, aber unserem Infomaterial nicht entnehmen
koennen, wo dieser auch erfolgversprechend ist. Die
einsetzende Daemmerung zwingt uns, bei Majorda zu
handeln. Das Straesschen ist schmal, ein Stueck weit muss
Fredy aufs Dach sitzen und die herunterhaengenden
Leitungen hochheben, waere ich den Iveco durchfahre.
Schliesslich stehen wir nahe dem Meer. Ein ellenlanger
flacher Strand breitet sich vor uns aus, leider aber
getrennt durch eine niedrige Duene mit Stacheldraht-Hag,
unweit davon eine einsame Hotelanlage mit gelangweilten
deutschen und russischen Gaesten in deren vorgelagerten
einfachen Strandrestaurants. |
|
Bei den letzten Haeusern von Margao
entdeckt Fredy am naechsten Tag eine Station
Hochdruck-Reinigungsanlage. Mit einer Wartezeit von 1
Std. und 200.- R. sind wir dabei - unser Camper verliert
sein Dreckkleid und leuchtet mal wieder weiss. Bei Bally
drehen wir suedwestlich und fahren via Fatorpa
Richtung Capo da Rama, daran vorbei am Schluss parallel
der Kueste bis wir am Dienstag, 15. März, unser
vorlaeufiges Etappenziel, das kleine Dorf Agonda
direkt am Meer erreichen. Erfreut bemerken wir die
erhoffte unverbaute Sandbucht und mit noch mehr
Vergnuegen an deren suedlichen Ende unter Palmen mehrere
Camper. Endlich mal wieder etwas Abwechslung und
Erfahrungs-Austausch steht bevor mit: |
Sonja + Michi im jap. 4x4 TCM-LKW aus der
Schweiz (uns als sabana.ch aus dem Internet bekannt, mit
denen wir schon oft E-mails ausgetauscht hatten), die
Kathrin + Martin im Merc.LKW aus Muenchen, sowie zwei
junge Burschen, Simon + Felix in einem orangen VW-Bus aus
Stuttgart sowie Paulette + Emmet im Ford Transit aus
Irland, die mit uns die naechsten Tage hier am Strand
stehen.
Leider reisen Ineke + Pierre im Fiat Pilot-Camper aus
Genf und die deutschen Doris + Wolfgang im Puch G schon
am naechsten Tag (nach einem spontan organisierten BBQ,
zu dem wir sofort herzlichst eingeladen wurden und als
Beitrag unser Kilo gekochtes Riesencrevetten und einen
China-Kohl-/Ruebli-Salat beisteuerten) schon ab. Dafuer
stossen zwei Tage spaeter Jeanne + Lucas aus Bruessel,
unterwegs in einem Toyota Landcruiser. |
|
Die Tage vergehen nur wie im Fluge mit
Baden im lauwarmen Meer, Lesen, Schwatzen, Relaxen. Die
Sonne ist zu stark, als dass man sich tagsueber ihr
aussetzen koennte. Zum Glueck haben wir schattenspendende
Palmen und vor allem eine staendige Brise, welche die
35-40o C ertraeglich machen. An Tagen mit
leichter Bewoelkung nimmt die Feuchtigkeit und Schwuele
sofort zu, aber nachts sinkt die Temperatur wieder auf 20o
C, womit einem erholsamen Schlaf nichts im Wege steht.
Am Suedende der Bucht kann man von den Fischern Fisch
oder Scampi kaufen. Am spaeten Morgen kommt hier jeweils
der Baecker vorbei mit sogar dunklem Brot und Kuchen. Im
Ort Agonda kann man sich basis-maessig versorgen. In
einigen kleinen Hotels, meist mit Blaetterhuetten am
Strand, macht eine bescheidene Anzahl
Individual-Reisender Ferien. Demzufolge hat es auch 3-4
ganz gute Restaurants. Wir lassen uns am Abend alle
gemeinsam im Dunhill-Restaurant verwoehnen und lassen den
barbauchigen Wirt mit betraechtlicher Kugel, die
hoffentlich fuer seine gute Kost spricht, fuer uns die
Arbeit uebernehmen. Chicken Tikka im Tandori-Stil (im
Lehmofen gebacken) schmeckt mir bestens, waehrend Fredy
sein typische Goa-Gericht, Curry-Coconut-Vegetable,
geniesst. |
Am Montag dann bewegen wir erstmals
wieder den Camper und fahren ins nahe Chaudi zu
Einkaeufen und ins Internet Baba. Auf dem Rueckweg
besuchen wir erst das vornehme Continental Hotel und
verzehren dort ein feines Club Sandwich am Pool neben
dessen gelangweilten hauptsaechlich russischen Gaesten.
Der Nachbarort Palolem ist viel lebhafter und wird vor
allem von den Backpackern bevorzugt. Durch das kleine
Oertchen zieht sich eine Kette von Verkaufsstaenden und
den ganzen Sandstrand entlang steht ein kleines
Guesthouse oder Restaurant neben dem andern. Da kommen
wir komplett verschwitzt aber ganz zufrieden in unsere
vergleichsmaessig idyllische Bucht von Agonda zurueck. |