8. Februar - 22. März 2005 von Delhi - Goa/Indien

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Langweilig war es uns waehrend unseres 4-monatigen Aufenthalts zuhause in der Schweiz wahrlich nicht geworden und fast zu schnell hiess es erneut, unsere Buendel zu schnueren. Am Dienstag, 8. Februar 2005, starten wir um 6.00h in Affoltern um rechtzeitig zum Einchecken zu Flug OS 568/07.55h nach Wien zu sein. Mit in Betracht gezogen beim Packen haben wir eine vielleicht etwas intolerantere Gepaeck-Abfertigung im Flughafen Zuerich-Kloten als im vergangenen Oktober in Delhi. Michi und Katja hueten unser Handgepaeck, das wir nicht unbedingt auch noch am Schalter zeigen wollen, denn bei unserer ersten Reisetasche pendelt sich die Waage bei 29,7 kg ein. Das dadurch verursachte Stirnrunzeln bei der Schalterdame verschwindet dann aber gnaedigst wieder, als die zweite nur noch gute 20 kg schwer ist.
Noch ein gemeinsames Fruehstueck mit Katja und Michi in der Abfertigungshalle, die vorlaeufig letzten Umarmungen und Abschiedskuesse – alle haben wir feuchte Augen - dann passieren wir die Passkontrolle. Es ist hoechste Zeit - wir suchen unsern Weg zum bereits leeren Gate B24, wo wir schon sehnlichst erwartet werden. Man hatte uns ausgerufen (hatten Michi und Katja also doch richtig gehoert) und im Beisein von Fredy wird die schwere Reisetasche mit den beiden Heizungen, dem Autoradio und diversen Ersatzteilen geoeffnet und Details ueber deren ungewoehnlichen Inhalt in einem schwarzen Buch festgehalten. Dann muss Fredy das gute Stueck, zu schwer für die abfertigende Beamtin, noch vor den Abfertigungsraum hinaus zu einem kleinen Transporter tragen, damit es noch mit an Bord kommt. Niemand stoert sich zum Glueck weder an der Anzahl unserer 6 Stueck Handgepaeck noch an deren Gewicht von insgesamt 38 kg (erlaubt sind 2 à je 8 kg!). Wir sind unter den letzten vier Passagieren, die mit einem Extra-Bus zum Airbus 321A der Austrian Airlines hinaus gefuehrt werden muessen. Hinter uns schlagen die Tuerenzu und wenige Minuten spaeter setzt sich das Flugzeug in Bewegung. Nach Kaffee und Zeitungslektuere an Bord landen wir um 9.30h in Wien. Der Flughafen ist nur klein, so muessen wir mit unserer Baggage keine grossen Spruenge machen. Im halbleeren Airbus 340/Flug OS 033 verlassen wir Wien um 12.10h. Relativ rasch wird ein Mittagessen serviert. Da ostwaerts, fliegen wir in die Nacht hinein, oefters von Sturmboeen durchgeschuettelt. Nach einem kalten Imbiss folgt das obligate heisse Tueechli, bevor wir um 23.50h in Delhi von Bord gehen. Wir schieben unser Gepaeck durch den „green channel“ – es interessiert sich keine Seele dafuer, was wir da mit uns schleppen. Das erste indische Feilschen um den Transport in die Stadt hinein: Das Angebot beginnt bei 1'200.- Rupees. Bei 600.- R. verlieren dann die meisten Taxidriver ihr Interesse an uns als Kunden und versuchen andere Dumme zu finden, aber einer der vielen inoffiziellen Chauffeure springt in die Bresche und bringt uns schliesslich für 350.- R. zum YWCA.
Und was alle gewundert hat – der Camper steht unversehrt (von einer total flachen Batterie abgesehen) hinter dem kleinen Hotel und war in unserer Abwesenheit sogar monatlich gewaschen worden. Die beiden in der Schweiz reparierten Heizsysteme hat der Bordmechaniker inzwischen wieder eingebaut und an deren Funktion seine helle Freude. Am 10. Februar rollen wir im stroemenden Regen unter der schuetzenden Passerelle hindurch und fliegen das erste Mal wieder aus. Beim Auftanken, keine 2 km vom YWCA entfernt, haben wir schon eine unangenehme Situation. Fredy setzt nach dem Tankfuellen zurueck, um noch den Luftdruck der Pneus zu erhoehen, als ein Lieferwagen das uebersieht und voll auf uns auffaehrt. Das resultiert natuerlich in einem grossem Lamento, sofort scharen sich unzaehlige Zuschauer und Spezialisten um die beiden betroffenen Vehikel. Die Reparatur der vielen Beulen an der Front, zum Teil schon verrostet, sollen natuerlich wir als Touristen bezahlen. Ein Polizist ist auch bald zur Stelle, setzt eilfertig einen Rapport auf - ein freundlicher Passant uebersetzt für uns ins Englische. Es geht lautstark zu, viel Palaver, oder besser, viel Laerm um nichts. Schliesslich verlaeuft alles im Sande - die ganze Angelegenheit kostet Fredy einfach Einiges an Nerven und eine Tafel Schweizer Schokolade.
Delhi liegt vielfach unter einer Smog-Decke und alles erscheint diesig. Temperaturmaessig haben wir angenehme Konditionen, nachts gut 18o C, tagesüber bis zu 27o C - Sonne wechselt sich immer wieder mit Nieselregen ab. Wir widmen uns den Sehenswuerdigkeiten der Stadt. Erst besuchen wir den 1938 von Mahatma Gandhi eingeweihten Lakshmi Narayan-Tempel, besser bekannt unter den Namen des Spenders als Birla Mandir.

Leider ist er komplett eingeruestet und das vermutlich nicht erst seit gestern, so dass man seine ungewoehnliche Form mehr erahnen muss. Unweit des Roten Forts parken wir spaeter in der Netaji Subashi Marg den Camper. Wir lassen uns von einem Rishka-Fahrer animieren und fuer 30 R. eine Stunde lang durch die engsten Gassen des Chandni Chowks voller Laeden für Stoffe und Schmuck pedalen.

Absetzen lassen wir uns dann vor der Jama Masjid, die wir noch vor dem mittaeglichen Gebet besuchen wollen. Die 1650 eingeweihte Moschee, imposant mit ihren 40 m hohen Minaretten auf einem Huegel gelegen, hat einen 90x90m grossen Innenhof, der 20'000 Glaeubige fassen soll. Sehr schoen ist vor allem die Gebetshalle mit ihren Kuppeln aus weissen und schwarzen Marmor - ein guter Kontrast zu den sonst verwendeten roten Sandsteinbloecken
Das 1648 fertig gestellte Rote Fort/Lal Qila, eine riesige Festungsanlage aus rotem Sandstein am Ostufer des Yamuha-Fluss, enttaeuscht uns eher - kein Vergleich zum roten Fort von Agra. Aus diesem Fort hier wurde bei den vielen Beutezuegen nach dem Tod des letzten Grossmoguls alles irgendwie Brauchbare mitgenommen, und nur ein paar wenige, schlecht erhaltene Gebaeude kann man für 100.- R. pro Person besuchen.
Am Sonntag lassen wir uns im Regierungsviertel vom Rashtrapati Bhawan, dem Sitz des ehemaligen Vizekoenigs, heute des Staatspraesidenten, beeindrucken, und bestaunen das Parliament House. Wir schlendern den Raj Path hinunter, in dessen Mitte wir schliesslich das All India War Memorial (zu Ehren der Kriegsopfer aus dem 1. Weltkrieg), bekannter unter dem Namen Gate of India, umrunden. Es ist ein strahlend schoener Tag mit blauem Himmel. Viele Leute versammeln sich oder picknicken in Gruppen auf den Wiesen entlang dieser Paradestrasse.


Als letzte Station fahren wir beim Denkmal zu Ehren Mahatma Gandhi's vorbei, der ihn an der Spitze des sogenannten Salt March zeigt. Unter seiner Fuehrung wurde J. Nehru der erste Premierminister nach Indiens Unabhaengigkeit von England vom 15. August 1947.

Bis wir jeweils unsern abendlichen Standplatz beziehen koennen, muessen wir uns erst etwas in Geduld ueben. Wir wohnen neuerdings am Rajiv Chowk am Ende von Janpath Marg direkt am Connaught Circle. Erst nach 19.ooh pflegt der Verkehr in der City etwas abzunehmen und vor allem die Parkplaetze sich zu lichten, auf denen tagsueber in zwei oder drei Reihen, einfach mit nicht eingelegtem Gang und ohne Handbrems-Anziehen parkiert wird, damit die Bewacher bei Bedarf die Wagen umherschieben und umstellen koennen.

Hier haben wir auch Kati und Jochen aus Muenchen kennengelernt, mit denen wir uns an zwei Abenden zum gemeinsamen vegetarischen Nachtessen suedindischer Kueche im "Saravan Bhawan" treffen. Wir haben uns viel zu erzaehlen und da die Beiden ebenfalls Kaffee-Fans sind, beschliessen wir die Abende im CoffeeDay bei herrlichstem Cappuccino.
Mittags verpflegen wir uns meist von der Strasse mit den mit Curry-Gemuese gefuellten Teigtaschen, dazu 2 Getraenke-Flaeschli - Kostenpunkt ganze 47.- R./Fr. 1.40 fuer eine Mahlzeit.
Mehr Geld lassen wir dafuer bei A.J. Kishore liegen. Da gefallen uns zwei fast meterhohe Statuen, ein Mann mit Topf und Kampfhahn, die Frau mit einem Kind auf dem Arm, gefertigt aus Lehm und mit Messing uebergossen, so gut, dass wir uns zum Kauf dieser Bastar Tribal Stuecke aus Orissa entschliessen. Hoffentlich truegt uns unser gutes Gefuehl in Bezug auf die Verkaeufer nicht. Sonst neigen wir eigentlich nicht dazu, fuer etwas bar im voraus zu bezahlen und dann abzuwarten, ob die Ware auch wirklich mal in der Schweiz eintreffen wird!!
Einen Lebensmittel-Supermarkt gibt es nicht hier in Delhi. So lassen wir uns mit einem Tuktuk zum Khan Market fahren und decken uns da mit Frischwaren wie Kaese, Wurst, Butter, Milch und Eier, aber auch mit Fisch und Fleisch, Kaffee und etwas Gemuese und Fruechten in den kleinen, aber sauberen Laeden ein. Viel Personal zum Bedienen und Einpacken steht zur Verfuegung. Der Besitzer sitzt wie eine Spinne beim Eingang am Pult und erledigt das Inkasso. Zu unserer Ueberraschung koennen wir sogar mit Kreditkarte bezahlen.
Das war die leichte Seite der Einkaufstour. Schwieriger ist es dann, unsern tagsueber an einem andern Ort abgestellten Camper wiederzufinden, da wir zu Fuss noch durch verschiedene Gassen und den Palika Bazar spaziert waren und nicht damit gerechnet hatten, "motorisiert" zurueckzukommen. Der Tuktuk-Fahrer stoehnt schon ob der dummen Auslaender und fuerchtet um seinen Verdienst. Er beruhigt sich aber wieder, als wir ihm versichern, dass wir einen Aufpreis auf die vereinbarten 40.- R. zahlen wuerden, wenn er sich bemuehe und wir nur erst einmal den Wagen gefunden haetten. Nach zweimaligen Umkreisen der Gegend beim Connaught zwischen Sansad und Janpath kommen uns dann die von der Baba Kharak Singh Marg abzweigenden Gassen zu unserer Erleichterung bekannt vor, und bald darauf erblicken wir in einer Querstrasse das alle uebrigen Autos ueberragende Schweizer Kreuz an der Front unseres Campers.
Es ist schon später Nachmittag, als wir am 13. Februar den Weg am Internat. Flughafen vorbei unter die Raeder nehmen. Das etwa 30 km suedlich von Delhi gelegene Gurgaon ist relativ modern und strotzt nur so von Hochhaeusern. Hier finden wir sogar Shopping Malls, so dass wir beschliessen, trotz des schon fortgeschrittenen Tages da noch einen Zwischenhalt einzulegen. Allzuweit kommen wir danach trotz guter Hauptstrasse Nr. 8 nicht mehr und kurz vor Bheror stoppen wir fuer die Nacht an einer wenig befahrenen Seiten-Landstrasse. Nur einmal erkundigt sich jemand, ob wir Hilfe brauchten, ansonsten bleiben wir ungestoert und schlafen, in etwas ruhigerer Umgebung als in den Vornaechten in der Hauptstadt, tief.
Es ist regnerisch, als wir am Morgen um 9.30h unsern Standplatz verlassen. Abseits der grossen Routen findet Indien statt – links und rechts der Strasse ein Chaos. Die Transportmittel sind vielfaeltig, angefangen von den verbeulten Bussen,Velo-Rishkas, Moto-Tuktuk, die zum Bersten gefuellt sind, private Autos bis zu den für Rajastan typischen Karren, hier anstelle von Eseln oder Ochsen von Kamelen gezogen. Die Leute leben einfachst entlang der Strasse. Alwar liegt ennet den Avarelli Bergen. Die niedrigen Berghaenge entlang der Strasse sind mit ganzen Scharen von Affen bevoelkert. Sie klettern auf seltsam aussehenden Baeumen herum, die praktisch nur aus Stamm und wenigen dicken Aesten bestehen, da die neu ausschlagenden Zweige von der Bevoelkerung immer wieder abgeholzt und entweder zum Feuern oder zum Flechten von Gebrauchsgegenstaenden verwendet werden.
Alwar hat etwa 270'000 Einwohner und einen aus Ende des 18. Jht. stammenden Palast. Beeindruckend gross, wird er heute von den Behoerden genutzt. In seinem grossen Innenhof sitzen im Schatten riesiger Baeume an Tischen mit uralten Schreibmaschinen und Stapeln von Formularen Rechtsanwaelte, die für die verschiedenen Anliegen und Gerichtsverfahren die noetigen Dokumente ausstellen. In den unzaehligen Bueros im Palast selbst landen diese Schreiben dann in deren staubigen Gestellen oder als wahrscheinlich jahrelange Pendenzen in zusammengebundenen Mappen aufgeschichtet auf alten Holztischen.
Ueber eine Balustrade aussen am Palast herum gelangen wir um das Gebaeude herum zum ehemaligen Palastteich. Die ganze Anlage muss einmal praechtig gewesen sein. Jetzt ist nur noch gerade der marmorne Chattri auf dem roten Sandstein-Sockel, die Gedenkstaette an einen frueheren Herrscher Alwars, Raja Bakhtawar Singh, von 1781-1815 in gutem Zustand.
In der Umgebung des Sariska Tiger Park sehen wir am Strassenrand einige herrliche Pfaue, die Nationalvoegel Indiens. Ich muss ich mich erst wieder an die indische Art zu fahren und, wichtiger noch, zu hupen, gewoehnen. Bei Shanpura kommen wir wieder auf die Hauptroute Nr. 8 zurueck. Fast uebersehen wir die mickrige Abzweigung nach Amber. Da findet dann Tourismus pur statt! 6 Jht. lang war Amber die Hauptstadt der Kachwalas, bevor Jai Singh II. 1727 nach Jaipur umzog. Für 450.- R. kann man sich von Elefanten den steilen Anstieg hinauftragen lassen. Wir benutzen den Kopfsteinplaster-Weg durch das Suraj Pol fuer etwas Fitness und geniessen einen schoenen Rundblick auf die Mogul-Gaerten Dil-e-Aram. 100.- R. Eintritt/Kopf sind ein im Vergleich zu Agra geradezu bescheidener Eintritt. Natuerlich haben wir offizeill keine Kamera dabei, denn diese wuerde wie ueberall noch extra kosten - und nach der Torpassage kontrolliert das sowieso keiner mehr. Der Palast wird noch ueberragt vom am Grat des dahinterliegenden Berges 1727 errichteten Jaigarh Fort.

Jaipur ist uns bekanntes Pflaster.Wir haben hier Einiges zu Erledigen. Den Besuch bei Oriental Insurance haetten wir uns sparen koennen. Der Versicherungs-Angestellte ist mit unserem Fall ueberfordert. Nach dem Ausfuellen der Application, der Vorweisung von Fahrzeugausweis, Pass und CH-Versicherungsausweis moechte er dann auch noch eine temporaere indische Registration, so dass wir nach einer Tasse Tee wieder zusammenpacken. Weltgewandter zeigt man sich bei United India Insurance Co. Ltd., wo uns R. 799.- nicht nur fuer die verlangten 4 Monate sondern theoretisch gleich fuer ein ganzes Jahr davon erloesen, weiterhin ohne Third-Party-Insurance (Haftpflicht-Versicherung) herumzukutschieren.
Eine Firma für den Ersatz der hinteren Blattfedern zu finden, ist dann noch um einiges schwieriger. Am Nagar Transportation, hierzulande bezeichnet man damit nicht eine Firma, wie wir erst annehmen, sondern den Ort, wo allgemein an der Peripherie der Staedte schwere Vehikel geflickt werden. Allerdings wollen all die Handwerker unsere noch von Tibet her defekten Blattfedern, die für hiesige Verhaeltnisse ja immer noch mehr als gut sind, nur richten, schweissen und reparieren. Mit etwa Glueck finden wir ein kleines Geschaeft mit Ersatz-Nirman-Federblaettern. Innerhalb eines Tages - Arbeitszeit ist hier 10.30-19.00h, wird unter Fredy's Ueberwachung auf blossem Dreckboden in der Gasse "geliefert und gelafert". Wir koennen nicht unterscheiden, wer alles fuer die Erledigung dieses Jobs angestellt und wer nur Gaffer ist. Obwohl es unmoeglich war, Kontrolle ueber unser Werkzeug zu behalten, ist am Feierabend noch alles vorhanden, und die Reparatur durchaus bezahlbar: 2 neue Federn-Pakete (allerdings ohne die fuer den hier nicht hergestellten Iveco Hauptblaetter) zusammen 2500.-/Entschaedigung fuer alle Arbeiter den ganzen Tag lang zusaetzlich 1100.- R. - total Fr. 106.-.
Wir uebernachten auf einem Parkplatz an der Mirza Ismail (M.I.) Road beim Ram-Niwas-Park und bezahlen 100.- R. Standgebuehr. Darin enthalten ist auch mal ein halbherziger Versuch des Aufsehers, die wenigen bettelnden Passanten zu vertreiben. Keinen Einfluss hat er allerdings auf die vielen nachts unablaessig klaeffenden streunenden Hunde, die den vorbeibrausenden Verkehrs bei weitem uebertoenen. Da die Kueche bei uns geschlossen ist, merken wir bald, dass das Handi Restaurant von seiner Erwaehnung im Know-how Reisefuehrer profitiert, dadurch gut besucht und eher teuer ist, wir aber im nahen Surya Mahal oder im Bombay Mishthan Bhandar Restaurant viel zuvorkommender und guenstiger bedient werden.
Vom Palast der Winde begnuegen wir uns mit Fotos von einer gegenueberliegenden Terrasse. Dieser Hawa Mahal, eigentlich kaum mehr als eine fuenfstoeckige mit 953 Nischen und Fenstern versehene Fassade, hinter der sich nur ein Treppenaufgang verbirgt, wurde 1799 von Maharaja Pratap Singh II einzig fuer den Zweck errichtet, den Haremsdamen Ausblick auf pompoese Festumzuege zu ermoeglichen.
Das Freilicht-Observatorium aus dem 18. Jht., Jantar Mantar, beeindruckt uns mit seinen verstreut liegenden kubischen Konstruktionen und einer 30 m hohen Sonnenuhr. Die Funktionsweisen der aus Sandstein und Marmor errichteten einzelnen Instrumente sind zwar beispielhaft auf Info-Tafeln erklaert, uebersteigen aber ehrlich gesagt unseren Horizont.

Zu Fuss steigen wir vom Surajpol Gate zum unscheinbaren, dem Sonnengott gewidmeten Tempel auf dem Galta Huegel hinauf - vorbei an Gauklern wie aus dem Bilderbuch mit verschiedenen kleinen Schlangen in Bastkoerben sowie zwei grossen Kobras, die sich traege im Takt der schrillen Floete wiegen. Gelohnt hat sich dieser Kurzausflug wegen der Aussicht über die Stadt Jaipur, auch "pink city" genannt wegen der vielen roten Sandstein-Bauten und rot gestrichenen Gebaeudefassaden, die speziell im Abendlicht ganz rosa erscheinen.
Im etwa 16 km suedlich gelegenen Saganer erblicken wir erst nach einigem Hin- und Her-Kreuzen entlang eines kleinen Fluesschen die Faerberbetriebe, die im Freien die langen Baumwoll-Stoffbahnen in grossen Becken kochen, einfaerben und nachher in hohen Gestellen zum Trocknen aufhaengen. In einem speziellen Quartier sind Handwerker daran, muehsam aus Baumstamm-Scheiben gemaess aufkopierten Zeichnungen feine Muster auszustechen. Diese dienen dann Stempel fuer das Handbedrucken der Stoffe mit den verschiedensten Mustern. In einer eher dunklen Halle duerfen wir zusehen, wie rationeller mit Schablonen bedruckt wird. Der Inhaber erwaermt sich fuer uns, fuehrt uns stolz durch seinen Betrieb, laesst Tee bringen und zeigt uns auch die die Methode der Einfaerbung seiner Spezialstoffe. Wie fuer den Schablonendruck werden die Stoffe aus mit Wachs ueberzogene lange schraege Tische gelegt, diesmal jedoch nicht zur Bearbeitung gespannt sondern von Hand in Ruempfe drapiert. Je nach beabsichtigter Intensitaet wird mehr oder weniger von jeder einzelnen Farbe daraufgeleert oder bei heiklen Abgrenzungen aufgetupft, was in einem unregelmaessigen Crinkle-Mustern resultiert.
Wir koennen froh sein, dass heute am 20. Februar Sonntag ist. Was da an Lastwagen von Norden her auf der Ausfahrtstrasse uns entgegenrollt, duerfte nur ein kleiner Teil sein, was normalerweise an Werktagen unterwegs ist. Die Strasse ist gut, immer mit einem relativ flachen breiten Seitenstreifen, den man wahlweise zum Ausweichen oder auch mal links ueberholen brauchen kann. Bis Sikar geht es flott auf der Nr. 11 - zweimal wird Strassenzoll faellig, einmal allerdings nur, weil wir im ersten Anlauf die richtige Abzweigung nicht gefunden haben und deshalb parallel der Hauptstrasse zurueckkrebsen muessen. Die westlicher gelegene Gegend erinnert uns immer mehr an die Sahel-Zone. Auf den ersten 50 km ist die Strasse von Baeumen gesaeumt. Links und rechts davon wechseln sich trockene braune und, wo bewaessert, kitschig gruene Felder ab. Die Behausungen werden je weiter entfernt von der Stadt desto mehr bio, d.h. vielfach wohnen die Leute bereits in Rundhuetten, aus Rutengeflecht und Stroh erstellt weshalb die Baeume, abgesehen von den Akazien, als praedestinierte Rohmaterial-Lieferanten alle wie gestutzte Platanen aussehen und nur aus Staemmen und dicken Aeste mit Verknorpelungen an deren Enden bestehen.
Reklameschilder und Wegweise sind alle nur noch in Hindi angeschrieben. Ueber Chaparh und Bidasar verbindet nur noch eine Striproad. Kreuzen ist wieder ein Machtspiel - das staerkere Fahrzeug bleibt auf dem Teerbelag, das schwaechere weicht wohl oder uebel aus. Etwa 50 km nach Jasrasar etwas abseits der Durchgangsstrasse uebernachten wir. Den Schatten der wenigen Baeumen brauchen wir nicht. Es ist nur gut 20o C warm, weshalb wir fuer einmal dankbar sind fuer die Sonnenwaerme.

Weitere gut 50 km auf Striproad bringen wir am folgenden Tag hinter uns. Die Landschaft und das Leben in den kleinen Oertchen entlang der Piste gefaellt uns ausserordentlich gut. Bei Mukam hockt die ganze Maedchenschule vor dem Gebaeude. Die Lehrer/innen versuchen Transport zu organisieren und wollen uns auch noch ein Dutzend Schuelerinnen mitgeben. Wir winken ab, denn das heutige Strassenstueck ist viel schlechter als gestern, manchmal mehr Flicken als Originalteer, und wir sind nicht erpicht auf Extragewicht.

In Nokha erhalten wir vom Militaer Order und muessen wir erst mal ausstellen, um die vielen LKW mit aufgeladenen Panzern passieren lassen. Die Hauptverbindung Nr. 89 ist von bester Qualitaet, die Tankstelle, wo wir auffuellen brandneu. Der Inhaber bedankt sicher persoenlichen fuer den grossen Bezug, parliert in gebrochenem Englisch und serviert uns sogar Tee.
Eingangs Deshnok stockt dann der Verkehr wieder. Diesmal nur wegen dem Bahnuebergang respektive der geschlossenen Barriere, bei welcher dann nach indischer Logik auf beiden Seiten auf allen Spuren samt Gegenfahrbahn aufgeschlossen wird, so dass - als endlich ein Lokalzug mit Diesellok mit schwaerzestem Rauch vorbeigerollt ist, erst mal gar nichts mehr geht. Vom oertlichen Karni-Mata-Tempel, einer Inkarnation der Goettin Durga geweiht, sind wir enttaeuscht obwohl Anzeigen davor verkuenden, dass es sich hierbei um das 8. Weltwunder handle. Wie immer muessen wir die Schlappen ausziehen und barfuss auf den glitschigen schmutzigen Steinplatten durch das silberbeschlagene Tor gehen. Aufgrund der Beschreibungen hatten wir uns vorgestellt, dass man kaum einen Fuss vor den andern setzen koenne, ohne auf eine Ratte zu treten. Zwar rennt eine ganze Anzahl davon herum und verkoestigt sich an den aufgestellten Becken mit Milch und den fuer sie ausgestreuten Koernern - ihre Menge haelt sich aber in Grenzen. Die Mehrheit von ihnen hat raeudiges Fell und sieht gar nicht so wohlgenaehrt aus, wie man es in Anbetracht des vielen Futters erwarten koennte. Dafuer sind die Innenhoefe einfach noch um eine Nuance dreckiger als an andern Orten. Am Shrine mit dem 75cm grossen Bild der Karni Mata herrscht ein ohrenbetaeubender Laerm, es wird getrommelt und mit allen verfuegbaren Glocken gelaeutet, waehrend dessen in einem Becken ein kleines Feuer entfacht wird. Die Glaeubigen verbeugen sich, drehen die Haende ueber dem Rauch und betupfen ihre Stirn. Verschiedene Stellen im Tempel, vielfach die alles andere als hygienischen Tuerschwellen, werden verehrend beruehrt, und danach die Haende gekuesst. Wir Unglaeubige dagegen koennen darauf verzichten und sind nur froh, im nahen Camper uns den Rattenkot von den Fuessen waschen zu koennen.
In Bikaner finden wir relativ rasch zum regionalen Tourist Office. Da erhalten wir zwar einen Stadtplan, der dann aber wie so oft ueberhaupt nicht mehr stimmt, so dass ich den Weg zur Kamelzucht mehr errate als darauf ersehe. Das National Research Centre on Camels traegt einen grossartigen Namen, besteht aber nur in diversen offenen Stallungen und ein paar Weiden mit Futter- und Wassertroegen, wo getrennt voneinander die Zuchthengste, die Weibchen oder Muttertiere mit Jungen gehalten werden. Wir muessen uns beim Eingang in ein Visitorbuch eintragen, folgen dann einer organisierten Gruppe von "Frenchies", so dass niemand uns bittet, Eintritt zu bezahlen. Die paar wenigen Erklaerungen ihrer Guides genuegen uns, denn eigentlich gefallen uns die majestaetisch dahinschreitenden Tiere eingespannt an Karren im Strassenverkehr viel besser als die hier meist angebundenen Tiere. Unterschieden wird in Bikaner-Kamele, welche als Lasttiere Verwendung finden, oder aber in Jaisalmer-Kamele, welche vor allem auch in der Armee als Reitkamele von hoher Geschwindigkeit und grosser Ausdauer gehalten werden. Wenigstens sehe ich hier einmal von Nahem die Imponier-Geste der maennlichen Tiere. Sie wuergen einen dunkelroten Sack, der aussieht wie ein Magen, aus dem Mund und geben ein unueberhoerbares Geraeusch von sich, dass wie ein gurgelnder Wasserablauf toent.
Wir wagen uns gegen Abend nochmals ins Stadtgewuehl. In der Naehe des Kote Tores stellen wir unsern Camper ab. Die so herrlichen Haveli (Kaufmannshaeuser) muessen sich aber anderswo in der Altstadt befinden. Die vielen Seitengassen erweisen sich eine um die andere als Wohn- und somit Sackgassen. Viele Laeden sind um 16.30h bereits zu. Zudem verfolgt uns staendig eine Horde Buben, so dass wir die Stadtbesichtigung nach kurzem entnervt abbrechen. Anschliessend mit dem Wagen zurueck auf eine Hauptstrasse zu finden, ist gar nicht so einfach und fordert in den verstopften und wegen Baustellen noch engeren Gassen Fredy's ganze Manoevrier-Faehigkeit. Ueber all dem erhebt sich majestaetisch in der abendlichen Sonne das Jungarh Fort, das aber ebenfalls bereits geschlossen ist. Wir werfen noch ein Auge auf den herrlichen Laxmi Niwas Palace, den Sitz des Maharadjas, wovon ein Teil in ein Heritage Hotel umgewandelt wurde, bevor wir uns in der einbrechenden Daemmerung stadtauswaerts fluechten.

Route Nr. 15 fuehrt uns auf mehr oder weniger bester Strasse westwaerts. Bis gegen 10.00h haben wir ueberhaupt keinen anderen Verkehr. Was uns dann begegnet sind meist entweder Touristen-Fahrzeuge oder aber Militaer-LKWs, die sehr diszipliniert sich auf ihre Strassenseite beschraenken, so dass Kreuzen auch bei hohem Tempo kein Problem ist. Zudem werden die Orte wie Pokaran und Chandan umfahren, so dass wir nur 4 Std. Fahrt bis zum Erreichen von Jaisalmer brauchen. Die Militaerpraesenz hier in gut 80 km Entfernung von der pakistanischen Grenze ist markant. Vor Ortseinfahrt reiht sich ein Militaer-Camp ans andere.
Mit Apfelkuchzen und Kaffee staerken wir uns in der German Bakery am Fuss des imposanten Forts.
1156 sah sich der Rajutenfuerst Jaisal vom Geschlecht der Bhati genoetigt, wegen der zunehmenden muslimischen Bedrohung hierher umzuziehen. Die ganze Altstadt ist von einer hohen Mauer umzogen und hockt wie ein Adlerhorst auf einem Huegel von weither sichtbar. Der Stadtpalast ist sehr gut restauriert, zeigt viele Wohnräume mit Moeblierung und noch erhaltenen Wandverzierungen aus Kacheln, eingelegten Spiegeln und Malereien. Der Ausblick vom Dach ist irre und alleine schon die 70.- R Eintritt wert. Man ueberblickt die ganze ca. 50'000-Einwohner-Stadt rund um einen herum und hat Einblick in die vielen verwinkelten Gassen mit ihren teilweise reich verzierten Wohn- und/oder Geschaeftshaeuser frueher wohlhabender und einflussreicher Haendler, Havelis genannt. Im Patwon-ki-Haveli kann man fuer 2 Rupees pro Person alle drei Stockwerke besichtigen, in denen noch einiges an Stuck, Holztueren, Decken-Dekoration und Malereien erhalten ist und bis auf die Dachzinnen fuer einen etwas anderen Stadtueberblick, diesmal mit dem imposanten Fort im Hintergrund, steigen.
Rajasthan, der nach der Unabhaengigkeit aus ueber 20 selbstaendigen Fuerstentuemern neu gegruendeten Bundesstaat mit 44 Mio. Einwohnern, gilt als eine der rueckstaendigsten Regionen Indien. 57 % seiner Gesamtflaeche nimmt zudem die landwirtschaftlich nur begrenzt nutzbare Wueste Thar ein, wo in den letzten fuenf Jahren der Monsun ausgeblieben ist und sich 50 % der Bewohner mit Viehzucht ihren kargen Unterhalt verdienen muessen. Trotzdem ist Rajasthan der wohl am meisten besuchte indische Bundesstaat und grosse Anstrengungen zur Foerderung des Tourismus werden gemacht. Wir sind gerade rechtzeitig hier eingetroffen, denn das Desert Festival hier findet dieses Jahr vom 21.-23. Februar statt.
Am spaeten Nachmittag versammeln wir uns mit vielen anderen Touristen und Horden von heranstroemenden Einheimischen im Poonam Stadium. Unweit des Eingangs koennen wir die geschmueckten Kamele des BSF Contingents der Armee mit ihren stolzen Reitern aus der Naehe ansehen und einige Fotos schiessen. Nur gut so, denn die Absperrung fuer auslaendische Zuschauer und auch die reservierten Tribune-Sitzplaetze sind "weit vom Schuss", d.h. man sieht hoechtens gut die Buehne, auf der nur mal kurz ein Militaer-Orchester improvisiert auf Kanistern und Toepfen spielt.

Die Vorfuehrungen der Kamelreiter aber kann man mehr erahnen als sehen von unserem Platz aus. Das aber tut der Begeisterung der umstehenden Einheimischen keinen Abbruch - waehrend die auslaendischen Touristen eher lange Gesichter machen. Wir verziehen uns anschliessend, um uns zur Feier des Tages im vielgelobten Artist-Restaurant ein gutes Nachtessen zu leisten. Das aber ist unseres Erachtens vor allem fuer hiesige Verhaeltnisse teuer und nicht entsprechend fein ist, dafuer aber schliesst die Mahlzeit einen herrlichen Ausblick von der Dachterrasse aus auf das Fort von Jaisalmer mit ein. Wir uebernachten gerade unterhalb dieses vor allem von Trampern besuchten Hotels und schlafen schon halb, als das auf 22.ooh angesetzte Feuerwerk gegen 23.30h beginnt.
Unerwartet muessen wir unsere Aufmerksamkeit erst dem hinter dem Topf gebrochenen Auspuff schenken und ihn am naechsten Morgen nahe dem Hanuman Circle schweissen lassen, bevor wir auf guter Strasse wir im Laufe des Nachmittags dann in gut 40 km Entfernung die Sand Duenen von Sam, wo am spaeten Nachmittag das jaehrliche Kamelrennen stattfinden soll, erreichen. Wir fahren dank 4x4 direkt auf die Sandhuegel, auf denen Soldaten wie Ameisen umherschwaermen und daran sind, die Tribuenen mit Sitzplaetzen fuer die VIP zu versehen. Wir verbringen die Zeit im Auto mit Lesen im Schatten, bis so gegen 16.00h sich recht viel Volk eingefunden hat. Wir mischen uns unters die Leute, wobei kaum einer weiss, wo eigentlich das Rennen stattfinden soll - ganz sicher wieder nicht vor den besten Plaetze bei den Tribuenen. Vielmehr versammeln sich gut zwei Dutzend Reiter und Kamele ennet einer Senke und warten auf die Startfreigabe. Am Ziel, wo auch wir stehen, sorgt Militaer fuer die gefahrfreie Platzierung der Zuschauer, und je nach Ansicht jeden einzelnen Uniformierten wird man mal dahin, mal dorthin gewiesen. Das Rennen selbst ist unspektakulaer und rasch vorbei. Die das Ziel erreichenden Reiter sind sofort von Zuschauern umringt, so dass uns Deppen nicht mal klar wird, wer ueberhaupt gewonnen hat.
In Gesellschaft des deutsch-australischen Rucksackreisenden Till und der Franzoesin Solange warten wir dann auf die abendlichen Darbietungen. Das angekuendigte Landen von Fallschirmspringern verzoegert sich allerdings, da der Camper von Baumanns zu nahe am Zielbereich steht und es einige Zeit und Ausrufe lang braucht, bis wir die Sprecherin verstehen, welche die Besitzer eben dieses Vehikels aufruft, das Fahrzeug zu verstellen. Nach der Hitze des Tages geniessen wir erst die Kuehle des abendlichen Windes, brauchen aber bald nach Sonnenuntergang unsere Faserpelze. Das Publikum nimmt regen Anteil am anschliessenden Folklore-Programm, und wir harren bis nach 21.ooh aus, als sich nach unseren Empfindungen die Darbietungen und Musik langsam zu wiederholen beginnen. Wir suchen uns unsern Weg zurueck zum Camper und geben uns Muehe, in dem unsern Camper umgebenden Freilicht-Toiletten-Gelaende im Dunklen in nichts Schluepfriges zu treten.
Khuri ist ein kleines Kaff in ca. 45 km Entfernung, das nur davon lebt, dass gegen Abend Touristen hergefahren werden, die einen Kamelritt ueber die Duenen (die keinen Vergleich mit denen der Sahara standhalten) absolvieren und anschliessend in einem der vielen Guesthouse uebernachten. Zusammen mit Daniela und Jakob, sie Lehrerin, er Elektriker/seit 5 Monaten aus Oesterreich in einem ex-PTT Mercedes 320D mit Hund Tejo unterwegs, geniessen wir da einen erst einsamen Standplatz und schwatzen noch unter klarem Sternenhimmel mit Volllmond. Eigentlich hatten wir am naechsten Tag weiterfahren wollen, bleiben da aber noch einen weitern Tag haengen. Fredy findet dank Jakob's Hilfe das Problem an der nicht funktionierenden Primus-Heizung, montiert die neu erworbenen Kompressor-Hoerner, mit denen wir im chaotischen indischen Verkehr mehr Eindruck machen wollen, und erledigt einige andere Reparaturen. Ich verdraenge den Gedanken an ungeschriebenes Tagebuch und Homepage und sitze geruhsam im Gespraech mit Daniela in der Sonne. Am Nachmittag muessen wir bei gut 30o C gar die Storen rauslassen und uns in den Schatten fluechten.
Unsere Anwesenheit zieht im Laufe des Tages immer mehr Zuschauer an. So koennen wir einen 1-stuendigen Ausritt ueber die Sandduenen gleich hier vor Ort bei den Einheimischen buchen. 4 Kamele samt Fuehrern ruecken um 18.ooh an und wir besteigen die Doppelsattel der nur so lammfromm scheinenden, aber recht eigenwilligen Tiere. Mit viel Geschnalze und sonderbaren Lauten werden sie auf die Duene hinauf dirigiert und eine Zeitlang traben wir sogar auf den schwankenden Hochsitzen. Auf dem Duenenkamm sind wir beileibe nicht allein. Ganze Heerscharen Touristen haben sich, von unserem Standplatz aus unbemerkt, ebenfalls aus dem nahen Dorf zu Sonnenuntergang eingefunden. Wir finden uns noch eine einsame Kuppe für die letzten Minuten roten Abendlichts, bevor wir zu Nachtlager und Nachtessen zurueckkehren.

Samstag, 26. Februar: Wir telefonieren mit Katja, um ihr zum heutigen 25. Geburtstag zu gratulieren und viel Glueck zu wuenschen.
Unser Tag ist weniger geglueckt - unsere erste Fahrphase dauert nur gerade 5 Minuten. Ein unheilversprechendes Geraeusch toent aus dem Motorraum - ab Stirnradkette, wie Fredy und Jakob uebereinstimmend meinen. Also wieder ab der Strasse und Werkzeug ausgepackt. Jakob und Fredy muehen sich ab, das Uebel zu beheben, ohne einen eigentlichen Defekt zu finden. Ein Telefon mit der Iveco bringt nicht viel, der Werkstattchef will sich ueber Ursachen oder Abhilfe nicht festlegen.
Um 13.ooh dann rollen wir weiter, und oh Wunder!, das Geraeusch ist verschwunden - vielleicht war nur die Oelzufuhr zum Kettenspanner verstopft.
Wir bleiben entgegen der Warnungen der Einheimischen ungeschoren, denn es gibt keine einzige militaerische Kontrolle auf der ganzen Strecke bis nach Myaljar. Dafuer sehen wir viel eintoeniges Land, unindisch wenig bewohnt, ab und zu sogar schoenere Duenen als in Khuri und Sam propagiert. Ueber Bandera und Girab fahren wir auf der Striproad mit kaum Verkehr suedoestlich. Auch Harsani ist nur ein Nest. Wir haben Karten von Radjasthan-Tourismus, KnowHow, Freytag&Berndt, MapSource im GPS sowie den indischen Road Atlas, aber keine zeigt die gleichen Ortschaften oder Distanzen oder dieselbe Strassenqualitaet an. Einzig Verlaessliches sind die Kilometer-Steine entlang der Strasse, hier auf der linken Seite mit Kilometer-, rechterhand noch mit alten Meilen-Angaben. Die Kilometer reduzieren sich von genannten Zahlen jeweils bis auf 0, wo man dann aber oft auf ueberhaupt kein Haus, wenn gut geht, hoechstens mal auf eine Abzweigung trifft. Wir stoppen irgendwo unterwegs fuer einen spaeten Mittagshalt und kommen dann nur noch bis kurz vor Shiv, auf der Hauptverbindung Nr. 15 von Jaisalmer nach Gujarat gelegen. Da campen wir ungestoert, schwatzen und spielen Karten, bis es kuehl wird und uns langsam die Augen zufallen.
Obwohl viel besser eingezeichnet, bleibt uns Striproad, mal von bessrer, mal von schlechterer Art, weitherin erhalten. Phalsund laesst sich ausmachen - eine Kreuzung umgeben von den ueblichen kleinen Buden und Laeden, wo die Einheimischen umsteigen, ein paar kleinste Werkstaetten und viele Maenner auf Betten und Baenken beim Tee in kleinen Restauraentchen. Die Frauen derweil haben da nichts zu suchen. Sie sind entlang der Strasse beschaeftigt. Gruppenweise befreien sie die Strasse oder deren Seitenstreifen vom immer sich bewegenden Sand und tragen grazioes auf Metallbecken auf dem Kopf kleine Quentchen davon beiseite - eine Art perpetum mobile! In Shergarh stoppen wir und trinken etwas halbwegs Kuehles. Wir stoebern etwas im Oertchen herum, immer einen Rattenschwanz von Neugierigen im Schlepptau. Inzwischen haben wir sommerige Verhaeltnisse, tagsueber um die 35o C. Wir haben laengst unsere Tenues umgestellt. Die Inder hingegen tragen noch oft langaermlige Pullover und einer der Kartenspieler hier im Ort steckt im bis oben zugeknoepften, dicken filzigen gruenen Joppen der Schweizer Armee und zeigt keine einzige Schweissperle auf der Stirn. Ab Baleasar, wo in Steinbruechen die roten Steinplatten, die man ueberall in der Region im Hausbau verwendet sieht, abgebaut werden, bessert sich die Strasse. Endlich erfreuen uns mal wieder zwei und erst noch relativ neue geteerte Spuren, so dass wir um 16.ooh schon in Jodhpur einfahren. Die Festung sieht man von Weitem, aber man kaempft sich erst noch durch das Verkehrschaos, und - da heute Sonntag - eher noch bescheiden, der Altstadt entlang durchs Gewuehl. Zwar enthaelt unser Reisefuehrer einen Stadtplan, aber man findet meist erst zu spaet raus, dass man sich nun wirklich schon im Innenbezirk und auf dem Plan befindet. Deshalb spricht Jakob einen Motorradfahrer an, und dieser faehrt uns freundlicherweise voraus und geleitet uns so auf kuerzestem Wege zum RTCD Hotel Ghoomar, dem (bundes-)staatlichen Hotel mit Tourist Reception (gleichbedeutend mit properem Stadtplan und Info) daneben sowie angrenzender Bank mit ATM-Schalter (Automat für 24h-Bezug von Bargeld mit Kreditkarte) in der High Court Road. Hier laesst sich auch der faellige Waschtag abhalten - die ganze Kollektion an Schmutzwaesche super bequem mit dem Hotel-Laundry-Service fuer 420.- R.
Tage in einer Stadt sind immer abwechslungsreich. Wir haben an der Reception die offizielle Stadtbesichtigung gebucht, aber Daniela und Jakob moechten lieber auf eigene Faust sich auf die Piste machen. Zum Glueck taucht noch eine deutsche Kurztouristin, Christa, auf. So kann die Fahrt mit einem weissen Ambassador, wie man sie hier zu Tausenden sieht, doch noch um 9.ooh stattfinden. Erstes Ziel ist das Meherangarh Fort. 1459 sah sich Rao Jodha aus einem der bedeutensten Fuerstengeschlechter Radjasthans wegen der zunehmenden islamischen Bedrohung gezwungen, die Hauptstadt der Mewaren anstelle von Mandore nach Jodhpur zu verlegen und errichtete auf dem 120 m hohen Felsen das Meherangarh Fort mit 7 Festungstoren, an denen man Spuren der vielen Kaempfe und Belagerungen ersehen kann. Ganz andere, makabere Spuren findet man am Eingang Loha Pol. Es sind die 32 Handabdruecke von Prinzessinnen als letzte Erinnerungen an die Gemahlinnen verschiedenster Maharadjas, bevor sie im Zeichen des damals ueblichen Sati-Kults ihren verstorbenen Ehemaennern auf die Scheiterhaufen folgten und sich mit verbrennen liessen. Die grosse Sandsteinanlage ist mit vielen ueberhaengenden Erkern und Balkonen mit filigransten Steinmetzarbeiten geschmueckt. 250.- Rupees kostet der Eintritt in das sehr gepflegte Fort. Dafuer erhaelt man einen Kopfhoerer und ein kleines Tonbandgeraet in der Sprache seiner Wahl ausgehaendigt, kann sein eigenes Besichtigungstempo bestimmen und bei jedem bezeichneten Punkt perfekt gesprochene, interessante Erlaeuterungen abrufen. In den einzelnen Raeumen dieses Museum stehen unzaehlige Sammlungen an Elefanten-Reitsitzen, Saenften, Waffen, Textilien, Schmuck, Dekorationen, Miniatur-Malereien und Gebrauchsgegenstaenden, so dass man fast seine Zeit vergisst. Ueberall steht Aufsichtspersonal in der traditionellen Kleidung der Rajuten und kaemfen mit unzaehligen Wischern und Wedeln gegen den immer gegenwaertigen Staub. Zwischendurch kann man in einer kuehlen Lounge mit sauberen Toiletten Pause machen. Wir haben im Rahmen der Tour 1 ½ Stunden zur Verfuegung, die wir aber ungewollt um einiges ueberziehen. Von den oberen, luftigen Raeumen ueberblickt man ein 360o Panorama. Ist Jaipur die "pink city", so wird Jodhpur "Stadt des Lichts" oder wegen der vielen blaugestrichenen Brahmanen-Haeuser auch die "blue city" genannt. Diese blaue Farbe soll nicht nur als Hitzeschutz dienen sondern vor allem auch sehr wirksam gegen Ungeziefer und Insekten sein.
Nicht weit entfernt, ebenfalls ueber der Stadt erhoben, steht das weisse Marmor-Grabmals des 1895 verstorbenen Maharajas Jaswant Singh II und aller weiteren nach ihm verstorbenen Herrscher, Jaswant Thada genannt. Auch hier sind Gaerten und Pavillon gut unterhalten. Dafuer ist allerdings inzwischen der Ausblick wegen eines graeulichen Smogs über der ganzen Stadt diesig geworden.
Komplett vernachlaessigt sind hingegen die Gaerten des 8 km entfernten Mandore. Nur die Heldenhalle mit 16 aus dem Felsen gehauenen historischen Skulpturen und diversen Gottheiten ist halbwegs intakt. Die Brunnenanlagen sind statt mit Wasser gefuellt voller Abfaelle. Der Shiva-Tempel und die umliegenden Tempel sind verdreckt, scheinen zum Teil als Staelle zu dienen. Die ehemaligen Beleuchtungsanlagen sind zerschlagen und verrostet und alles scheint dem Verfall preisgegebenen. Am meisten erfreuen die bluehenden Bougainvillea-Buesche das Auge.
Ebenfalls schenken koennen haetten wir uns den 103 x 195 m grossen Umaid Bhawan Palast mit 348 Zimmern schenken koennen. In den 20iger Jahren des 20. Jht. gab der Maharadja Umaid den Auftrag zum Bau dieses nach einem englischen Architekten entworfenen Sandstein-Monstrums auf einem Huegel dem alten Fort gegenueberliegend. Einerseits war eine neuzeitlichere Palastanlage erwuenscht, andererseits diente der Neubau waehrend 15 Jahren fuer ueber 3'000 Arbeiter als Arbeitsbeschaffungsmassnahme. Heute begnuegt sich der amtierende Maharadja mit gut 80 Zimmern, waehrend der andere Teil des Palasts in eines der luxerioesesten Hotels von Rajasthan umgewandelt wurde. Einige wenige, eher duester wirkende Raeume beherbergen ein der Oeffentlichkeit zugaengiges Museum ueber den Ablauf der Errichtung mit einer zusaetzlichen Uhren- und Porzellan-Sammlung. Ueberall wird man an Tueren oder an den vergitterten Fenstern Richtung Gartenanlage wieder zurueckgepfiffen, da man eine private Zone betrete. Unter strenger Aufsicht darf man als Gewoehnlich-Sterbender nur gerade einen kurzen Blick in die Hotelhalle unter einer der beiden hohen Kuppeln werfen.
Um die Altstadt zu erkunden, lassen wir uns am folgenden Tag zum Fateh Pol bringen. Von da her spazieren wir erst sued- dann ostwaerts Richtung Clock Tower. Im Anfang sind es vor allem Wohngassen, wirklich eng und schmutzig. Jeden Schritt muss man bewusst tun, um nicht in Unrat, Kuhfladen, Menschendreck, nach Urin stinkenden Staubhaufen oder aus offener Kanalisation ueberfliessendes Abwasser zu treten. Jetzt am Morgen haben wir wenigstens noch angenehme Temperaturen zwischen den zum Teil wirklich knuetschblau gestrichenen Haeusern. So um 9.3oh beginnen sich dann naeher zum Sardar Markt zu die vielen Laeden zu oeffnen. Man wischt den Dreck aus den eigenen Lokalitaeten, die man immer ohne Schuhe betritt, einfach auf die Strasse hinaus und schlaegt mit Tuechern oder Wedeln um sich, um alles zu saeubern. Viel Gewerbe versteckt sich in den kleinen Laeden. Jeder bekommt alles mit beim Herstellen von Bangles (bunter Armreifen), Buechern und Heften, dem Handbedrucken von Textilien, beim Coiffeur, Silberschmied, dem Schneider oder Schuhmacher, ja auch bei den vielen medizinischen Hilfsstaetten, wo mehr oder weniger oeffentlich, was immer gerade anfaellt, ambulant behandelt wird. Das Angebot in den Laeden bei den unzaehlige Haendlern repetiert sich immer wieder - jeder macht jedem Konkurrenz und trotzdem koennen anscheinend alle (mehr oder weniger schlecht) davon leben. Auf dem Sardar Markt kaufen wir frisches Obst und Gemuese, staerken uns mit einem frisch gepressten Fruchtsaft von einem der vielen kleinen Saft-Buden und beantworten in einem Internet-Café Mails. Die Internet Cafes hier sind eher bescheidener Art, viele langsam. Die pdf kann ich mangels Programm und die von zuhause eingetroffenen Fotos mangels Kapazitaet nicht oeffnen, aber immerhin auf den USB-Stick speichern.
Am ersten Abend entscheiden wir uns für den Besuch eines etwas besseres Lokal, dem Fort View Restaurants, wo wir auf dem Dach für einmal wieder ein non-vegetarian Nachtessen sowie den naechtlichen Ausblick ueber die nahe Umgebung und aufs beleuchtete Meherangarth Fort geniessen. Im Ausgleich dazu schlagen wir in uns das naechste Mal im bescheideren Restaurant im ersten Stock vom Pokar Sweet Shop an der Ecke MG/Nai Sarak mit full Thali (soviel, dass wir nicht alles mögen) und frischem Lime Juice mit Soda die Baeuche voll. Eine Motor-Rishka zu viert zurueck zum meist schon dunklen Hotel, wo wir die lauen Naechte - erstmals brauchen wir keine Pullover und Jacken mehr - geniessen kostet ganze 15.- R.
Am Mittwoch, 2. Maerz, machen wir uns wieder allein auf die Raeder und rollen nach dem Auftanken ostwaerts aus Jodhpur heraus. Kurz vor Bilara sehen wir eine einsame Kaempferin am Strassenrand - Solange strampelt mit dem Fahrrad gegen den Wind und akzeptiert nur zu gerne unsere Einladung in den Schatten des kuehleren Campers zu kaltem Getraenk und Fruechten. Insgesamt 2 ½ Jahre will sie unterwegs sein - hat bereits Nordafrika inkl. Sudan, die arabischen Staaten wie Jemen, Iran und Pakistan hinter sich. Da kommen wir uns wie weiche Biber vor, wenn die vermutlich etwa 60- Jaehrige drahtig und durchtrainiert vor uns steht.
Entlang der Querverbindung in der Gegend von Bar scheinen die Leute nicht mehr so arm zu sein. Wohl sieht man immer wieder die duerftigen Camps der Nomaden oder Zigeuner Rajasthans, aber die Landbevoelkerung bestellt wo immer moeglich Aecker und scheint ein Auskommen zu finden. Ihre und Felder sind fein saeuberlich mit Steinmaeuerchen abgetrennt. Bei Beawar muenden wir in den National Highway Nr. 8 und geniessen richtungsgetrennte doppelte Fahrspuren. Nicht, dass man da fein raus waere. Man muss alles gewaertigen auf indischen Autobahnen. Abgesehen von Viechern kommen einem staendig auch Karren entgegen. Da viel an dieser Verbindung gearbeitet wird, sind immer wieder Teilstuecke gesperrt und der Verkehr wird auf die Gegenseite umgeleitet. Dazu braucht man hierzulande keine grossen Anzeigen oder Absperrungen. Man merkt das frueh genug wenn das verzierte Heck sich als geschmueckte Front eines entgegenkommenden Lasters entpuppt. Niemand regt sich deswegen auf und wie fuer das Passieren so auch fuers Ueberholen gibt es keine festen Regeln - gefahren wird, wo die Luecke am erfolgversprechendsten ist. Bei einer Industrieanlage koennen wir unsern Camper mal waegen und muessen uns jetzt noch vom Schock des Ergebnisses erholen: Totalgewicht inkl. 2 Personen aber mit nur einem vollen Dieseltank = 4'550 kg / Belastung auf der Vorderachse sage und schreibe 1'980 kg!
Bei Bhim finden wir ein einsames Plaetzchen - zwar rollen noch bis in die tiefe Nacht hinein die Laster auf der Durchgangsstrasse vorbei, aber bis auf einen nahen Anwohner, der uns fragt, ob wir nicht in bei seinem Haus uebernachten wollen und sich nach unserer abschlaegigen Antwort bald wieder verzieht, bleiben wir ungestoert neben den vielen Kaktussen stehen.
Wir durchfahren die Gegend der vielen Steinbrueche, die sich jedoch abseits der Hauptroute verbergen muessen. Wir hatten uns schon laenger ueber die vielen weissen Pulverhaufen und Brocken entlang der Strasse gewundert, die die ganze Vegetation zu ersticken drohen - alles Abfaelle der vielen Betriebe, die die rohen Blocks bearbeiten und mit riesigen Diamant-Saegen die meist weissen, seltener gruenen Bloecke in Marmorplatten zerschneiden. Einer der stolzen Betreiber laesst uns auf dem Gelaende herumspazieren und zeigt uns stolz seine Investitionen.
Wir lassen uns die heiligen Jain-Tempel von Ranakpur entgehen und fahren auch an den 12 km langen Festungsanlagen von Kumbhalgarh sowie den Tempeln von Eklinji vorbei. Seit 5 Jahren ist kein Monsunregen mehr in dieser Gegend verzeichnet worden, deshalb erleben wir kein so postkarten-artiges Udaipur wie in allen Touristenprospekten versprochen wird. Der Fateh- wie auch der Pitola-See sind praktisch eingetrocknet, weshalb wir uns erst gar nicht orientieren koennen, aber bald zum guenstig gelegenen RTCD Hotel Kajri finden. Zu Fuss machen wir uns nach dem Mittagshalt zur Erkundigung des Zentrums auf, wo sich mit dem Mandi Market ein von Touristen kaum besuchter farbenfroher Markt mit einem reichhaltigen Angebot von Fruechten, Gemuesen und Korbwaren praesentiert. Unweit davon steht der schoenste Tempel Udaipurs, der von Maharanja Singh I. in 1651 erstellte Jagdish Mandir, ein dem Gott Vishnu geweihter Tempel mit schoenen Reliefs von Elefanten und Alligatoren.
Der Weg zum Stadtpalast ist nicht zu verfehlen, da von unzaehligen Stoff- und Souvenir-Laeden gesaeumt. Immer wieder versucht man, uns hineinzulocken oder uns etwas anzudrehen. Um 16.30h schliesst das Museum resp. das Gebaeude bereits, so dass wir mit der beeindruckenden Aussen-Ansicht des Palaste vorlieb nehmen. 1559 wurde von Udai Singhi der Grundstein dazu gelegt, da der Palast der vorherigen Hauptstadt von Chittor in 110 km Entfernung nur schwer gegen die wiederholten Angriffe der muslimischen Mogule zu verteidigen war. Die nachfolgenden 22 Maharadjas ergaenzten dann die Baute bis auf seine heute noch erhaltene Groesse von 30,4 m Hoehe und 244 m Laenge.
Noch am selben Abend sollten wir dahin zurueckkehren, nachdem Fredy im Hof des kolonialen Rang Niwas Hotels einen ihm bekannten Nissan Patrol und bald darauf Daniela und Laurent erblickte. Zusammen mit ihnen machen wir uns zu einem Sunset-Drink auf der ueber dem Pichola-See gelegenen Terrassen-Restaurant auf. Eintrittskarten fuer die 1-stuendige "Light and Sound Show" im Hof des Stadtpalast sind noch erhaeltlich - kein Wunder, die meisten der vielen Stuehlen bleiben leer und nur etwa 25 Personen verfolgen mit uns die theatralisch verkuendete Geschichte - und kehren anschliessend zu einem feinen Nachtessen und gemuetlichen Plauschen auf die Terrasse zurueck. Es ist praktisch Leermond und nur das Lake Palace Hotel, dieses Jahr wegen Regenmangels nur inmitten eines kuemmerlichen Tempels statt eines malerischen Sees sowie im Hintergrund das Oberoi Hotel sind auf Augenhoehe erleuchtet. Romantischer erhebt sich der Monsoon-Palace auf einer nahen Anhoehe.
Bevor wir uns von Udaipur verabschieden, besuchen wir zu unserer Bildung und Information Shilpgram, eine Art Freilicht-Museum mit typischen Behausungen von Rajasthan, Gujarat, Maharastra und Goa. 50.- R. fuer Eintritt und die gleiche Summe fuer einen Fuehrer, der sich uns anbietet. Erst recht mitteilsam und in den ersten Huetten aus dieser Region recht sachverstaendig, kuehlt sein Eifer merklich ab, als bei einer Musik- und Tanzgruppe unser Trinkgeld nicht allzu reichlich ausfaellt und wir keine Anstalten machen, die involvierten Kuenstler wie von ihm vorgeschlagen sinnvoll direkt mit einem Kauf an den Staenden mit Textilien, Bildern oder Schmuck zu unterstuetzen.
Auf belebter Strasse fahren wir nachher weiter generell Richtung Sueden. Nach Himnatagar, inzwischen bereits im Bundesstaat Gujarat, uebernachten wir auf einer vertrockneten Wiese und wollen die letzten Sonnenstrahlen geniessen. Aber Fredy muss noch an die Arbeit - nicht wegen schraegem Gelaende sondern wegen eines Plattfusses vorne rechts laesst sich der Camper nicht wagrecht stellen. Die Landschaft und Agrikultur wird immer gruener, ab und zu sieht man bereits Palmen. Ahmedabad mit fast 4 Mio. Einwohnern schenken wir uns. Nur schon auf der Hauptzufahrt verdichtet sich der Verkehr dahin unheimlich. Obwohl grosse, bislang in diesem Ausmasse noch nie gesehene Fahrrad-Parkflaechen sich links und rechts der Einfallstrasse ausbreiten, sind die Strassen dicht verstopft und in den blauen Abgas-Dunst der vielen 2-Takter-Tuktuks gehuellt. Welche Ueberraschung, als eine Umfahrung uns auf einen kaum befahrenen vierspurigen Highway mit gepflegtem Gruenstreifen voller Bougainvillea und Oleander in der Mitte kommen. Ein inzwischen fast vergessenes Fahrgefuehl tut sich auf. Ein Sikh an der Gebuehren-Schranke erlaesst uns Touristen als Welcome grosszuegig sogar die Tollgebuehr. Wir umfahren Vadodara und bald darauf findet unser Strassenglueck wieder ein Ende. Wir reisen erneut durch den indischen Alltag einer ueberregionalen Verbindung, diesmal Highway Nr. 8 in verschiedenen Stadien von Ausbau und Unterhalt, ausserorts mit fluessigem, in Ortschaften wie Ankleshwar mit verdichtetem Verkehr. So bringt es keine grosse Aenderung, als wir bei Kathor ostwaerts drehen und Mandvi ansteuern. Abseits vom grossen LKW-Verkehr geniessen wir eine ruhigere Fahrt durch die laendlichere Gegend ohne Ballungszentren oder die davor immer wieder anzutreffenden, desolaten Camps der Landfluechtlinge und Saisonarbeiter. Das einsetzende goldene Abendlicht laesst alles in friedlicher Stimmung erscheinen. Die noch letzten Aufgaben des Tages werden wahrgenommen und Unmengen von Wasserbueffel-Gruppen werden zu und in die vielen Kanaelen und Tuempel zu ihrem taeglichen Bad getrieben. Wir unsererseits suchen uns ebenfalls einen Wasserlauf aus, den Tapti-River. Ihm entlang folgen wir ein Stueck weit dem Damm, bis wir einen breit genugen Platz zum Abstellen entdecken und ebenfalls in Genuss eines abendlichen Bades und Schwimmen in erfrischendem Wasser kommen. Dies der Vorteil dieses Standplatzes, der Nachteil ist naheliegend: Heerscharen von Muecken aller Art und Groessen, fliegenden Ameisen und Nachtfaltern, von denen eine stattliche Anzahl sich nicht von unsern Fensternetzen aufhalten laesst. Wir verzichten auf Licht im Auto, haengen unsere Neonroehre ausserhalb auf, um die Viecher mit allerdings kleinem Erfolg in die Irre zu fuehren und schlafen schliesslich resigniert ein erstes Mal in unserem grossen Mosikonetz.
Wir sind dem Kanal entlang oberhalb Mandvi vorbeigefahren und muessen daher erst nochmals durch den Ort fahren und nach der richtigen Abzweigung durchfragen. Knapp 2 km westlich des Ortes fahren wir ueber eine Bruecke neueren Datums. Die alte Steinbruecke, der die Mittelsegmente fehlen, sehen wir von da aus. Die beiden Kuehltuerme, die wir schon gestern ueber den Baumgipfeln gesehen haben, gehoeren zum nahen Atomkraftwerk Kharakpur. Bei Vyara stossen wir wieder auf die groessere Ost-Westverbindung - N.H. Nr. 6. Wir durchrollen eine Gegend, die ihre vielen Felder der Bewaesserung aus den vielen Kanaelen verdankt.
Wir verlassen vor Navapur den Bundesstaat Gujarat und befinden uns nun in Maharashtra. Die Ueberlandstrasse ist mal vor kurzem neu geteert worden, dann wieder holpern wir ueber schlechte Teilstuecke, die den ganzen Camper schlottern lassen. Wir sind in vielfacher Gesellschaft von unzaehligen Lastwagen. Immer wieder, wenn man meint, man habe diese Plage hinter sich, tauchen neue Gruppen dieser klapprigen stinkenden Vehikel vor einem auf und muessen, will man ueberhaupt je am Ziel ankommen, muehsam zwischen dem undisziplinierten Gegenverkehr ueberholt werden. Bei Sakri finden wir parallel zur Hauptstrasse wieder Schatten unter grossen Baeumen und stoppen für den Mittagshalt. Obwohl ich waehrend meiner Etappe wie Fredy meint, (zu) aggressiv gefahren bin (er natuerlich nicht!) kommen wir weniger weit als wir dachten. In Duhle verlassen wir die belebte Hauptroute und rollen auf der Nr. 211 suedoestlich, bunkern in Chalisgaon Diesel und auch Wasser. Viele kleine Staende und Laeden sind in der Dorfmitte, obwohl Sonntag, geoeffnet und wir besorgen noch einige Fruechte. Bananen werden pro Stueck 1.- R. verkauft, kleine aber herrlich suesse weisse Trauben zu 20.-, blaue zu 30.- R. das Kilo, Wassermelone das Kilo fuer 10.- R. Teuer hingegen sind Aepfel - R. 50.- /kg.
Fredy macht am Morgen erst noch den nach 10'000 km faelligen Oelwechsel, bevor wir den Aufstieg ueber 727 m hinter uns bringen. Eine schoene Rundsicht bietet sich uns, aber auch der Blick auf wieder mal einen Unfall. Gottergeben hocken die Chauffeure von insgesamt 3 beschaedigten LKWs auf der Fracht und studieren seelenruhig eine Indienkarte, als ob sie naechstens aufbrechen wuerden. Da sich unsere beiden Reisefuehrer nicht ueber die Ruhetage einig sind (Ellora ganz sicher Di, ev. Mo, Adjanta auf jeden Fall Mo), peilen wir erst Ellora an und sind positiv ueberrascht von der schoen gelegenen Anlage. Insgesamt 34 Hoehlen: 12 buddhistische aus 600-800/ 17 hinduistische aus 600-900, jeweils von oben in das Massiv hinein ausgehoehlt) sowie 5 Jain aus 800-1000 n.Chr. Viharas (offene Raeume mit einer Buddha-Figur im Hintergrund) wurden von Moenchen über eine Distanz von 2 km verteilt an den Abhaengen in den Fels gegraben. Wir finden neben nur wenigen anderen Autos und zu der Tageszeit noch ohne grosse Touristenbusse muehelos einen schattigen Parkplatz unter Baeumen. Nur vereinzelt sind Touristen verschiedener Provenienz unterwegs. Wir haben auf die im Reisefuehrer vermerkte Taschenlampe verzichtet, tragen aber 1 ½ Liter Wasser mit uns, das wir muehelos konsumieren waehrend der Besichtigung. Nur zu gerne geht man in die Hoehlen hinein, die kuehlen Stufen in die mehrstoeckigen hinauf, um sich da im Schatten von der Tageshitze zu erholen. Hoehle Nr. 16, zentral dem Eingang gegenueber gelegen, ist das Prachtsstueck in Ellora. 760 erstellt, ragt der sogenannte Kailasa Temple, ein Abbild von Mount Kailash, Shiva's Heimat im Himalaya, aus dem 81 m langen, 47 m breiten und am hintern Ende 33 m hohen Hof heraus. Obwohl noch 1 ½ mal so hoch wie der Parthenon in Athen, verlangte das eine Gestaltung nur mit Hammer und Meissel und eine damit verbundene Entfernung von 200'000 t Gestein. Nur gerade um diesen Tempel, umgeben von Galerien und von zwei grossen Stein-Elephanten an der Front bewacht, mit seinen feinen Bildhauerwerken und Skulpturen zu besichtigen, muss man als Fremder 10.- $ Eintritt bezahlen. Die zu empfehlende Uebersicht darauf sowie die Rundsicht auf die Umgebung sowie der Besuch der restlichen Hoehlen ist erstaunlicherweise kostenlos. Wir muehen uns in der Hitze ab, kapitulieren aber schliesslich, ohne die 1 km noerdlich im Abseits gelegenen Jain-Tempel auch noch erkundet zu haben. Noch am spaeten Nachmittag fahren wir weiter, gluecklicherweise auf einer Abkuerzung weit an Aurangabad vorbei direkt via Phulambri -Shillod nach Adjanta.
Das Umfeld der Ajanta Caves nahe Fardapurh wurde touristisch neu sprich ertragsreicher gestaltet. Schon zum Zugang zum Parkfeld will man R. 35.- wie fuer grosse Busse von uns statt der angeschlagenen 15.- R., so dass wir demonstrativ ausserhalb des Gelaendes am Strassenrand parken, dann aber als Fussgaenger doch noch 5.- R. pro Kopf fuer die Amenities bezahlen muessen. Für diesen finanziellen Tribut wird man durch eine Zone voller Souvenir-Laeden und - Haendler gelotst - der einzige Zugang zu relativ neuen, knallgruenen Shuttle Bussen (10.- R. A/C oder 6.- no A/C pro Kopf und Weg). Dafuer hat man dann dafuer bei der Kassa (am alten Eingang) bis auf eine Handvoll Kristall- und Postkarten-Haendler fast seine Ruhe. Fuer 450.- R. kann man sich mit einer Saenfte die steilen Treppen hinauftragen und an die 29 buddhisitschen Caves, die aeltestens in deren Mitte, entlang tragen lassen. Diese sind in Hufeisen-Form entlang dem Waghoro-River angeordnet. Sie stammen aus der Periode von 200 v.Chr. bis 650 n. Chr. Waehrend sich Ellora seinerzeit entwickelte, verzeichnete der Buddhismus generell einen Rueckgang. Die Adjanta Caves wurden verlassen und gerieten schliesslich gar in Vergessenheit. Erst 1819 wurden sie von einer britischen Jagdgesellschaft wieder entdeckt. Heute figurierern sie ebenfalls auf der Liste der World Heritage Sites of Unesco (Weltkulturerbe).
Von nun an heisst es staendig Schlapfen an und ab. Es ist grausam feucht in den gut ausgeleuchteten Hoehlen. Ueberall wird mit das Innere mehr oder meist weniger Erfolg klimatisiert, entfeuchtet und mit chemischen Methoden Waende, Reliefs und Statuen behandelt, um dem Verfall vorzubeugen. 5 der Hoehlen sind Chaityas (Versammlungs-Hallen) mit Dagobas (mit domfoermigen Buddha-Schreinen) am Ende, um die man die Kora machen kann und 24 Viharas (Wohnzellen - ebenfalls mit dem obligaten Buddha im Hintergrund in einem separaten kleinen Raum). Bis auf wenige sind die Caves sehr gut erhalten und die gemalten Szenen gut erkennbar, die Pfeiler je nach Fertigstellungsgrad mit Ornamenten geschmueckt.

Im letzten zugaenglichen Raum stossen wir auf einen sich liegend erholenden Buddha, und auch wir sind frei fuer eine Pause. Wir ersparen uns den Anstieg zum Aussichtspunkt ennet des Flusses und sitzen dafuer eine Zeit lang an einer guenstigen Stelle auf den Treppenstufen, wo ein herrliches Windchen etwas Abkuehlung bringt, und betrachten die Mitglieder der schweizerischen, japanischen und franzoesischen Reisegruppen, wie sie von ihren jeweiligens Guides oft bis ins kleinste Detail der Entstehung eingeweiht werden.
Wir beschliessen, an diesem Tage nur noch bis Aurangabad zu fahren, was in Anbetracht der Stadtgroesse und den quirligen Vororten sowieso laenger dauert als gehofft. Wir suchen Unterschlupf an der Station East Road beim MTCD Holiday Centre und entschliessen uns, die etwas hoehere Standgebuehr als gerechnet, die Kosten fuer zwei Dormitory Betten von total 327.- R. zu akzeptieren, um dafuer vom weiteren Suchen nach einem geeigneten Platz entbunden zu sein. Dafuer stossen wir in der Naehe auf ein recht rassiges Internet-Café mit Broadband-Anschluss und finden uns zum Schluss im "Food Lover" zu einem schmackhaftes Abendessen, derweil draussen ein Gewitter niedergeht und starker Regen einsetzt.
Durch eine laendliche Gegend rollen wir weiter suedwestlich. Die Baumwollfelder liegen hinter uns, nun pflanzt man vielfach Gemuese und Zuckerrohr, Mais und anderes Getreide an. Heute zeigt sich wieder die Sonne, aber im Laufe unserer Fahrt wird die Gegend eher trockener. Wichtig ist hier vor allem der Besitz einer Wasserpumpe, womit aus den Bachlaeufen das kostbare Nass gepumpt wird, das dann die Felder zum Ergruenen und in der Folge kuenftiges Einkommen bringt. Nicht in Ahmadnagar sondern erst in Shirut schaffen wir es nicht, die richtige Abzweigung zu erfragen. Ganze Heerscharen von Fussgaengern und Tuktuks verstopfen da diese Strasse. Unzaehlige kleine Verkaufskarren und Glacé-Waegeli werden muehsam auf dem holprigen Trassee vor sich her gestossen. Zwischen kleinen Huegeln haben sich Tausende, fast ausschliesslich Maenner, versammelt. Die offenen Transporter werden von ihrer Fracht befreit: Zebu-Bullen von meist stattlicher Groesse stehen zwischen diskutierenden Gruppen angebunden. Nach und nach werden sie paarweise fortgefuehrt oder wenn bockig, an Traktoren gebunden und so mitgezogen und vor kleine niedrige Karren, die mit Bildern der Goettin Durga und Pfauenfedern-Buescheln geschmueckt sind, gespannt.
Wir wollen uns diese Ochsen-Rennen nicht entgehen lassen und streben dem groessten Auflauf, dem Start zu. Durch eine enge Gasse starten die Gefaehrte mit 2 Paaren Ochsen und werden wie wild von den Zuschauern angefeuert. Um den Segen der Goettin zu erhalten, werden sie mit der oranger Farbe ueberpudert. Meist reitet einer der Betreuer oder der Besitzer auf einem Pferd voran durch die enge Menschengasse huegelan. Erst kurz vor dem Erreichen oeffnet sich das Ziel und die Menschen stieben auseinander. Immer wieder lassen sich die temperamentvollen Bullen danach nicht bremsen und rennen weiter, scheuchen ganze Gruppen Leute auf oder sind noch ausserhalb des Gelaendes noch im vollen Karacho zu sehen. Von einem Turm wird mit Lautsprecher dieser Anlass lautstark kommentiert, die Teilnehmer vorgestellt und die erreichten Resultate verkuendigt. Als wir uns naehern hoeren wir schon eine Verkuendung, die von "americansi" spricht und schon werden wir hoeflichst aufgefordert, einem etwas englisch Sprechenden zu Folgen. Als grosse Ehre duerfen wir auf einer Bambusleiter eine Betonplattform erklimmen und von da aus zusammen mit den Zeitnehmern und Kommentatoren den Anlass ueberblicken. Das Mikrophon wird uns in die Haende gedrueckt. Erst dankt Fredy auf Englisch für die Ehre und den freundlichen Empfang und betonen, wie sehr wir unsere Reise in Indien und natuerlich diesen Zwischenhalt unter freundlichen Leuten geniessen. Ich wiederhole der Einfachheit halber dasselbe in schweizerdeutsch und ernte ebenfalls grossen Applaus, auch wenn niemand was versteht. Wir erhalten die besten Plaetze und werden mit Suessem, Bonbons und schliesslich mit Glacés versorgt und koennen unmoeglich ablehnen. Als wir dann schliesslich vom Podest steigen (es sollen immer noch gut 220 laufen und erst an die 30 haben das Publikum erfreut), muessen wir noch dem Besitzer des vorlaeufig ersten Gespanns die Ehre erweisen und seine Bullen fotographieren. Kein Wunder, dass es heute 15.ooh wird, bis wir einige Kilometer spaeter endlich für den Mittagsimbiss halten.
Die Strassen werden an diesem Tage immer mickriger und loechriger. Wir haben Muehe, die richtige ueberhaupt zu finden, da hier nur noch alles in Hindi angeschrieben ist. Wir nehmen einen aelteren Mann mit, der aber weniger den richtigen Weg als den, den er fuer sich braucht, uns zeigt.
Bei Kalamb fahren wir ein kurzes Stueck auf der Route 50 nordwaerts, dann zweigen wir wiederum westlich ab und gelangen nach Junnar. Hier wiederholt sich das altbekannte Prozedere. Jeder Zweite hat ausser dem Namen des Ortes, in dem er wohnt, noch keinen anderen gehoert, so dass wir kein allzu gutes Gefuehl haben auf der Weiterfahrt. Doch, doch, die Strasse fuehre nach Mumbai, bestaetigt uns wenig spaeter ein halbwegs Schlauer. Da stimmt zwar, aber wie wir bald herausfinden, nicht auf direktem Weg. Vielmehr kommen wir auf 899 m Hoehe, koennen einerseits auf die bereits zurueckgelegte Strecke und andererseits auf einen vor uns liegenden, nirgends in unseren Karten verzeichneten und deshalb vermutlich neuen oder saisonalen Stausse heruntersehen. Bald passieren wir die kleine, unattraktive Malshej Hill Station und folgen dem einzigen Weg, der uns bleibt. Wenig spaeter praesentieren sich uns kahle Bergruecken und Feldsnadeln der West-Ghats in herrlicher Abendstimmung und wir muessen uns sputen, vor dem endgueltigen Einnachten einen Uebernachtungsplatz entlang Strasse Nr. 200 zu finden.
Nach unserem ungewollten Abstecher immer noch 153 km vor uns. Langsam aber sicher kommen wir von einem praktisch seit Junnar unbewohnten Gebiet wieder in gewohnte Verhaeltnisse zurueck. Happig an Verkehr ist dann die Gegend von Kalyan - das unvermeidliche Chaos schon im Einzugsgebiet von Mumbai, umsomehr als wir nicht von einer der Hauptzufahrts-Achsen aus uns den Weg suchen. Schliesslich bei Thane kommen wir in den Genuss des Eastern Express Highways mit den vielen Fly-overs, welche einem den Kampf um den Vortritt bei Kreuzungen und Kreiseln ersparen.
16 Mio. Einwohner hat Mumbai, die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra, und alle, so scheint es uns, haben heute etwas in der City zu erledigen! Zwischendurch verliere ich immer mal wieder die genaue Uebersicht im Strassengewirr, und wir bewegen uns mit dem Strom weiter. Die geordneten Verhaeltnisse des Vororts-Highways sind laengst hinter uns zurueckgeblieben - kein Wunder, dass wir die aeussere Tourist-Information an der Einfahrtsstrasse (trotz Stadtplan) nicht sichten. Irgendwann finden wir uns dann an der in jeder Stadt exisitierenden, meistens markanten MG (Matathma Ghandi) Road wieder, koennen uns in der Fort-Region wieder orientieren und mit etwas Geschick vorbei an den vielen Kolonialstil-Bauten vergangener Pracht zum Gateway of India durchschleusen. Waehrend wir lange Haelse nach einem fuer uns genuegend grossen Parkplatz machen, klopft jemand kraeftig an unserm Wagen-Hinterteil und bald taucht eine dunkle "Daechli-Kappe" am Fenster der Fahrerkabine auf: sie gehoert Erik, dem hollaendischen Ingenieur, letztmals getroffenen in Ali und bei Darchen in Tibet. Immer noch arbeitet er auf einem iranischen Schiff, das Pipelines auf dem Meeresboden verlegt und derzeit vor Mumbai liegt. Heute hat er ausnahmsweise kurzen Landgang und glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er unsern Camper erblickte und uns dank des Verkehrsgewimmels zu Fuss einzuholen vermochte. Da verfliegt die Zeit bei kalten Drinks und Club-Sandwich im Leopold Cafe in der Colaba Causeway rasch, bis sich unsere Wege wieder trennen.
Das YWCA hier in der Madame Cama Road ist hoechstens vielleicht preiswert, aber wegen der beengten Platzverhaeltnisse und des derzeitigen Umbaus kein Geheimtip fuer Camper. Waehrend man uns am offiziellen Parkplatz beim Memorial nicht will und in den schattigeren Seitenstrasse sofort ein amtlich- oder selbst-ernannter Parkwaechter mit gedruckten Gebuehrenzetteln zu 100.- R. pro Stunde auftaucht, bleiben wir direkt am Wasser unweit des alt-ehrwuerdigen Taj Mahal Hotels von ihnen wie auch von den Passanten komplett unbehelligt. Von hier aus erkunden wir die Gegend um den Oval Maidan und den Wellington Circle, welche uns noch halbwegs bekannt vorkommen. Als wir endlich die Verkaufsstelle für die Lonely Planet-Reisefuehrer am Nariman Point gefunden haben, ist es mehr als 17.ooh, alle Angestellten bereits in Aufbruchstimmung zum Feierabend und wir sowieso an der falschen Adresse. "Meet the Fockers" spielt man im Regal Cinema, und da man keine Tickets fuer die Nachtvorstellung im Vorverkauf erwerben und deshalb fuer 22.ooh dann anstehen muss, entscheiden wir uns kurz entschlossen fuer die Abendvorstellung um 19.3oh. Danach knurrt uns der Magen, und der Einfachheit halber suchen wir nochmals das Leopold auf, wo sich eine bunte Gaesteschar aus Travellern, Hoteltouristen und Einheimischen trifft und zu vernuenftigen Preisen und recht rassigem Service den Magen mit continental, chinesischen oder indischen Speisen fuellen kann. Ein CoffeeDay haben wir noch nicht erblickt, dafuer aber die Konkurrenz Barista entdeckt, wo ebenso guter Capuccino serviert wird. Die Bettschwere spueren wir schon, als wir uns auf den Rueckweg an die Waterfront machen. Ein herrlicher Wind durchlueftet unsern Camper. Es kuehlt auf angenehme 20o C ab - unserm verdienten Schlaf steht nichts im Wege.
An die J. Shankar Sheth Road schaffen wir es irgendwann im Verlauf des Morgens - Das Geschaeftsleben erwacht in Indien sowieso erst um 10.00h. Ich hatte mir wegen des hochtrabendenden Namens New Majestic Shopping Centers schon leise Hoffnungen auf "kultiviertes" bequemes Einkaufen, ja vielleicht eines reichhaltigen Supermarktes, gemacht. Ohne Hinweise von Einheimischen haetten wir das Gebaeude nicht mal beachtet, so vergammelt ist es. Immerhin bietet sich in im in Basement 2, zu gut Deutsch im 2. Untergeschoss untergebracht vollgestopften Buchlager des India Book Distributor Ltd. eine gut dotierte Auswahl an Lonely Planet Reisefuehrern in jeweils den neusten Ausgaben an. Da kommt uns nachher unser zweites Ziel, der Crawford Markt beim L. Tilak Marg gerade recht. Hier gibt bei unzaehligen kleinen Haendlern eine grosse Auswahl an Lebensmitteln, sogar Fleisch und vor allem Huhn und natuerlich Fruechten und Gemuesen. Nur ist es kein erholsames bequemes Einkaufen - staendig muss man um jeden einzelnen Posten feilschen, will man auch nur einigermassen gerechte, wenn auch immer noch auf Touristen angepasste sprich erhoehte Preise bezahlen.
Wir setzen das Sightseeing fort und fahren nach einigen Verirrungen dem Marine Drive entlang, um uns die gross-staedtische Ansicht von Mumbai nicht entgehen zu lassen. Die Stadt-Beach Chowpatty entpuppt sich als unerwartet sauberer, jetzt in der Tageshitze kaum besuchter Sandstrand.
Wir kommen zum Schluss, dass wir bei der schon eindruckvollen Hitze nichts mehr hier verloren haben und bewegen uns der westlichen Seite der Landzunge von Mumbai entlang stadtauswaerts. Wir passieren die Haji Ali Moshee auf einer kleinen Insel, die der Kueste ca. 200m vorgelagert und zu Fuss nur bei Ebbe zu erreichen ist. Am oberen Ende der Mahim Bay stoppen wir in einer der kleinen Sackgassen, die direkt ans Wasser fuehren, um etwas zu essen. Obwohl einige Jugendliche da sich im Meer vergnuegen, koennen wir trotz der feuchten Hitze leicht dem Baden entsagen. Das Wasser ist truebe und erlahmt einmal für kurze Augenblicke der Meerwind, bekommt man eine Nase voll von noch umliegenden oder halb-verbrannten Abfall-Ueberresten.
Auf dem Strassenplan erscheint die Fahrt aus der Stadt ein Kinderspiel zu sein. Effektiv dann sind die Abzweigungen nicht oder nur in Hindi markiert, die gross eingezeichnenten Kreuzungen entsprechen nicht dem wahren Masstab oder sind von Haendlern, Taxis und gar Kuehen verstellt, so dass man sie zu spaet wahrnimmt. So wursteln wir uns denn alles anderes als auf der Direttissima durch. Suedlich entlang des Internationalen Airports Chhatrapati Shivaji durchqueren wir ein Quartier, das an Verschmutzung alles bisher gesehene in den Schatten stellt. In engsten Buden und Verschlaegen hat ein auf Entsorgung spezialisiertes Gewerbe da seinen Gelaende gefunden. Alle moeglichen Apparate und jegliche vorstellbarer Maschinen oder Fahrzeuge werden hier praktisch auf der Strasse und in den schmalen Gassen in Einzelteile zerlegt. Dass ein relativ breiter Arm des Mahim Rivers sich ebenda durchzieht, ist als weiter Standort-Vorteil zu betrachten. In ihm kann man alle sich ergebenden Fluessigkeiten verschwinden lassen - schwarz vor Dreck ist er sowieso schon! Der Moloch Verkehr windet sich durch diese inzwischen laengst zu kleine Strassen, um zig Ecken und erschwerend hier auch noch um die vielen neu erstellten Pfeiler und Pfosten der sich im Bau befindlichen, nur teilweise schon halbseitig befahrbaren Hochstrassen. Auf jedem freien Flecken ist ein Geschaeft oder Verkaufsstand platziert, Fahrzeuge parkiert oder aus aermlichsten Occasions-Materialien traurigste Behausungen, Huetten und Zelte erstellt. Dazwischen spielen Kinder und mittendrin suchen sich in aller Seelenruhe noch heilige Kuehe im immer praesenten Unrat ihr Futter zusammen.
Wir atmen auf, als wir den Y. Chavan Marg erreicht haben und auf einer Art Autobahn ueber den sumpfgesaeumten Thane Creak die Grosstadt verlassen. Solange wir auf dem je 3-spurigen Pune-Toll-Highway bleiben, kommen wir recht flott voran. Nicht fertiggestellt sind jedoch die Abfahrten davon. Schon bald kurven wir deshalb durch den rotbraunen Dreck der Baustellen und fragen uns bei Panvel nach dem Anschluss an unsere geplante Route HW 17 durch. Nach dem Tanken und Wasserfuellen verpassen wir die erstem Gelegenheiten, in relativ trockenem Gebiet uns auf einen der Huegel entlang der Strasse zur Uebernachtung zu verziehen. Als dann 18.ooh naeherrueckt, befinden wir uns in einem Gebiet, wo Feld an Feld stoesst und diese Aecker nur durch erhoehte Fusspfade oder aber Bewaesserungsgraeben von einander getrennt werden. Die letzten Sonnenstrahlen zeigen uns endlich wieder einen fahrbaren Pfad ab der Hauptstrasse. Uns bleibt kaum Zeit, das letzte Tageslicht, das Abendrot und einige letzte, noch den wenigen Muecken nachschwirrenden Voegeln zu beobachten, bis die schmale Mondsichel (gestern war Neumond) sich am Sternenhimmel zeigt. Nur ein Bauer schaut kurz vorbei, verzieht sich aber bald wieder. Als das Nachtessen lind ist, sind wir schon nicht mehr allein. Zwei Vertreter der oertlichen Polizei fahren vor und teilen uns via einen Uebersetzer mit, dass wir es unterlassen haetten, die Obrigkeiten hier von unserer Anwesenheit zu informieren. Sie lassen sich aber gluecklicherweise von Fredy mit seine Entschuldigung und dem Hinweis, wir haetten den Bauern vorher um Erlaubnis gefragt, beschwichtigen und ersparen uns so an diesem Abend einen Platzverweis. Die kurvige Strasse zieht sich endlos durch die Gegend. Ein steter Begleiter, mal links mal rechts der Strasse, ist auch die Eisenbahnlinie.
Wir gelangen bald nach Start am Samstag in hoehere Regionen. Das sind hier schon gut 400 m, da wir praktisch auf Meereshoehe uebernachtet haben. Die ganze Flaeche wird hier landwirtschaftlich genutzt und immer wieder durchziehen noch wasserfuehrende Flusslaeufe und kleine Seelein das Land. Auf den zur Zeit abgeernteten Feldern werden die letzten Strohhalme abgebrannt, um mit der Asche die Felder zu duengen. Deshalb fahren wir fast den ganzen Morgen durch diesige respektive durch den Rauch truebe Gegend, die wegen der viele, typisch bis auf Stamm und dicke Aeste gekroepfte Baeume fast bizarr wirkt. Route 17 befindet sich im Ausbau, ist aber vielerorts bereits von komfortablem Standard. Bei Chiplun umfahren wir einmal mehr einen entweder grossen Flusslauf und/oder einen Auslaeufer vom Meer. Fuer den Mittagshalt finden wir in der baumreichen Gegend ein Stueck alte Strasse mit unversehrten, schattenspendenden Baeumen. Als wir um 14.30h starten, hat sich der bis anhin lockere Verkehr aufgeloest. Ausser uns schaukeln nur wenige durch die heisse Landschaft. Die Laster stehen praktisch alle bei kleinen Stationen, die Chauffeure schlafend im Schatten.

An zwei Kontrollstellen mit geoeffneten Schlagbaeumen lassen uns die Unifomierten mit einem pruefenden Blick auf unser Schweizer Wappen, unsicher ob "rotes Kreuz", ohne Halt passieren. Beim dritten Checkpoint durch einen Slalom mit mobilen Gittern kann sich der Beamte lange nicht entscheiden, ob wir für eine Kontrolle und ein eventuelles Weggeld gut sind, und als er schliesslich zur Pfeiffe greift, sind wir schon winkend durchgerollt und "hoeren" ihn nicht mehr. So erreichen wir ohne Komplikationen den kleinsten indischen Bundesstaat Goa. Die dschungelartig bewachsenen Haenge der West-Ghats sind eine natuerliche Grenze für die vielen Reisfelder und Palmenhaine, welche die Strandregion bedecken. 1961 wurde die 451-jaehrige portugiesische Kolonialzeit mit dem Einmarsch indischer Truppen beendet, aber natuerlich ist die meditarrane Atmosphaere noch immer praesent. In den 60iger-Jahren wurde diese Kueste von den Hipppies "entdeckt". Wenn es im Herbst in Kathmandu zu kalt wurde, rutschten sie runter an die damals idyllischen Straende. Auch heute noch haengen hier viele Aussteiger herum und angeblich hat jede Strandgegend ihr eigenes Publikum. Die einstigen Hippies sollen sich ganz im Norden bei Arambo aufhalten. Anjuna mit seinem weitaus bekannten Mittwoch-Flohmarkt, Vagato und Chapora sollen die Hochburgen der Techno-Szene sein, Pauschaltouristen finden ihr Glueck um Calangute und Baga waehrend die Individual-Reisenden eher die Straende um Benaulim und Palolem aufsuchen.
Wir drehen bei Mapusa, wegen eines Navigationsfehlers meinerseits erst im zweiten Anlauf, Richtung Kueste und es ist schon dunkel, als wir Vagator erreichen und salzige Meeresluft einatmen. Ausgeruestet mit den Koordinaten anderer Traveller und dank Hinweisen der Einheimischen finden wir dann innerhalb des Ortes auch nach Little oder Small Vatagor. Aber nur auf einen deutschen Iveco, dem Namen der aufgepinselten Homepage nach nicht unbedingt ein Gesinnungs-Genosse von uns, und einen slowenischen LKW mit aufgesetztem Wohnwagen, anscheinend ein Langzeit-Tourist, stossen wir. Dafuer kann man unbeachtet auf den Klippen oberhalb des kleinen Ortstrandes parken und zu Fuss in den nahen Restaurants sich verpflegen. Wir waehlen das TJCove und verzehren mit gutem Appetit eine leckere Fischmahlzeit. Sogar ein Internet-Café ist noch offen, aber leider finden wir kein Mail von sabana.ch vor, die wir in Goa zu treffen hoffen. Wir legen hier einen ersten Ruhetag ein obwohl die Umgebung bei Tage weniger romantisch als vielmehr auch von Schmutz und vielen Touristen beeintraechtigt ist.
Wir fahren auf den kleinen Zubringerstraesschen parallel zum Meer, umfahren Mapusa und sehen uns so auf dem Wege noch die verschiedenen Moeglichkeiten, an den Strand zu kommen, an. Dies ist jedoch sehr zeitraubend. Anjuna Beach ist wenig beeindruckend Runter zur Baga und Calungate Beach durchfaehrt man all die kleinen Privathaeuser, die Unterkunft und/oder Mahlzeiten anbieten. In der Naehe des Strands dann reiht sich ein Kleinhotel ans andere, hoechstens unterbrochen von Bars und Restaurants oder Souvenir-Laeden. Fuer uns ist diese Art Ortschaft wenig geeignet und wir beschliessen, zuegig auf den heuztigen Hauptort von Goa mit knapp 100'000 Einwohnern, Panaji, zuzuhalten.
Ueber die Mandovi Bruecke erscheint die Stadt beeindruckender, als sie dann im Erkunden zu Fuss ist. Im Ort selbst finden wir im Markt alle notwenigen Vorraete. Wir spazieren etwas den Strassen entlang, allerdings ohne grossen Enthusisasmus. Es ist inzwischen 13.30h geworden und die meisten Geschaefte haben ihre Rolladen geschlossen. So fluechten wir uns in ein CoffeeDay zu Sandwiches und Cappuccino, fahren dann die noch etwas attraktivere Hauptstrasse 18th June, parallel zur MG Road hinunter, wo man etwas bessere, aber immer noch kleine Laeden zwischen einigen der typischen Kolonialbauten aus der portugiesischen Periode findet. Einzelne Parks dazwischen werden relativ sorgsam gewaessert und verschoenern das Bild des kleinen, recht friedlichen Staedtchens.
Dem Mandovi River entlang fahren wir dann in der Hitze zur ehemaligen Hauptstadt Old Goa, welche schon vor Ankunft der Portugiesen ein floriender Ort war. In der Bluetezeit wohnten fast 300'000 Menschen in der heute fast unbewohnten Stadt. Sie wurde Sitz des Vizekoenigs und katholisches Erzbistums. Es zog auch die religioesen Order wie die Franziskaner und die Jesuiten hierher. Die derzeit glanzvolle Metropole wurde in einem Atemzug mit Rom genannt und das beruehmte Zitat stellte richtig: "Wer Goa gesehen hat, braucht nicht nach Lissabon zu fahren". In 1543 wurde die Bevoelkerung durch eine Seuchen fast komplett ausradiert und 1635 machten weitere Pest- und Cholera-Epidemien die inzwischen eingetretene Erholund und Entwicklung wieder fast zunichte. Niederlagen in Konflikten gegen die Marathen und spaeter gegen die Englaender besiegelten den Untergang der Stadt. Ende des 17. Jht. zaehlte sie nur noch 20'000 Einwohner und als 1759 als Panaji zur Hauptstadt ernannt wurde, gar nur noch 2'000. Die verarmten Patrizierfamilien verkauften ihre Villen als Baumaterial, weshalb aus der grossartigen Zeit fast nur noch beeindruckende kirchliche Bauten uebrig geblieben sind. Auf relativ kleiner Distanz besuchen wir den Konvent und die Kirche von St. Francis of Assisi und die Se Cathedrale sowie die St. Cajetan-Kathedrale, weiss leuchtende Gebaeude, alle etwa in der Mitte des 17. Jht. erstellt. Sie stehen dem interessierten Besuch kostenlos offen und praesentieren schoene Altare, vergoldetes Schnitzwerk, Stuckwerk an den Decken und Boeden aus alten Grabsteinen. Die Basilica Bom Jesus, im Gegensatz zu den andern in dunkelrotem Stein ohne Verputz, gilt als die bedeutendste Kirche Goa. Das 1605 fertiggestellte Gotteshaus birgt die sterblichen Ueberreste des heiligen Franziskus Xavier, der 1542 Goa erreicht und innert kuerzester Zeit Tausende von Menschen bekehrt hatte und spaeter seine Missionarstaetigkeit bis nach Japan und das heutige Malaysia ausdehnte. Alle 10 Jahre werden seine Gebeine den Glaeubigen gezeigt, letztmals 2004, zu welchem Anlass jeweils bis zu einer halben Million Menschen hierher reisen.
Gegen Abend umfahren Panaji auf Nebenstrassen durch kleine Doerfer mit ihren saftigen gruenen Reisfeldern, vielen Mangobaeumen und Palmen. Bei Pilar kommen wir zurueck auf die Ueberlandstrasse Nr. 17, von wo aus wir uns langsam nach einem Nachtplatz umsehen muessen. Bevorzugt waere eine schoene Loge am Meer, wozu wir einen Abstecher an die etwa 6-10 km entfernte Kueste machen muessen, aber unserem Infomaterial nicht entnehmen koennen, wo dieser auch erfolgversprechend ist. Die einsetzende Daemmerung zwingt uns, bei Majorda zu handeln. Das Straesschen ist schmal, ein Stueck weit muss Fredy aufs Dach sitzen und die herunterhaengenden Leitungen hochheben, waere ich den Iveco durchfahre. Schliesslich stehen wir nahe dem Meer. Ein ellenlanger flacher Strand breitet sich vor uns aus, leider aber getrennt durch eine niedrige Duene mit Stacheldraht-Hag, unweit davon eine einsame Hotelanlage mit gelangweilten deutschen und russischen Gaesten in deren vorgelagerten einfachen Strandrestaurants.

Bei den letzten Haeusern von Margao entdeckt Fredy am naechsten Tag eine Station Hochdruck-Reinigungsanlage. Mit einer Wartezeit von 1 Std. und 200.- R. sind wir dabei - unser Camper verliert sein Dreckkleid und leuchtet mal wieder weiss. Bei Bally drehen wir suedwestlich und fahren via Fatorpa Richtung Capo da Rama, daran vorbei am Schluss parallel der Kueste bis wir am Dienstag, 15. März, unser vorlaeufiges Etappenziel, das kleine Dorf Agonda direkt am Meer erreichen. Erfreut bemerken wir die erhoffte unverbaute Sandbucht und mit noch mehr Vergnuegen an deren suedlichen Ende unter Palmen mehrere Camper. Endlich mal wieder etwas Abwechslung und Erfahrungs-Austausch steht bevor mit:
Sonja + Michi im jap. 4x4 TCM-LKW aus der Schweiz (uns als sabana.ch aus dem Internet bekannt, mit denen wir schon oft E-mails ausgetauscht hatten), die Kathrin + Martin im Merc.LKW aus Muenchen, sowie zwei junge Burschen, Simon + Felix in einem orangen VW-Bus aus Stuttgart sowie Paulette + Emmet im Ford Transit aus Irland, die mit uns die naechsten Tage hier am Strand stehen.
Leider reisen Ineke + Pierre im Fiat Pilot-Camper aus Genf und die deutschen Doris + Wolfgang im Puch G schon am naechsten Tag (nach einem spontan organisierten BBQ, zu dem wir sofort herzlichst eingeladen wurden und als Beitrag unser Kilo gekochtes Riesencrevetten und einen China-Kohl-/Ruebli-Salat beisteuerten) schon ab. Dafuer stossen zwei Tage spaeter Jeanne + Lucas aus Bruessel, unterwegs in einem Toyota Landcruiser.

Die Tage vergehen nur wie im Fluge mit Baden im lauwarmen Meer, Lesen, Schwatzen, Relaxen. Die Sonne ist zu stark, als dass man sich tagsueber ihr aussetzen koennte. Zum Glueck haben wir schattenspendende Palmen und vor allem eine staendige Brise, welche die 35-40o C ertraeglich machen. An Tagen mit leichter Bewoelkung nimmt die Feuchtigkeit und Schwuele sofort zu, aber nachts sinkt die Temperatur wieder auf 20o C, womit einem erholsamen Schlaf nichts im Wege steht.
Am Suedende der Bucht kann man von den Fischern Fisch oder Scampi kaufen. Am spaeten Morgen kommt hier jeweils der Baecker vorbei mit sogar dunklem Brot und Kuchen. Im Ort Agonda kann man sich basis-maessig versorgen. In einigen kleinen Hotels, meist mit Blaetterhuetten am Strand, macht eine bescheidene Anzahl Individual-Reisender Ferien. Demzufolge hat es auch 3-4 ganz gute Restaurants. Wir lassen uns am Abend alle gemeinsam im Dunhill-Restaurant verwoehnen und lassen den barbauchigen Wirt mit betraechtlicher Kugel, die hoffentlich fuer seine gute Kost spricht, fuer uns die Arbeit uebernehmen. Chicken Tikka im Tandori-Stil (im Lehmofen gebacken) schmeckt mir bestens, waehrend Fredy sein typische Goa-Gericht, Curry-Coconut-Vegetable, geniesst.
Am Montag dann bewegen wir erstmals wieder den Camper und fahren ins nahe Chaudi zu Einkaeufen und ins Internet Baba. Auf dem Rueckweg besuchen wir erst das vornehme Continental Hotel und verzehren dort ein feines Club Sandwich am Pool neben dessen gelangweilten hauptsaechlich russischen Gaesten. Der Nachbarort Palolem ist viel lebhafter und wird vor allem von den Backpackern bevorzugt. Durch das kleine Oertchen zieht sich eine Kette von Verkaufsstaenden und den ganzen Sandstrand entlang steht ein kleines Guesthouse oder Restaurant neben dem andern. Da kommen wir komplett verschwitzt aber ganz zufrieden in unsere vergleichsmaessig idyllische Bucht von Agonda zurueck.

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